Insel der Rebellen
gefesselt sitzen«, sagte Dr. Faux laut, denn er meinte vor ein paar Minuten ein Geräusch im Raum vernommen zu haben. »Wer wird sich in Zukunft um eure Zähne kümmern? Bist du da, Fonn y Boy?«
»Jo.« Auf Fonny Boys Antwort folgten ein paar Töne der Mundharmonika.
»Ich würde gern wissen, wie der Plan aussieht, wenn du nichts dagegen hast«, sagte der Zahnarzt.
»Hanget vo Gouv'nör ab«, sagte Fonny Boy und wiederholte damit, was die Fischer besprochen hatten, nachdem sie den Zahnarzt gefangen genommen hatten. »Wenn dä Striff uff dar Strass blibb, do giz kei Hoffnung fur di. Mer han nu us Teil vo Virginia ond hätt gnug, wo mer bhandelt werd, ond mer wolle nöd ins Loch wege Rase mit d' Golfcarts, ond NASCAR soll hi au kei Rennbahn buet ond schwär verdiene. Ond mer hätt au vor, di das mit dä Zähn heimz'zahle, wo d' allewil so tan hascht, als wördsch di kümmere und dabi gonix tan hascht.«
»NASCAR?« Dr. Faux war verblüfft. »Warst du je bei einem NASCAR-Rennen, Fonny Boy?«
»Jo!«, rief er, zog die Augenbrauen hoch und versteifte sein Kinn, was bedeutete, dass er zruck sprach und eigentlich nein meinte.
»Also, ich kann nicht erkennen, ob du ja oder nein meinst, aber ich kann dir versichern, dass niemand die Absicht hat, NASCAR auf die Insel zu holen. Hier kann man weder mit Rennwagen noch mit sonst was größere Summen verdienen.«
»Säht abä dä Landjäger. Ond wenn där Gouv'nör nöd tuet, was är tuen sull, ond uffhöret us zu schikaniere, dann ganget mer all mit dä Boot uff d' Wasser ond machet än Blockad um dä Insel ond hisset än Flagg mit än Jimmy druff ond verbrennet dä Flagg vo Virginia! Ond du hascht doch schwär verdienet uff Tangier, stimmts nöd, Dr. Faux?«
»Ihr hisst eine Flagge mit einem männlichen Krebs drauf und sagt euch los?« Dr. Faux war schockiert, nutzte die Situation aber auch, um von den Vorwürfen abzulenken, die seine Ehrlichkeit betrafen. »Das gibt einen neuen Bürgerkrieg, Fonny Boy. Weißt du eigentlich, was für schwerwiegende Konsequenzen ein solcher Akt nach sich ziehen würde?«
»I wiss nua, dass mer dä Noas vull han«, sagte Fonny Boy trotzig und ein bisschen prahlerisch.
»Na, ich will dir mal was sagen, mein Junge, ich komme seit Jahren auf diese Insel«, gestand Dr. Faux. »Und es ist kein Zufall, dass ich mich nicht entschlossen habe, hier zu leben. Ich will damit sagen, dass man das Richtige tun muss, Fonny Boy, um seine Chancen im Leben zu nutzen, und für dich heißt das in diesem Fall, auf mich zu hören.«
»Di zuz'höre, das bringet nöd vill«, antwortete Fonny Boy, produzierte noch ein paar Töne auf der Mundharmonika und ließ nicht erkennen, dass sei n Interesse an irgendeiner Art von Abkommen geweckt war.
»Mir zuzuhören kann von großem Vorteil sein. Denn das Richtige zu tun könnte die Gelegenheit für dich sein. Vielleicht wartet ja da draußen etwas Besonderes auf dich, Fonny Boy, für das du bestimmt bist. Doch wenn du mit den Leuten gemeinsame Sache machst, die mich hier festhalten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du erhebliche Schwierigkeiten kriegst und den Rest deines Lebens auf dieser winzigen, langsam ins Meer bröckelnden Insel verbringst, Krebse und Souvenirs verkaufst und auf deiner Mundharmonika spielst. Du musst mir helfen, von hier fortzukommen. Wenn du das tust, nehm ich dich vielleicht mit mir nach Reedville, und du kannst bei mir in der Praxis arbeiten und lernen, ein richtiges Auto zu fahren.«
»Wann i di zuam Strand bring, wäs willscht do tue? Mi mit Silbermunz bwerfe?«, fragte Fonny Boy sarkastisch, während er den Yankee Doodle verstümmelte.
»Weißt du, was ein Akquisiteur ist?«, fuhr Dr. Faux geduldig fort. »Nun, ich will es dir sagen. Du könntest mir nützlich sein, indem du herumgehst und arme Kinder ausfindig machst, deren Zähne dringend behandelt werden müssen und deren Familien sich das nicht leisten können. Du bringst sie zu meiner Klinik nach Reedville, und ich gebe dir zehn Dollar für jedes Kind. Wenn du Autofahren lernst, helfe ich dir bei der Anschaffung eines Wagens. Wir müssten nie mehr auf diese elende Insel zurück.«
Das waren eine Menge Dinge, über die Fonny Boy da nachzudenken hatte. Außerdem war es Zeit, zum Abendessen nach Hause zu fahren. Er verließ den Geräteraum und schlug die Tür kräftig zu, damit der Zahnarzt wusste, dass er fort war. Absichtlich verheimlichte er seinem Gefangenen, dass man ihm gleich Wasser und ein Tablett mit Essen bringen
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