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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
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Höhlenöffnung herein, wirbelte die roten Haare der Meerjungfrau um ihr ausdrucksloses Gesicht. Kalte grüne Augen musterten Philines Körper, glitten über ihre Arme, ihre Beine, streiften suchend über ihr Gesicht.
    Philine wollte die Nixe anfauchen, aber es wurde nur eine klägliche, kleinlaute Frage: »Was wollt ihr von mir?«
    Die Nymphe reagierte nicht darauf. Sie fuhr ungerührt mit ihrer seltsamen Körperuntersuchung fort. Plötzlich schnellte ihre Hand nach oben und schnipste in die Luft.
    Philine zuckte vor ihr zurück.
    Die Nymphe beobachtete ihre Reaktion, als wäre sie ein Experiment. »Mensch!«, urteilte sie mit gefühlloser Stimme.
    Philine kräuselte die Stirn. »Was soll das?« Dieses Mal fauchte sie schon viel mehr.
    Die Nixe riss ihren Mund auf, eine Sekunde starrte Philine in ihren gierigen Schlund – als plötzlich ein fiependes Geräusch herauskam, so irrsinnig hoch, dass es in ihren Ohrenstach. Philine keuchte auf, presste die Hände auf die Ohren, aber das Fiepen drang hindurch, wollte ihr Trommelfell zerreißen.
    In der nächsten Sekunde verstummte es. Stattdessen setzte ein mehrstimmiges Fauchen ein.
    Es waren die anderen Hesperiden!
    Gleich darauf war es wieder still.
    »Göttin!«, erklärte die rothaarige Nymphe. Noch mitten im Wort schnellte ihre Hand nach vorn, eine spitze Kralle ritzte über Philines Arm.
    »Au!« Philine schrie auf, wollte vor der Nixe zurückweichen.
    Aber die Rothaarige griff nach ihrem Arm und zog ihn zu sich heran. Ihre Nase strich über Philines Oberarm, schnupperte an der langen blutigen Schramme. Im nächsten Moment zuckte ihre Zunge hervor, leckte blitzschnell über die Blutspur und verschwand wieder in ihrem Mund.
    Philine schrie erneut. Aber es tat nicht weh. Ganz im Gegenteil: Die Schramme auf ihrer Haut war verschwunden, als hätte die Zunge sie zusammengeklebt.
    Die rothaarige Nymphe hielt ihre Augen geschlossen, ihr Mund schob sich spitz nach vorne und bewegte sich, als würde sie das Blut auf ihrer Zunge hin und her schaukeln.
    Als sie die Augen wieder öffnete, sprangen schwarze Blitze heraus, blanke Wut spiegelte sich in ihrem Gesicht. »Nachtblut!«, spuckte sie aus.
    »Nur Nachtblut?« Es war eine der anderen Hesperiden. Plötzlich standen alle sieben um sie herum, auf menschlichen, schlanken Beinen.
    »Kannst du ihn nicht schmecken?« Die blonde Nixe klangverwundert. »Er wird sein Blut doch nicht überdecken. Dafür ist er zu stolz.«
    »Lasst euch nicht täuschen«, mischte sich die asiatische Nymphe ein. Sie drängte sich zwischen den anderen hervor und kniete sich vor Philine auf den Boden. »Er ist ein Meister der Täuschung. Also glaubt nicht, dass er seinen Spross ohne angemessene Tarnung in unsere Nähe lässt.« Ihre Hand schoss nach vorne.
    Aber dieses Mal war Philine schneller. Sie riss ihren Arm zurück und die Kralle am Zeigefinger der Nixe schlug ins Leere.
    Ein silbriges mehrstimmiges Lachen hallte durch die kleine Höhle. Es war ein spöttischer Chor, mit dem die Hesperiden über Philines Gegenwehr herzogen.
    »Menschengöttin!«, lachte eine schwarzhaarige Nixe, die aussah wie eine rassige Spanierin. »Talentiert und ahnungslos, stolz und hilflos.«
    Die anderen lachten noch spöttischer.
    Mitten in dem Gelächter kam der nächste Angriff, ritzte so schnell über Philines Oberarm, dass sie es erst bemerkte, als das Blut schon herauslief. Sie zuckte zurück, aber es war bereits zu spät.
    Die asiatische Nymphe lächelte triumphierend. Ihre Hand griff so fest nach Philines Arm, bis jeder Widerstand sinnlos war.
    Philine kniff die Augen zusammen und durchbohrte ihre Gegnerin mit ihrem Blick.
    Aber die Nymphe grinste nur umso zufriedener. Ganz langsam streckte sie ihre Zunge heraus. Es war eine spitze Zunge, viel länger als die eines Menschen. In der düsteren Höhleschimmerte sie dunkelblau. Philine konnte nicht aufhören, die Nymphenzunge anzustarren, während diese genüsslich über ihre Wunde strich, das Blut davon abwischte und die Haut darunter wieder verschloss. Schließlich schnappte die Zunge hoch, verspritzte ein paar Blutstropfen und schlug gegen die Nase der Nymphe. Mit einem schlürfenden Geräusch schleckte sie um ihre Nasenspitze, schmatzte und schnupperte, während sie das Blut darauf verteilte.
    Was machte sie da? Schmecken? Oder riechen? Oder beides zugleich?
    Philine verzog ihr Gesicht, doch sie konnte ihren Blick nicht von der mandeläugigen Nymphe lösen. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, wie die anderen

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