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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Papa ist auch da, aber vor allem fühle ich mich hier sehr viel wohler als in der Klinik.«
    Es folgte eine Litanei aus Fragen und Vorschriften, denn Maja hatte diesen Entschluss wirklich spontan gefasst. Aber er fühlte sich richtig an. Sie würde ihren Sohn auf diesem Stück Erde auf die Welt bringen, auf ihrem Land.
    Ihre Mutter war nicht einverstanden, wie so oft, aber sie beließen es dabei und verabschiedeten sich so freundlich wie möglich. Sie würden über vieles reden müssen, das wussten sie beide, doch das Baby hatte Priorität.
    Nachdem Maja Skype ausgeschaltet hatte, hörte sie nebenan im Kinderzimmer, wo ihr Vater untergebracht war, sein Handy klingeln. Max war allerdings gerade im Bad. Maja musste grinsen, denn sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie ihre Mutter jetzt in München im Dreieck sprang, weil Max nicht sofort zu sprechen war. Wenn die Dinge anders liefen als von ihr orchestriert, wurde es schnell eng. Fragte sich nur, wie lang es dauern würde, bis sie Stefan anrief. Da hörte Maja ihn schon, weiter entfernt und leise, den langen Arm ihrer Mutter, denn Stefan schlief unten in ihrem Arbeitszimmer. Der Klingelton verstummte schnell, und keine fünf Minuten später klopfte es zaghaft an ihrer Tür.
    Maja wickelte sich in ihren Pareo und verließ leise das Zimmer. Keanu schlief immer noch, und das war gut so.
    Stefan war rücksichtsvoll genug, erst mit ihr zu reden, als sie mit einem Glas Wasser zusammen auf der Lanai saßen. Die Wehen kamen ohnehin noch in langen Zeitabständen, sie waren unregelmäßig und noch nicht sehr schmerzhaft.
    Â»Eigentlich sollte mein Sohn erst in einer Woche auf die Welt kommen. Vielleicht ist es ein Fehlalarm?«
    Â»Manchmal hören solche Wehen wieder auf, aber vielleicht will er schon heute auf die Welt kommen. Du sagst mir, wenn du Fruchtwasser verlierst, ja?«
    Stefan lächelte ihr zu. Sie wusste, er hatte auch ihre Mutter beruhigt, zumindest ein wenig. Er war ein wunderbarer Arzt, aber zudem ein großartiger Freund für Majas Mutter.
    Â»Sie liebt dich sehr, das weißt du, nicht wahr?«
    Â»Ich weiß es natürlich theoretisch, wir haben oft darüber gesprochen, aber ich fühle ihre Liebe nicht. Und ich hatte nie das Gefühl, dass Mama mich wirklich wollte. Früher habe ich mir manchmal eingeredet, dass sie mich als Baby absichtlich vom Wickeltisch fallen ließ … Du weißt, wie schlecht dieser Oberschenkelbruch zusammengewachsen war. Immer noch macht er manchmal Probleme, wenn ich meine Übungen nicht mache. Immer habe ich meiner Mutter dafür die Schuld gegeben … Mit Papa hingegen ist es anders. Immer fühle ich ihn irgendwie bei mir … ich meine, er musste auch oft sehr hart arbeiten, aber ich wusste immer, dass mein Papa mich liebt … es war eben immer irgendwie kompliziert bei uns mit den Gefühlen, und da habe ich mir früh meine eigene Geschichte zusammengereimt …«
    Stefan nickte. Gestern Nacht hatte Max viel erzählt.
    Â»Das muss wie eine Achterbahnfahrt sein … wenn du reden willst? Keanu hatte gemeint, es würde dir guttun.«
    Sie war zunächst irritiert. Ihr Vater wollte es ihr überlassen, mit Keanu darüber zu reden, wenn sie so weit war.
    Â»Dann weiß Keanu jetzt also Bescheid?«
    Stefan nickte. Zusammen mit Max kam Keanu kurz darauf ebenfalls auf die Terrasse. Maja spürte ein erneutes Zusammenziehen, versuchte aber, sich noch nicht allzu viel anmerken zu lassen. Ihr war vor allem wichtig, wie Keanu auf die Nachricht ihrer Herkunft reagieren würde. Sie wusste, dass es für ihn nicht einfach sein konnte, mit Majas veränderter Biografie klarzukommen.
    Â»Hier, der lag noch im Bad …«
    Er gab Maja den Rubinring mit einem Lächeln, das nicht sehr viel aussagte. Dann fügte er leise hinzu: »Ich mag den Namen Anela … er passt zu dir.«
    Erleichtert steckte Maja den Ring an ihren kleinen Finger. Ihre Hand zitterte. Sie fühlte sich verwundbar und ausgeliefert, und sie hatte Angst. Stefan räusperte sich.
    Â»Maja möchte das Baby zu Hause bekommen … und ich glaube, es kommt schon heute. Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht lieber in die Klinik fahren sollten … für den Notfall …«
    Max und Stefan schienen sichtlich nervös, Maja konnte regelrecht sehen, wie die Gedanken in ihrem Vater ratterten und er die schlimmsten Szenarien vor sich sah. Doch

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