Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Plantagenherrlichkeit ist es vorbei, aber vielleicht wachen Sie ja eines Tages auf und sitzen mitten in Ihrem beschissenen Vom Winde verweht.«
    Unique First hatte Vom Winde verweht nie gesehen oder gelesen, aber mit dem Titel konnte sie etwas anfangen. Sie war schon immer in der Lage gewesen, spurlos zu verschwinden. Wenn sie als Kind in die Häuser der Nachbarn eingebrochen war, konnte sie sich unsichtbar machen, indem sie die Anordnung ihrer Moleküle änderte. Sie folgte dem Kopfsteinpflaster des Shockhoe Slip und betrat die Tobacco Company, ein vornehmes Restaurant mit Bar in einem renovierten alten Tabakspeicher unweit des Flusses. Unique setzte sich in die Nähe des Klaviers, bestellte ein Bier und zündete sich eine Zigarette an, während sie die Ereignisse der vergangenen Nacht noch einmal Revue passieren ließ.
    Wenn sie ehrlich war, wurde es langweilig, als Lockvogel für die Autobahnpiraten zu arbeiten. Diese Straßenratten, mit denen sie sich vor ein paar Monaten zusammengetan hatte, waren kleinkariert und den größten Teil der Zeit zugedröhnt. Besonders ihr Anführer brachte sich mit Alkohol und Pot um den letzten Rest von Verstand und war so abgedreht, dass Unique nicht einmal mehr Sex mit ihm haben wollte. Sie streifte die Asche ihrer Zigarette ab und bestellte bei der Kellnerin noch ein Bier, als sie den Blick einer Frau auffing, die allein an der Bar saß.
    »Von hier?«, fragte die Frau. Unique spürte, dass es hier auf ein sexuelles Abenteuer hinauslief, als sie die Ausstrahlung der anderen und das Interesse in ihrem Blick wahrnahm.
    »Mal hier, mal dort«, antwortete sie ausweichend mit süßem Lächeln.
    »Oh. Darf ich mich setzen?« Sie stellte ihr Bier auf Uniques Tisch und zog einen Stuhl heran. »Ich heiße T.T. Ziemlich komisch, was? Wo jetzt alle von diesem Trooper Truth sprechen. Es ist idiotisch, aber plötzlich bildet sich jeder ein, ich wäre Trooper Truth, bloß weil ich mit T.T. anfange und mal für die Schülerzeitung geschrieben habe. Sie denken, ich will es nur nicht zugeben.«
    Unique erwiderte T.T.s langen Blick und nahm einen Schluck Bier.
    »Also, ich bin es nicht«, fuhr T.T. fort. »Aber ich wünschte, zum Teufel, ich wäre es, wenn sie daraus so 'n Gewese machen: Wer ist Trooper Truth? Wer kennt die Wahrheit über Trooper Truth? Als wäre er Robin Hood oder so was. Hast du irgendeine Idee? Jedenfalls hast du tolles Haar. Da bist du bestimmt ständig am Kämmen.«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Unique, während T.T. nervös mit dem Fuß wippte und herumzappelte wie ein verliebter Teenager.
    »Mein Auto hat 'ne Panne. Kannst du mich nach Hause fahren?«
    »Klar!«, sagte T.T. »Kein Problem. Mensch, du hast 'ne tolle Stimme. Tut mir Leid wegen deinem Auto. Ist schon beschissen, wenn das Auto streikt.«
    Während T.T. weiterschwafelte, knallte sie einen Zehner auf die Theke und zog ihre Motorradjacke an. Gewöhnlich hatte sie nicht so viel Glück, wenn sie versuchte, Frauen aufzureißen. Höchste Zeit, dass es endlich mal klappte. T.T. arbeitete in einer Behörde, in der niemand über ihr Privatleben Bescheid wusste. Im Büro wurde weibliche Kleidung von ihr erwartet, Röcke und Ähnliches. Die einzige Möglichkeit, ihrer Einsamkeit zu entkommen, war , sich abends und am Wochenende aufzustylen und in Bars rumzuhängen. Das war teuer und meist erfolglos, deshalb zitterten ihr jetzt die Hände vor Aufregung, als sie Unique die Beifahrertür ihres alten Honda aufschloss.
    »Wohin?«, fragte sie, als sie in die Cary Street einbogen.
    »Lass uns zu den Docks hinunterfahren, du weißt schon, hinter dem Kanal. Ich schau so gern auf den Fluss. Wir könnten auf Belle Island spazieren gehen«, antwortete Unique mit ihrer zarten, sanften Stimme und dachte an ihr Projekt, während es in ihren Schläfen pochte und eine uralte Wut sich brennend in ihr Gehirn fraß.
    Wenige Minuten später stiegen sie aus dem Honda und traten ans Wasser. Die kalte Septemberluft spielte mit Uniques Haar, als wäre es schwarzes Feuer. Sie waren ganz allein, und von fern drang in Uniques Bewusstsein der Gedanke, wie unglaublich naiv T.T. war, einer vollkommen Fremden hierher zu folgen. Wie kam sie überhaupt darauf, Unique könnte die gleiche Neigung haben und sich für sie interessieren? Die anderen waren genauso töricht gewesen. Unique ergriff T.T.s Hand und zog sie über die Fußgängerbrücke, die nach Belle Island führt. Während des Bürgerkriegs hatte man dort Soldaten der Union gefangen gehalten;

Weitere Kostenlose Bücher