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Insel der Schatten

Insel der Schatten

Titel: Insel der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Webb
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nicht, dass Will auf falsche Gedanken kam.
    Da ihm mein Zögern nicht entging, legte er nach: »Auf der anderen Seite der Insel gibt es wirklich ein fantastisches Restaurant …«
    »Klingt gut«, gab ich nach. Was konnte bei einem gemeinsamen Essen schon groß passieren? Als ich nach meiner Tasche griff und mich zum Gehen wandte, hielt Jonah mich plötzlich zurück. »Habe ich eben richtig gehört? Sie wollen eine Weile bleiben?«
    »Das habe ich vor.« Ich lächelte breit. »Ich ziehe heute in Madlyns Haus um.«
    Jonah warf mir eine Tüte Kaffeebohnen zu. »Dann können Sie die hier gebrauchen! Madlyn Crane war nämlich Teetrinkerin.«
    Ich fing die Tüte dankbar auf. »Vielleicht besuchen Sie mich ja bald mal und helfen mir, diesen Kaffee zu vernichten.«
    »Wäre mir ein Vergnügen«, erwiderte er schlagfertig.
    Will warf ihm einen nicht gerade freundlichen Blick zu, ehe wir auf die Straße hinaustraten. »Ich würde dich ja selbst zum Haus hochfahren, aber ich muss in ein paar Minuten einige wichtige Telefongespräche führen, und die können einige Zeit in Anspruch nehmen.« Er sah auf seine Uhr. »Ich rufe schnell Henry an, damit er dich hinbringt. Er fährt ohnehin um diese Zeit meist in die Stadt hinunter.«
    Ich begleitete ihn zu seiner Kanzlei und wollte ihn gerade fragen, wann er mich abholen kommen würde, als ich auf einmal vertrautes Hufgeklapper vernahm.
    »Henry! Du kommst ja wie gerufen!« Will winkte ihn zu uns herüber. Ich bemerkte, dass mein Gepäck oben auf der Kutsche festgezurrt war. »Die Dame möchte gern zum Crane-Haus.«
    Henry zügelte sein Pferd und nickte stumm, und Will streckte mir eine Hand hin, um mir beim Einsteigen behilflich zu sein. »Ich komme um sechs bei dir vorbei. Ist dir das recht?«
    »Prima.« Ich lächelte ihn an, und als ich in der Kutsche Platz genommen hatte, fuhr Henry los, machte aber ein paar Minuten später schon wieder Halt und sprang vom Bock. Dann steckte er den Kopf durch das Fenster. »Sie müssen doch sicherlich noch ein paar Lebensmittel einkaufen. Schauen Sie, in diesem Supermarkt bekommen Sie alles, was Sie brauchen. Ich warte hier auf Sie.«
    Der Gedanke, mich mit Vorräten einzudecken, war mir überhaupt noch nicht gekommen. »Dankeschön! Es dauert auch bestimmt nicht lange, Henry«, versicherte ich dem Kutscher, bevor ich in dem kleinen Geschäft verschwand.
    Was ich eigentlich brauchte, wusste ich selbst nicht so genau. Joghurt, Eier und etwas Obst. Erdnussbutter und Muffins. Milch. Dann begab ich mich in die Delikatessenabteilung und legte Truthahnbrustscheiben, Käse und Tortillas in meinen Einkaufswagen, gefolgt von einer Tüte Salat, Blauschimmelkäsedressing, ein paar Frikadellen für Hamburger, Brötchen und ein paar kalorienarmen Pizzen. Dazu Chips und Zwiebeldip. Was soll’s, beruhigte ich mein schlechtes Gewissen, schließlich stehe ich unter Stress. Endlich noch vier Flaschen Wein, und ich hatte erst mal das Notwendigste beisammen.
    Eine Hand, die an meinem Ärmel zupfte, veranlasste mich, erschrocken herumzufahren. Eine Frau Anfang Siebzig mit lockigem grauem Haar und freundlichen braunen Augen stand vor mir.
    »Stimmt das wirklich?«, fragte sie.
    »Entschuldigung, ich weiß nicht genau, was Sie meinen«, erwiderte ich ruhig. »Aber falls Sie fragen, ob ich wirklich die Tochter von Noah und Madlyn Crane bin, dann lautet die Antwort ja. Ich heiße Hallie James.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. Die Freundlichkeit in ihren Augen wich schwelendem Zorn. »Ach ja? Sagen Sie doch mal Halcyon, wie ist denn Ihr Leben so während der letzten dreißig Jahre verlaufen?«
    Der Verkäufer hinter der Wurst- und Käsetheke blickte auf. »Alles in Ordnung, Mrs. Sutton?«
    Natürlich. Ich biss mir auf die Lippe und wappnete mich für das, was nun kommen würde. »Das tut mir alles sehr leid, Mrs. Sutton«, stammelte ich. »Aber …«
    »Aber was?«, schnitt sie mir das Wort ab. »Was könnten ausgerechnet Sie mir wohl zu sagen haben?«
    Ich hatte eigentlich vorgehabt, ihr klarzumachen, dass mein Vater ihre Tochter nicht umgebracht hatte. Aber angesichts dieser alten Frau, in deren Augen Tränen des Zorns und der Trauer um ihre lange verstorbene Tochter schimmerten, fand ich keine Worte.
    »Hatte meine Tochter Angst, als Ihr Vater versuchte, sie zu erwürgen, was denken Sie? Hat sie nach mir geschrien, als er sie aus dem Fenster stieß?« Mit einer knochigen Hand umklammerte sie meinen Arm.
    Ich blickte Hilfe suchend den Gang entlang, aber es war

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