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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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warf die Zigarette fort und begann zu rennen, womit er Macovich sofort auf sich aufmerksam machte. Der erkannte den Mexikaner wieder, den er an Hooters Mautstation angehalten hatte. Auch Macovich warf seine Zigarette fort und sprang aus dem Auto, um Cruz zu verfolgen.
    »Stehen bleiben, oder ich schieße!«, brüllte Macovich, während er seine Pistole zog.
    »Ja, ich habe schon daran gedacht, mich zu erschießen«, sagte Regina zu Barbie Fogg. Keine von beiden ahnte, was sich zur gleichen Zeit auf dem Parkplatz abspielte. »Aber ich habe keine Waffe.«
    »Da bin ich aber sehr beruhigt!«, sagte Barbie erleichtert.
    »Ich weiß nicht, was mit mir los ist.« Regina weinte hinter der geschlossenen Tür von Barbies Büro, dessen Einrichtung aus einem blau lackierten Schreibtisch, einem rosafarbenen Sofa und einer Unmenge von Seidenarrangements in beruhigenden Pastellfarbe n bestand. »Ich komm mir vor, als wäre ich von einem anderen Planeten. Ich denke, ich sage das Richtige, dabei trete ich allen dauernd auf die Füße. Ich habe überhaupt keine Freunde, und selbst wenn ich einen hätte ...« Sie blickte auf ihre Armbanduhr.
    »Na, ich denke, vor etwa drei Stunden hatte ich noch einen, aber das ist vorbei. Ich glaube, das war die längste Unterhaltung, die ich je gehabt habe. Auf jeden Fall hat mir noch nie jemand so lange zugehört«, fügte Regina kläglich hinzu.
    »Wer war dieser Freund, den Sie vor drei Stunden noch hatten?« Barbie lauschte aufmerksam in ihrem lavendelfarbenen Stuhl.
    »Andy. Erst durfte ich seine Partnerin sein, und dann konnte er mich plötzlich nicht mehr ausstehen.«
    »Seine Partnerin? Also ist er ihr Freund oder war es jedenfalls?« Barbie war ein wenig überrascht.
    Wenn sie jemals eine Frau gesehen hatte, die auf Männer vollkommen reizlos wirken musste, dann war es dieses arme Ding. Die junge Frau brauchte dringend eine radikale Runderneuerung. Wenn man Barbie diese fast aussichtslose Aufgabe übertragen hätte, hätte sie vermutlich bei Reginas Farbgebung angefangen, obwohl die schwierig zu bestimmen war. Reginas blasse, vernachlässigte Gesichtsfarbe und ihr dunkles Haar ließen sich sicherlich durch starke Farben betonen, zum Beispiel Kohlschwarz oder Rot, doch Barbie war überzeugt, dass nur äußerst weibliche Frauen Farben tragen konnten, die so nachdrücklich Stärke und Durchsetzungsvermögen signalisierten.
    Auf keinen Fall durfte Regina etwas tragen, was ihre Aggressivität noch unterstrich. Vielleicht würde ihr Erscheinungsbild sanftere Konturen gewinnen, wenn si e 35 Kilo abnahm, Make-up auflegte, sich einen vernünftigen Haarschnitt zulegte und ihr Gesichtshaar entfernen ließ, dachte Barbie.
    »Nein, er war nicht mein Freund«, sagte Regina in einem entrüsteten Tonfall, der ihre verletzten Gefühle und ihr extrem negatives Selbstbild erkennen ließ.
    »Haben Sie oft Kopfschmerzen?«, fragte Barbie.
    Regina putzte sich lautstark die Nase. »Natürlich. Wie sollte jemand in meiner Situation nicht ständig unter furchtbaren Kopfschmerzen leiden?«
    Oje, dachte Barbie. Sie würde diesem armen Mädchen praktisch alles beibringen müssen, auch wie sich eine Dame die Nase putzt.
    »Sie machen ein viel zu finsteres Gesicht, dabei runzeln Sie die Stirn und haben schon viel zu viele Falten«, bemerkte Barbie. »Ich glaube, hier könnten wir mit Botox arbeiten. Ich kann Ihnen einen Termin bei meinem Arzt verschaffen. Aber lassen Sie uns erst über Ihren Freund reden und darüber, was passiert ist.«
    »Andy ist nicht mein Freund!« Regina weinte noch heftiger.
    Ihr Gesicht war jetzt fleckig und verquollen. »Heute morgen hat er mir erlaubt, seine Praktikantin zu sein, und wir sind zusammen ins Leichenschauhaus gefahren, und dann war er plötzlich total gereizt.«
    »Andy arbeitet im Leichenschauhaus?« Barbie war entsetzt.
    Das wurde ja immer schlimmer. Der letzte Ort, an dem sich Regina aufhalten sollte, war ein Leichenschauhaus, denn das gab dem Gedanken an Winterfarben einen noch geschmackloseren und unangebrachten Aspekt.
    Wer sich in einem Leichenschauhaus aufhielt, sollte kei n kräftiges Rot oder Schwarz tragen.
    »Er ist ein Trooper«, erklärte Regina mit wachsender Ungeduld.
    »Aber die Dame, die das Leichenschauhaus leitet, mochte mich auch nicht und wollte mich nicht bei der Autopsie zuschauen lassen, bloß weil ich nicht richtig buchstabieren kann.«
    Stumm und verwirrt lauschte Barbie.
    »Sie wissen schon«, fuhr Regina fort. »Die Chefin.«
    »Ja, richtig. Ich habe

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