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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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und achten gar nicht auf mich. Es wird ein Mann auftauchen und versuchen, den Koffer aufzuheben, als würde er ihm gehören. Aber er wird ihn nicht bewegen können und sich verzweifelt abmühen. Ich werde ihn fragen, ob ich ihm helfen kann, und plötzlich hat er Handschellen an den Händen und befindet sich auf dem Weg ins Gefängnis.«
    »Klingt gut«, sagte Moses.
    »Und dann bring ich Sie gesund und sicher nach Hause.«
    »Ja.« Moses humpelte neben ihm her. »Hört sich noch besser an.«
    Fetzen von gelbem Absperrband flatterten im eiskalten Wind. Moses sah sich unbehaglich um. Auf dem Beton waren Brandspuren zu erkennen, daneben lag ein umgeworfener Plastikeimer.
    »Du fasst es nicht«, sagte Andy verärgert und hob den Eimer auf. »Das ist ja tolle Polizeiarbeit. Da lassen sie das Ding einfach liegen.«
    Er stellte den Eimer auf die Mauer und setzte den Koffer ein paar Meter weiter ab. Moses steckte einen Plastikwurm an den Angelhaken und befestigte einen Schwimmer an der Leine.
    »Das is hier aber nich die Stelle, wo der Angler explodiert is, oder?«, fragte er besorgt.
    »Doch, das ist genau hier«, antwortete Andy, der seine eigene Angel präparierte.
    »Ich hoff nur, Sie sind hier nich mit dem Mörder verabredet«, sagte Moses. »Von fiesen Typen hab ich in letzter Zeit die Schnauze voll.«
    »Keine Sorge«, beruhigte Andy ihn. »Kümmern Sie sich einfach nur um Ihre Angel. Der Mann, mit dem ich mich hier treffe, wird Ihnen nichts tun. Der will nur seine n Koffer nehmen und abhauen.«
    »Muss schon sagen, in dem Zeug würd Sie niemand erkennen«, bemerkte Moses, während er seine Angel elegant in das träge, steinige Gewässer warf. »Sie könnten glatt einer von diesen Alt-Hippies sein, so einer mit'm alten Volkswagen-Bus und ganz viel Blumen drauf.«
    »Gut. Und bitte nennen Sie mich nicht Andy oder Trooper, wenn der Typ hier auftaucht.«
    »Ich doch nich«, sagte Moses. »Ich werd mich doch nich verplappern, wenn hier 'n Mörder in der Nähe is. Wieso hat er überhaupt den armen schwarzen Angler in die Luft gejagt, und wieso sind Sie sich so sicher, dass er mich nich auch aufm Kieker hat und alle macht? Sie müssen da 'n Schwimmer dranmachen, oder ihr Wurm sackt auf'n Grund und verhakt sich an'n Stein.«
    »Dieser Typ will wirklich nur sein Geld holen und sich aus dem Staub machen«, erwiderte Andy, während er einen Schwimmer an der Leine befestigte und sie in den Fluß warf. »Außerdem bin ich ja auch noch da, und sollte er irgendwelche Zicken machen, kriegt er es mit mir zu tun.«
    »Ham Sie 'ne Kanone?«
    »Hab meinen Freund hier hinten im Hosenbund«, sagte Andy, während er ein leichtes Ziehen an seiner Angel bemerkte.
    Major Trader war in einem Blue-Bird-Taxi vorgefahren und hatte dem Fahrer gesagt, er solle warten oder er würde kein Geld bekommen. Außer dem verbeulten Alu-Koffer, der einsam auf dem Pier stand, sah Trader noch zwei Penner. Die geladene Leuchtpistole steckte in der Manteltasche, nur für den Fall, dass ihm jemand Schwierigkeiten machen sollte. So gerüstet, ging er geradewegs auf den Koffer zu.
    »Gehört der einem von euch?«, fragte Trader.
    »Noch nie gesehen«, erwiderte Andy, denn bei einer verdeckten Ermittlung ließ sich das Lügen nun einmal nicht vermeiden.
    »Ich auch nich«, fiel Moses ein. »Krich's ja nix mit beim Angeln, wie das so is.«
    »Jemand hat mein Auto gestohlen, da war mein Koffer drin, deshalb musste ich mir auch ein Taxi nehmen«, log Trader. »Ich dachte mir, dass der Täter den Koffer wahrscheinlich irgendwo liegen lassen würde, weil nur ein paar Klamotten und Bücher drin sind.«
    »Lass dich nich aufhalten, Bruder«, sagte Andy.
    Noch einmal musterte Trader die beiden Angler aufmerksam, um ausschließen zu können, dass sie ihn beobachteten und später identifizieren konnten, falls sie befragt wurden. Beide waren offenbar Versager, die vermutlich noch nie in ihrem Leben ordentliche Arbeit gehabt hatten. Wie konnten sie sonst am Freitagnachmittag angeln, wo alle anständigen Leute bei der Arbeit waren? Trader ergriff den Koffer und kugelte sich fast die Schulter aus bei dem Versuch, ihn aufzuheben.
    »Scheiße!«, fluchte er überrascht.
    Das verdammte Ding schien mehr als hundert Kilo zu wiegen! Er dachte an Hunderte von Silbermünzen, unzählige Geldscheine und vielleicht auch Gold. Die Piraten hatten offensichtlich gute Beute gemacht. Noch einmal versuchte er, den Koffer anzuheben, und scheiterte erneut. Dann wollte er ihn öffnen, bekam aber die

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