Insel der Rebellen
Ahnung.« Dr. Faux' Stimme war nur noch ein klägliches Krächzen, während Fonny Boy sich mit der Zunge über seine schlecht sitzende Zahnklammer fuhr und dabei eines der Gummibänder löste, das quer über den Konferenztisch schoss.
»Weil Ihre einzige Adresse ein Postfach ist und weil sich bei Ihnen zu Hause und in der Praxis nur ein Anrufbeantworter meldet«, herrschte Andy ihn an. »Außerdem haben Sie Freunden und Angehörigen nie erlaubt, Sie zu fotografieren, folglich hat der Sheriff keine Ahnung, wie Sie aussehen. Abgesehen davon wurden Sie auf Tangier Island festgehalten, und kein Sheriff wird versuchen, jemanden auf der Insel zu suchen, denn die Inselbewohner schalten sofort auf stur, wenn sie eine Uniform sehen, vor allem wenn er ihnen dann noch einen Haftbefehl unter die Nase hält.«
»Das behaupten Sie«, gab Dr. Faux zurück und zeigte allmählich sein wahres Gesicht. »Das müssen Sie erst einmal beweisen und erklären, was für Motive ich haben könnte. Viele Leute haben Postfächer als Adresse und mögen sich nicht fotografieren lassen. Und ich bin nie eine Geisel gewesen, es gibt überhaupt keine Geiseln auf de r Insel.«
»Hören Sie, Dr. Faux, wir brauchen Ihre Hilfe«, fiel Hammer ein. Sie war der gute Bulle. »Sie wollen doch genauso wenig wie wir, dass ein neuer Bürgerkrieg ausbricht. Die Inselbewohner sind Bürger des Staates Virginia wie Sie und ich, und wenn sie gegen uns kämpfen, dann führen sie einen Krieg gegen sich selbst. So, als wäre man wütend und schösse sich selbst ins eigene Bein. Jeder Aufstand der Inselbewohner muss auf sie selbst zurückfallen, und die Küstenwache behauptet, dass Sie nicht etwa ein Notsignal abfeuern wollten, als Sie drei Leuchtpatronen hintereinander aus Ihrem Boot abschossen, sondern dass Sie ganz offensichtlich versucht hätten, den Hubschrauber zu treffen.«
»Wie bitte?«, rief Dr. Faux.
»Ich will Ihnen noch etwas sagen«, erwiderte Hammer und wechselte nun auch in die Rolle des bösen Bullen. »Wenn eine Insel der eigenen Regierung den Krieg erklärt, die Staatsflagge einholt und einen Menschen als Geisel nimmt, was sollen wir dann bitte davon halten, wenn plötzlich einer der Inselbewohner auf einen Polizeihubschrauber schießt? Ganz abgesehen davon, dass die Inselbewohner wegen der VASCAR-Affäre einen heiligen Zorn auf jeden Hubschrauber haben.«
»Fonny Boy hat die Leuchtpatronen abgeschossen, nicht ich. Außerdem bin ich kein Inselbewohner.« Eilfertig zeigte Dr. Faux auf den Jungen. »Ich habe ihm gesagt, er soll es lassen. Er war es auch, der den Krebskorb in der Schutzzone ausgeworfen hat, um sein Piratenschiff wiederzufinden.«
»Piratenschiff?«, fragte Andy.
Das erregte endlich Fonny Boys Aufmerksamkeit, und er warf Dr. Faux einen drohenden Blick zu.
»Das hätscht nöd sage sulle! Schwätz nöd vun mei Kaperschiff!«, protestierte Fonny Boy. »I han wüsst, däs i nöd auf di zelle konn!«
»Man kann sehr wohl auf mich zählen«, sagte der Zahnarzt gekränkt. »Und du hast überhaupt kein Schiff gefunden. Eher könnte man sagen, dass ein altes Stück Metall dich gefunden hat.«
»Bist du ein Magnet oder so was?«, fragte Andy sarkastisch.
»Ich glaube, es ist Zeit, dass hier mal endlich jemand die Wahrheit erzählt. Lass mich mal das Metallstück sehen.«
»Jo!« Fonny Boy sprach zruck und fuhr scheppernd mit den Handschellen über den Tisch, als er seine Hände schützend vor seine Tasche hielt.
»Müssen wir erst Gewalt anwenden, um dich zu durchsuchen?« Hammer verbündete sich mit Andy, um Fonny Boy einzuschüchtern.
»Däs ghort mi!« Fonny Boy weigerte sich zu kooperieren. »Äs isch von Himmäl gfalle und uff mei Bein landet, alldiwil i däs Brummis spielet han.«
»Däs isch äs!« Fonny Boy ließ nicht locker und presste seine Hände auf die rechte Seite seiner Windjacke, wo Andy unerwartet einen harten Gegenstand in der Nähe des kaputten Reißverschlusses ertastete.
Neugierig griff Andy in die Tasche, arbeitete sich mit den Fingern durch ein Loch und entdeckte im Futter den Schlüssel zur Krankenstation.
»Ha!«, entfuhr es dem Zahnarzt. »Das ist der Schlüssel, den er an sich genommen hat, nachdem er mich in die Krankenstation gesperrt und mir grundlos einen Schlag auf die Nase versetzt hat!«
»Ich dachte, Sie seien nicht entführt worden?« Hamme r hatte ihn erwischt.
»Ich bin ein unschuldiges Opfer«, sagte Dr. Faux. »Ich verlange, dass man mich auf der Stelle freilässt. Ich möchte Anzeige
Weitere Kostenlose Bücher