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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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zurechtzumachen, als sie in ihrer tristen Wohnung, die ihr wohlhabender Vater, ein angesehener Arzt, bezahlte. Zwar nahm sie jede Hilfe von ihm an, verachtete ihn aber ansonsten. Unique lag nackt auf dem Bett mit dem schwarzen Überwurf und sortierte die Polaroidfotos der verschiedenen Menschen, die sie im Laufe der letzten Jahre umgebracht hatte. Doch während sie ihre Verbrechen erneut durchlebte, empfand sie dieses Mal nicht die übliche Spannung und sexuelle Erregung, denn sie fürchtete sich ein wenig.
    Als Smoke und sie gestern Abend von der Tankstelle geflohen waren, war ihnen der kleine Mexikanerjunge in dem heruntergekommenen Grand Prix aufgefallen, und Unique hatte Smoke befohlen, ihm zu folgen. Unique hatte sich keine Mühe gegeben, ihre Moleküle in die Unsichtbarkeitskonfiguration zu bringen, als sie in die Tankstelle ging, denn es war schon sehr spät. Zwar hatte sie den Grand Prix gesehen, doch nicht bemerkt, dass sich der Fahrer ganz in der Nähe befand, denn in der Telefonzelle brannte kein Licht. Und so war Unique nicht unsichtbar gewesen, als sie der Tankwärterin das Hirn rauspustete. In dem Augenblick, als sie den Laden verließ, stürzte der Mexikaner aus der Telefonzelle und raste in seinem Auto davon.
    Smoke war es nicht gelungen, an dem Grand Prix dranzubleiben, und nun musste Unique damit rechnen, dass da draußen jemand herumlief, der der Polizei ein e genaue Beschreibung von ihr liefern konnte. Sie starrte auf das blutige Foto von T.T. und dachte daran, wie sie auf der Leiche gehockt und sie mit dem Teppichmesser aufgeschnitten hatte, während T.T.s noch warmes Fleisch und Blut eingingen in Uniques Projekt und von ihrer unersättlichen Dunkelheit verschlungen wurden. Jedes ihrer Opfer wurde ihrem Wesen einverleibt. Schon vor langer Zeit hatte der Nazi ihr mitgeteilt, dass diese gewaltsame sexuelle Transsubstantiation - ihr Projekt -erforderlich war, um den Nazi am Leben zu erhalten. Und dass auch Unique sterben müsse, wenn er sterben sollte.
    Uniques ängstliche Augen wanderten durch das Schlafzimmer, über die billigen schwarzen Möbel, die schwarzen Kerzen, die Räucherstäbchen und die NaziDevotionalien, die sie angefangen hatte, übers Internet zu sammeln, nachdem sie sich geschworen hatte, alle Leute zu vernichten und sich einzuverleiben, die nach Maßgabe ihres Projekts kein Recht auf ein menschliches Dasein hatten. Sie nahm ein weiteres Polaroidbild zur Hand und erging sich in Phantasien über den blonden Undercover-Cop, dessen Identität sie noch immer nicht kannte. Aber schon bald würde ihr Projekt sie vereinigen, und ungeachtet der Tatsache, dass er sie kaum wahrgenommen hatte, als sie ihn das erste Mal in Fred's Mini Market gesehen hatte und ihm anschließend nach Hause gefolgt war, konnte sie es nicht riskieren, dass er sie wiedererkannte. Und was, wenn der Mexikaner ihm ihre Beschreibung gäbe?
    Unique stand vom Bett auf und sah sich in dem großen Spiegel an. Ihre nackte Haut schimmerte wie Seide, und sie schüttelte ihr rabenschwarzes Haar, bevor sie begann, es mit dem Teppichmesser abzuschneiden. Büschelweise fielen die Haare auf ihre nackten Füße, und der Nazi befahl, alles, was übrig blieb, weißblond zu färben un d ihre Entscheidung, Smoke nicht zum Rennen zu begleiten, zu revidieren. Unique hatte vorgehabt, den blonden Cop ihrem Projekt einzuverleiben, während die Straßenpiraten so taten, als wären sie eine Boxencrew, doch nun hatten sich die Dinge geändert. Sie musste den Mexikanerjungen finden und ihn für immer zum Schweigen bringen. Aber vielleicht war es schon zu spät. Vielleicht hatte er der Polizei längst ihre Beschreibung gegeben.
    »Zeig ihn mir«, sagte sie sanft zu ihrer Dunkelheit. »Zeig mir das Projekt.«
    »Du wirst das Projekt finden«, antwortete sie sich selbst in einer tiefen Stimme, die wie aus dem Jenseits klang.
    »Ja.« Sie lächelte ihrem Spiegelbild zu, während das Verlangen in ihr wuchs. »Bald. Bald«, versprach sie dem blonden Cop.
    »Schon bald wirst du ein einzigartiges Erlebnis haben.«

SECHSUNDZWANZIG
    »I bin ganz schlacht«, teilte Fonny Boy den Piloten über Bordfunk mit, während er und Dr. Faux zitternd im hinteren Teil des Jayhawk saßen und ihre Luftkrankheit bekämpften. »I fuhl mi, wi wo i mit mei Driär groscht bin, än Stürz tan han un in mei Kutz falle bin.«
    Die traurige Anekdote aus Fonny Boys Kindheit, als er zu schnell auf seinem Dreirad fuhr, vornüberfiel und sich auf seine Kleidung erbrach, blieb der

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