Insel der Rebellen
zwangsläufig gleichbedeutend mit einem durch eine Zahl gekennzeichneten Verweis in Sachbüchern, Lehrbüchern oder wissenschaftlichen Arbeiten. Eine Fußnote kann auch ein Umstand von geringerer Bedeutung sein. So ließe sich beispielsweise sagen, Jamestown sei noch vor wenigen Jahren nicht mehr als eine historische Fußnote gewesen, denn die meisten Leute glauben, die Geschichte der USA habe in Plymouth begonnen. Schließlich feiern wir deswegen Thanksgiving. Obwohl die Schulbücher Jamestown nach wie vor wenig Aufmerksamkeit schenken, hat die erste dauerhafte englische Siedlung unserer Nation jetzt endlich ihren Weg in die offiziellen Lehrbücher gefunden und wird nicht mehr als bloße Fußnote abgetan.
In einem Lehrbuch für Highschools mit dem Titel The American Nation wird Jamestown, wie ich erfreut berichten kann, auf den Seiten 85 und 86 behandelt. Leider widmet meine Ausgabe der Encyclopedia Britannica von 1997 Jamestown nur eine achtel Seite und will dem Leser gar weismachen, von der Siedlung seien nur noch die Nachbauten der Schiffe übrig, mit denen die Siedler von der Isle of Dogs herüberkamen. Diese Nachbauten befinden sich in Wahrheit etwa anderthalb Kilometer westlich von dem ursprünglichen Fort und sin d Teil dessen, was sich Jamestown Settlement nennt und gleichfalls eine Nachbildung ist. Ich sage es zwar ungern, aber ein Besuch dieses Ortes lohnt sich nur, wenn Sie sich vor Augen halten, dass die ersten Siedler keine Gebäude aus dem 20. Jahrhundert besaßen, keine Toiletten, Lebensmittelstände, Souvenirläden, Parkplätze, Fähren und auch nicht auf den nachgebauten Schiffen fuhren, die dort im Fluss vertäut liegen.
Ich finde es ziemlich beklagenswert, dass man bei einem Besuch in Jamestown unzählige Wegweiser zu dieser künstlichen Siedlung findet, dagegen nur ein oder zwei Schilder, die auf den ursprünglichen Ort verweisen. Sie haben also die Wahl zwischen einem Besuch des künstlichen und des echten Jamestown. Viele Touristen entscheiden sich für die erste Möglichkeit, vermutlich wegen all der modernen Annehmlichkeiten.
Natürlich ging man beim Bau von Jamestown Settlement davon aus, dass die Originalsiedlung im Fluss versunken sei, was erklärt, weshalb man dachte, ein Nachbau sei das Beste, was der Staat Virginia tun könne.
»Der Punkt ist der«, sagte ich zu meiner klugen Vertrauten, »dass die Leute Dinge für bare Münze nehmen, die nicht wahr sind oder zumindest nicht bewiesen werden können.« Zur Verdeutlichung erklärte ich meiner Vertrauten, wie Tangier Island angeblich zu seinem Namen gekommen ist.
Es heißt, John Smith habe sich, als er die unbewohnte Insel entdeckte, von der wir annehmen, dass es sich um Tangier handelt, die aber auch Limbo sein könnte, sehr an die nordafrikanische Stadt Tanger im Süden der Meerenge von Gibraltar erinnert gefühlt. Das veranlasste ihn, dieser Insel in der Neuen Welt den Namen Tangier Island zu geben. Eine zumindest zweifelhafte Geschichte, wie mir scheinen will.
»Tangier Island hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit Tanger in Nordafrika«, setzte ich meiner klugen Vertrauten auseinander, »und ich frage mich, ob sich Smith nicht vielleicht ein wenig im Zruck-Schwätze versucht hat, falls er überhaupt den Namen Tanger erwähnt hat.«
»»Erblickt ihr die Insel dort?<, hat er vielleicht gefragt«, meinte ich, »als er in seinem Boot die Gegend erkundete. >Sie sieht gar freundlich aus und gemahnt mich an Tangier.<« Weiter erläuterte ich meiner Begleiterin, er habe diese Worte vielleicht in einem bestimmten Tonfall geäußert und sie mit einem Gesichtsausdruck begleitet, die deutlich gemacht hätten, dass er in Wahrheit genau das Gegenteil meinte.
Es gibt noch andere Theorien darüber. So soll Tangier Island seinen heutigen Namen bekommen haben, weil ein paar britische Soldaten, die in Tanger stationiert waren, mit ihren maurischen Frauen nach Amerika segelten, bevor das englische Militär seine Garnison 1684 aus der marokkanischen Stadt abzog. Diese hätten dann auf einer Insel in der Chesapeake Bay gesiedelt, bei der es sich angeblich um Tangier handelte. Jahre später jedoch bestritten jene Bürger, die sich als »maurisch« bezeichneten und in Sussex County in Virginia lebten, dass ihre maurischen Vorfahren irgendeine Verbindung mit Tangier Island gehabt hätten.
Wer kennt schon die Wahrheit? In der Tat scheint sich niemand sicher zu sein, wann Tangier das erste Mal besiedelt wurde, doch es gibt Dokumente über die Vergabe
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