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Insel der Schatten

Insel der Schatten

Titel: Insel der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Webb
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Gesicht.
    »Es war mehr als seltsam«, murmelte er. »Irgendetwas hat mich geweckt, aber ich weiß nicht, was. Du hast tief und fest geschlafen. Und geschnarcht«, fügte er grinsend hinzu. »Und gerade als ich die Augen wieder zumachen wollte, hörte ich – es klingt verrückt, ich weiß –, aber ich dachte, ich hörte meinen Namen.«
    »Deinen Namen«, wiederholte ich dumpf.
    »Also stand ich auf«, fuhr Will fort. »Und als ich in den Flur kam, konnte ich niemanden sehen, aber ich hörte immer noch diese Stimmen. Sie flüsterten miteinander.«
    »Was für Stimmen?«, fragte ich, obgleich ich die Antwort bereits kannte.
    »Kinderstimmen«, gab er zu. »Ich weiß nicht, ob das alles nur ein Traum war oder ob ich vielleicht schlafgewandelt bin, verstehst du? Mein Kopf schwirrte noch von der Geschichte von den toten Mädchen, die du mir erzählt hast, daher habe ich mir das Ganze eventuell nur eingebildet.
    Wie dem auch sei, ich folgte den Stimmen zum Rand der Treppe. Dort stand ich, die Hände auf das Geländer gestützt, und lauschte. Die Stimmen schienen aus dem Wohnzimmer zu kommen.«
    Ich wollte den Rest gar nicht hören, denn ich wusste ohnehin, worauf das Ganze hinauslaufen würde, aber ich hatte keine andere Wahl als ihm zuzuhören. Alles andere wäre unhöflich gewesen.
    »Ich fing an, die Stufen hinunterzusteigen«, berichtete Will weiter. »Und Hallie, ich weiß, es klingt absurd, aber ich könnte schwören, dass ich fast gestoßen wurde. Ob ich nun geträumt habe oder nicht – ich habe eindeutig Hände auf meinem Rücken gespürt.«
    »Jemand hat dich gestoßen?«
    Will nickte ganz in Gedanken. »Ja, ich glaube schon.«
    Ich war so friedlich in dem Glauben eingeschlafen, dass meine Geister nur Erinnerungen waren, und damit hätte ich mich nur zu gern zufriedengegeben. Aber jetzt dachte ich natürlich wieder an Iris’ Erzählungen zurück und an ihre Behauptung, die Drillinge hätten ihre Cousine über den Klippenrand gestoßen, an die Stürze der unglücklichen Amelia und das, was Will jetzt zugestoßen war. Das waren ohne Zweifel keine reinen Produkte meiner Fantasie.
    »Ich denke, wir sollten von hier verschwinden«, sagte ich laut zu Will. »Wir sollten zu dir gehen.«
    Will schüttelte den Kopf. »Ich wohne auf der anderen Seite der Insel! Außerdem ist es doch schon fast Morgen. Ich schlage vor, wir kochen Kaffee und sehen zu, wie die Sonne aufgeht.«
    Und als ich in der hell erleuchteten Küche eines auf so vielen Geheimnissen erbauten und von mörderischen Geistern bevölkerten Hauses saß, begann ich zu ahnen, dass die Grenze zwischen Iris’ Geschichten und der Realität langsam zu verschwimmen begann. Auf gespenstische Weise wurden Will und ich gerade in die blutige Vergangenheit meiner Familie hineingezogen.

26
    Am nächsten Tag bat ich Will, nicht in die Kanzlei zu gehen, aber er bestand darauf.
    »Ich dachte, du hättest außerhalb der Saison nichts zu tun!«, bedrängte ich ihn, denn ich hatte Angst, er könnte aufgrund der Nachwirkungen des Sturzes doch noch zusammenbrechen, und dann war niemand da, um ihm zu helfen.
    »Ich habe nicht viel zu tun«, lächelte er, während er in Jeans und Pullover schlüpfte.
    »Dann bleib doch hier! Wir machen es uns gemütlich, lesen oder gehen ein bisschen auf dem Anwesen spazieren.«
    »Ich muss ein paar wichtige Anrufe tätigen.«
    »Das kannst du auch von hier aus tun.« Ich ließ nicht locker.
    »Sicher, und das würde ich auch, wenn nicht alle meine Unterlagen und mein Computer in meinem Büro wären. Außerdem muss ich sowieso in die Stadt hinunter, um Tinkerbell zu versorgen. Aber ich verspreche dir, nicht zu lange wegzubleiben.«
    »Soll ich vielleicht mitkommen?«, gähnte ich. Will hatte nach seinem Unfall wie ein Stein geschlafen, während ich wach geblieben war und zugesehen hatte, wie sich seine Brust gleichmäßig hob und senkte.
    Er zog mich in die Arme. »Bleib lieber hier und schlaf noch ein bisschen. Ich komme gegen Mittag wieder. Einverstanden?«
    »Okay«, gab ich schließlich nach.
    »Hast du dir schon Gedanken über das Abendessen gemacht?«, erkundigte er sich, und als ich den Kopf schüttelte, schlug er vor: »Was hältst du davon, wenn ich uns Pasta mache?«
    »Ein guter Liebhaber, und kochen kann er auch noch.« Ich rang mir ein erschöpftes Lächeln ab. »Das ist zu schön, um wahr zu sein.«
    Ich begleitete ihn zur Hintertür, wo mich die kalte Luft, die mir entgegenschlug, schlagartig so belebte, dass an Schlaf nicht

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