Insel der schwarzen Perlen
er sagte nichts. Und auch Stefan, dem ihre Mutter bestimmt schon die Hölle heiÃgemacht hatte, lächelte. Keanu nickte nur und trank sein Wasser.
Der Einzige, der sich traute, einen Ton von sich zu geben, war Yellow. Stolz legte er Maja eine tote Maus vor die FüÃe und miaute vor Freude. Sie merkte, sie musste selber entscheiden, wie sie ihr Kind auf die Welt bringen wollte.
Ein paar Stunden später, es war um die Mittagszeit und Majas Kontraktionen kamen öfter, kamen Mai und die Tochter eines Cousins, die als Hebamme Hausgeburten betreute. Maja hatte die patente junge Frau schon bei ihrer Einweihungsparty kennengelernt. Dann kam Leilani mit ihrer Tutu. Die beiden brachten Essen mit und gute Laune. Von Leilani bekam Maja ein ganz persönliches Geschenk. Sie hatte ihr einen Kranz aus weiÃen Frangipaniblüten und Gardenien geflochten, der wundervoll duftete. Maja sah Tränen in ihren Augen, als sie ihn ihr aufs Haar setzte.
»Keanu hat es mir heute erzählt ⦠und ich bin berührt von dieser Geschichte ⦠hier meine Lieblingsblüten als ein Zeichen schwesterlicher Freundschaft ⦠Anela.«
Es lief immer noch nicht ganz rund zwischen ihnen, das würde Jahre dauern, das war Maja bewusst, aber es gab eine erste Akzeptanz. Und zum ersten Mal mochte sie den Duft von Gardenien. Nicht mehr nur süà und schwer rochen die Blüten, sondern auch lieblich und umhüllend.
Kurz darauf gab es in Applerock das beste Geburtshaus, das Maja sich wünschen konnte. Eine dampfende Badewanne zum Entspannen, darüber Leilanis duftenden Blütenkranz. Ein groÃes Bett mit willigen Helfern, dazu ein Sauerstoffgerät und Notfallmedikamente von Stefan, falls ihr Herz wirklich Probleme machen sollte. Immer wieder hörte er ihre Herztöne ab.
»Falls du mitten in der Geburt beschlieÃen solltest, dich vor dem zukünftigen Windelwechseln zu drücken, will ich zumindest gewappnet sein â¦Â«
Max hatte noch mit seinen Angstgefühlen zu tun, versuchte aber so hilfreich wie möglich zu sein, indem er viel scherzte und zu überspielen versuchte, was er wirklich fühlte. Vieles machte ihm zu schaffen, vor allem auch, dass er nicht wusste, unter welchen Umständen Maja einst auf die Welt gekommen war.
»Im dem Krankenhaus in Honolulu, in dem ich dich damals abgeholt habe, haben sie mir mitgegeben, was sie hatten. AuÃer der Verbrennung und deinem Beinbruch hatten sie nichts. Ich weià es nicht, Maja â¦Â«
»Aber Malia hat meine Geburt zumindest überlebt â¦Â«
Wie immer, wenn sie bei Max nicht weiterwusste, bemühte Maja sich um einen leichten, versöhnlichen Ton, damit ihr Vater sich besser fühlte. Keanu beobachtete die Interaktion eine Weile, dann bat er Maja um ein Gespräch unter vier Augen.
»Dein Vater sollte deinen Geburtsschmerz nehmen â¦Â«
Sie hatte von den alten Ritualen gehört, wusste aber nicht genau, wie so etwas funktionierte. Keanu holte Mai, da sie mehr Erfahrung hatte. Alle Kinder ihrer Familie waren nach altem hawaiischem Brauch auf die Welt gekommen.
»Einer aus der Familie nimmt der Mutter den Schmerz ab, indem er ihn wegatmet, oft im Raum nebenan, damit die Mutter von dem Stöhnen nicht irritiert wird. Den Schmerz soll jemand in der Familie nehmen, der entweder nicht viele Schmerzen in seinem Leben ertragen musste oder aber etwas schuldig geblieben ist. Dein Vater hat sich vor deiner Geburt gedrückt ⦠Er musste sich auf der anderen Seite des Erdballs wichtig machen, also trägt er Schuld. Er trägt also jetzt deinen Schmerz.«
»Er wusste nichts von mir, auÃerdem war er verheiratet und hatte zwei Kinder â¦Â«
Mai hatte begonnen, ihren Bauch vorsichtig zu ertasten.
»Glaube mir, Anela, wir wissen alle voneinander. Ganz tief drin ⦠da, er hat mich geboxt!«
Mai nickte zufrieden, als sie ihre Hand von ihrem Bauch nahm. »Er mag mich jetzt schon, euer Sohn ⦠Er wird heute noch kommen, vor Mitternacht, weil er den Mond sehen will.«
Die Sonne ging unter, als Maja ihr Fruchtwasser verlor und es ernst wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatten alle ihre Aufgaben. Auch Wachestehen war ein Posten, denn Sabji war aus ihrem Versteck am Wasserfall gekommen. Es ging ihr nach den Tagen in der Natur sichtlich gut, ihr Körper stand stark, ihre Augen leuchteten und hatten ein fast magnetisches Strahlen. Als sie Majas Hände ergriff, wollte sie ihr zur
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