Insel der Rebellen
Nationalgarde einsetzen, Liebster.«
Bedrückt zog der Gouverneur einen Stuhl heran und setzte sich. Er hatte keine Ahnung, was er nun tun sollte, und war entsetzt, dass ihn niemand über den Ernst der Lage unterrichtet hatte. Immer gab es schlechte Nachrichten, wenn er zum Abendessen in die Villa zurückkehrte, ein Umstand, der seinem U-Boot wenig zuträglich war.
»Könnte mich vielleicht jemand aufklären?«, wollte der Gouverneur wissen.
Trader hätte gar zu gern eine Menge falscher Einzelheiten geliefert, aber er konnte sich lebhaft ausmalen, wie der Gouverneur auf die plötzliche Sprachbarriere reagieren würde. Der Pressesekretär gab durch Zeichensprache zu verstehen, dass Andy Crimm von den Ereignissen des Tages berichten solle, was dieser bereitwillig tat.
»Was schlagen Sie vor?«, fragte der Gouverneur Andy , nachdem er einer Geschichte gelauscht hatte, der es nach seinem Dafürhalten erheblich an Wahrheit und Klarheit mangelte.
»Ich denke auch, wir sollten kein Risiko eingehen«, erwiderte Andy. »Treffen Sie alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen, Sir, aber wir sollten die Sache auch eingehend untersuchen. Ehrlich gesagt habe ich den Eindruck, dass uns noch einige wichtige Details der Angelegenheit fehlen, obwohl Mr. Trader glaubt, alles beobachtet zu haben. Ohne Ihre Worte in Zweifel ziehen zu wollen«, wandte er sich an Trader, »aber das, was Sie meinen gesehen zu haben, und das, was tatsächlich passiert ist, könnten unter Umständen zwei Paar Schuhe sein. Ich habe da zum Beispiel zwei Fragen: Was ist mit dem Eimer geschehen? Und hat außer Ihnen noch jemand die Schießerei beobachtet?«
Durch Zeichensprache gab ihm Trader zu verstehen, dass er den Eimer entleert habe und dass es wohl keine weiteren Zeugen gegeben habe als die Krebse und die Forelle. Trader glaubte, damit sei die Sache erledigt.
»Wenn Sie den Eimer entleert haben«, stellte Andy fest, »lässt das darauf schließen, dass Sie die Krebse und die Forelle freigelassen haben, bevor die Auseinandersetzung stattfand. Denn es ist ja kaum vorstellbar, dass Sie zuschauen, wie ein Mensch bei lebendigem Leib verbrennt, und anschließend daran denken, die Krebse und die Forelle freizulassen, oder?«
Trader schüttelte verneinend den Kopf und erinnerte sich daran, wie die Krebse und die Forelle in einem Schwall Leitungswasser durch die Luft gesegelt waren. Sie waren in den Fluss geplatscht, und dann hatte der Kampf zwischen ihm und dem Angler begonnen, und sie hatten sich all die hässlichen Wörter an den Kopf geworfen. Wahrscheinlich hatte er den Eimer auf den Boden gestellt , oder vielleicht hatte es auch der Angler getan. Inzwischen hatte die Polizei den Eimer bestimmt gefunden und als Beweismaterial sichergestellt. Er wusste nicht genau, warum, aber er hatte das ungute Gefühl, der Eimer würde ihm noch einigen Ärger bereiten.
Der Gouverneur zündete sich eine kubanische Zigarre an. »Sagen Sie«, wandte er sich an Andy, »wenn wir die Krebse und die Forelle fänden, würde uns das helfen?«
»Das ist ja wohl das Dümmste, was ich je gehört habe«, mischte sich Regina ein. »Wie könnten die wohl helfen, und woher würden wir wissen, ob es dieselben sind, die wir freigelassen haben?«
»DNA«, erwiderte Andy. »Wenn sie Zellmaterial im Eimer zurückgelassen haben, und sei es auch nur eine winzige Spur, könnten wir die Frage mit absoluter Sicherheit entscheiden. Beispielsweise wissen die Leute gar nicht, wie viele Zellen ihre Augen abstoßen. Wenn Sie ihre Augen reiben, haben Sie Augenzellen an Ihren Fingern und hinterlassen sie auf allen Gegenständen, die Sie danach anfassen. Jedes Lebewesen, von eineiigen Zwillingen abgesehen, hat eine DNA, die sich eindeutig zuordnen lässt.«
»Dann haben die Krebse also vielleicht ihre Augenzellen im Eimer hinterlassen?« Der Gouverneur war fasziniert. »Woher wissen Sie das alles?«
»Ich habe mich schon immer für Rechtsmedizin und Kriminaltechnik interessiert, Governor. Mein Vater war Polizeibeamter in Charlotte.«
»Was macht er jetzt?«
»Er wurde im Dienst getötet, Sir.«
Der Gouverneur empfand tiefes Mitleid. Er hatte sich immer einen Sohn gewünscht und konnte mit seinen Töchtern wenig anfangen. Äußerst selten kam es vor, das s er ihre Gegenwart als angenehm empfand. Tatsächlich sehnte sich Bedford Crimm nach einem vernünftigen Mann als Gesprächspartner, und die Vermutung, Andy und seine Frau könnten eine Affäre haben, hatte er mittlerweile vollständig
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