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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
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zum Tal hinabführte. Wenn der Regen nicht wäre, könnten sie bestimmt kilometerweit sehen, vielleicht sogar über das ganze Innere der Insel hinweg.
    Doch der Sturm über ihnen toste und peitschte den Regenum ihren Unterschlupf. Auf einmal kam Eleni der Gedanke, dass die Stürme auf dieser Insel eine besondere Bedeutung hatten. Was sollte sie tun, wenn die Insel ein weiteres Mal ihren Aufenthaltsort wechselte? Wenn sie nach diesem Gewitter plötzlich nicht mehr vor Kreta lag, sondern irgendwo anders auf der Welt?
    Eleni schnappte nach Luft. Auch Makaio war von der normalen Welt aus auf diese Insel gekommen. Hieß das, die Insel hatte ihn von seiner Heimat fortgerissen? Sie musste herausfinden, wie schlimm es sein konnte. »Woher stammst du eigentlich?«, flüsterte sie. »Ich meine, bevor du auf die Insel gekommen bist?«
    Makaio öffnete den Mund ... im selben Moment peitschte ein Blitz vom Himmel und schlug in der Nähe in den Wald ein. Der Donner kreischte, Holz zersplitterte. Als der Krach verstummte, hielt Makaio den Mund wieder geschlossen.
    Hatte er ihr etwa geantwortet und sie hatte es verpasst?
    Nein. In seinem verschlossenen Blick konnte sie lesen, dass er nicht antworten wollte.
    Makaio stand hastig auf und deutete nach draußen. »Hast du Hunger? Ich werde uns was zu essen besorgen.«
    »Du willst rausgehen?« Eleni starrte ihn entsetzt an. »Jetzt?«
    Makaio grinste schief. »Wieso nicht? Hast du etwa Angst, ich könnte vom Blitz erschlagen werden?«
    Eleni kniff die Augen zusammen. Ja, sie hatte Angst. Genau davor, dass ihr Großvater ihn mit einem einzigen, gezielten Blitz erledigte – aber davon wollte sie lieber nicht reden. »Nein, geh ruhig«, erklärte sie tapfer. »Ich passe hier auf, damit keine Raubtiere in unseren Unterschlupf kommen.«
    Makaio hielt inne. Auf einmal war er derjenige, der besorgt aussah. »Wenn du willst, nehme ich dich mit zum Jagen. Dann musst du hier nicht allein bleiben.«
    Eleni pfiff verächtlich durch die Zähne und machte eine abweisende Handbewegung. »Jetzt geh schon! Du musst mich nicht beschützen!«
    Makaio zögerte noch immer, aber schließlich duckte er sich unter der Kante des Felsvorsprungs und lief nach draußen. Nur Sekunden später verschwand er hinter dem Vorhang aus Regen und Nebel.
    Würden sich seine Beine bei so viel Wasser nicht in einen Fischschwanz verwandeln?
    Eleni musste grinsen bei der Vorstellung, wie er hilflos im Dschungel in einer Pfütze lag und wütend mit seiner Schwanzflosse auf den Boden klopfte.
    Aber wahrscheinlich wusste er, was er tat.
    Eleni zog ihre Beine eng an den Oberkörper und kauerte sich dicht an die Felswand. Obwohl die Luft noch immer warm und schwül war, fing sie an zu frieren. Ihr Magen schmerzte vor Hunger.
    Wo Philine jetzt wohl war? Wurde sie draußen gefangen gehalten, oder hatte sie wenigstens ein Dach über dem Kopf? Bekam sie zu essen? Genug zu trinken?
    Wieder wollten sich die Tränen in Elenis Augen drängen. Aber sie dachte an das, was Makaio gesagt hatte, und schluckte sie mit aller Gewalt hinunter. Das Raubtier sollte nicht ihre Schwäche riechen ...
    Das Nixenraubtier Makaio kannte ihre Schwäche bereits zur Genüge. So gesehen könnte sie einfach weiterheulen. Aber sie hatte sich vor ihm schon genug Blöße gegeben, und wenner zurückkam, sollte er sie nicht schon wieder mit rot verheultem Gesicht vorfinden.
    Allmählich wurde der Regen schwächer. Der silbrige Schleier vor ihrem Unterschlupf wurde dünner, bis das dunkelgrüne Dschungeltal hindurchschimmerte. Schließlich zuckten auch die Blitze immer seltener, die Donner glitten in der Ferne davon und hinter den letzten Regentropfen brach die Sonne hervor. Der Regen verstummte, bis nur noch ein leises Plätschern die Felsen hinabtropfte – und plötzlich konnte sie das ganze Tal sehen: ein weites dunkelgrünes Meer, das unter ihr in den letzten Sturmböen wogte. In drei Richtungen dehnte es sich fast endlos. Nur rechts und links wurde es von weit entfernten, bläulichen Bergen umrahmt – und geradeaus versank die grüne Weite in einem weißlichen Dunst, der ihren Blick nicht hindurchließ.
    Die letzten Wolkentrümmer trieben stürmisch über den Himmel davon, bis die Sonne so unerbittlich herabglühte, dass der Dschungel anfing zu dampfen. Innerhalb von Sekunden bildete sich dichter Nebel über dem Tal, verhüllte das Grün und stieg in den Himmel auf.
    Eleni spähte durch die seitliche Öffnung ihrer Höhle, durch die sie gekommen waren: Auch der

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