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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Versehen von den Japanern versenkt worden war. Daher musste die Iwa die Nächte ohne Mondlicht abwarten, um heimlich auslaufen zu können.
    Der Krieg war ein entsetzlicher Schicksalsschlag für die Welt, doch für Kelii und Elisa war er ein Segen. Vier Monate nach der heimlichen Einnahme des Kahuna-Heilmittels verließen Kelii, Nalani und Makaio als Geheilte die Leprakolonie. Als sie über die Planke auf die Iwa gingen, applaudierten andere Kranke begeistert, denn sie waren Hoffnungsträger. Ihre Entlassung war offiziell, sie hatten einen Gesundheitspass. Die Untersuchungen der Hautschnipsel, die regelmäßig von allen Kranken als Proben entnommen wurden, waren seit drei Monaten ohne Befund. Elisa musste ein wenig nachhelfen, da der britische Doktor es nicht glauben wollte und der deutsche Professor Hals über Kopf abfahren musste, bevor er die Kranken entlassen konnte. Es war Krieg, und diejenigen Deutschen, die noch im expliziten Auftrag Deutschlands auf den Inseln weilten, wurden jetzt zunehmend von den Amerikanern interniert.
    Â»Das Abreisen des Professors ist aber noch lange kein Grund, hier Wunderheilmittel zu propagieren oder falsche Hoffnungen mit zwielichtigen Kahuna-Ritualen zu wecken!«
    Der britische Doktor, der Elisa inzwischen sehr gut kannte, verschloss sämtliche Krankenakten in einem gepanzerten Schrank. Die Hauttests führte er eigenhändig durch, und Elisa erlaubte er noch nicht einmal, den Raum zu betreten. Als aber auch nach Monaten keinerlei Anzeichen der Krankheit mehr auf der Haut nachweisbar waren und die drei Patienten zudem einen sehr guten Allgemeinzustand zeigten, rief der Doktor sie eines Morgens zu sich. Er hatte eine deutliche Whiskyfahne.
    Â»Wie haben Sie das hinbekommen, Fräulein Vogel?«
    Â»Zerdrückter und gekochter Hundertfüßler, die Tausend-Nebel-Pflanze, das Blut eines Hais von dem Riff aus der Bucht von Hanalei an der Na-Pali-Küste und dazu noch frischen awapuhi aus Mauis Bergen. Trinken, bis ein Fieber kommt, dann viel Schlaf und täglich im Meer baden.«
    Â»Machen Sie sich lustig über mich, Fräulein Vogel?«
    Â»Das würde ich niemals wagen.«
    Ein Abschied aus Kalaupapa fiel Elisa besonders schwer. Mutter Marianne war jetzt bereits neunundsiebzig und saß im Rollstuhl, als sie sich das letzte Mal sahen. Ihr Gesicht strahlte vor Freude, als sie von der Entlassung erfuhr.
    Â»Die Heilung der Aussätzigen ist ein Wunder unseres Herrn, und das sollten wir nie vergessen …«
    Dann sprachen sie über Victoria, denn die Oberin machte sich große Sorgen. Nach ihrer Ausbildungszeit als Novizin bei Mutter Marianne ging Victoria zurück nach Oahu, um in Honolulu im Haus der Mai-Pake-Waisen als Nonne zu arbeiten.
    Â»Seit nunmehr drei Jahren leistet sie gute Arbeit, doch etwas nagt an der Seele des Kindes … Wissen Sie, was es sein könnte?«
    Elisa versuchte ein Lächeln, doch es wollte ihr nicht recht gelingen. »Wissen Sie es denn nicht? Hat sie nicht in der Beichte über ihren Vater, den Gouverneur, gesprochen?«
    Â»Wovon sprechen Sie?«
    Â»Nichts, es ist nichts …«
    Die alte Oberin sah sie prüfend an.
    Â»Was wissen Sie über ihre Mutter, starb sie wirklich bei der Geburt, wie Victoria mir erzählte?«
    Elisa sah zu Boden. Wie sollte sie den strahlenden Augen von Mutter Marianne jemals erklären, wie es damals gewesen ist und warum sie all die Jahre geschwiegen hatte. Nicht nur Clementia und Fried, sondern auch der Gouverneur von Kauai waren Sponsoren des neuen Flügels im Waisenhaus. Dann gab es noch die wohltätige Stiftung zugunsten der hawaiischen Waisenkinder, die Pflegeeltern fanden. Und sicherlich erhielt der Orden noch weitere Zuwendungen. All das würde Elisa mit der Wahrheit gefährden. Außerdem wollten sie zurück in ihr Dorf am Wasserfall. Dort erwartete man Kelii, und Eli hatte berichtet, der Dorfrat der Ältesten wollte ihn immer noch als Dorfchef. Damit wäre Kelii erneut auf dem Terrain von Gouverneur Janson. All das raste durch Elisas Kopf, während die lächelnde Oberin im Rollstuhl auf eine Antwort wartete. Elisa entschied sich zu schweigen.
    Â»Es tut mir leid, Mutter Marianne, über Victorias Mutter kann ich Ihnen nichts sagen.«
    Â»Das habe ich mir fast gedacht. Es steht zu viel für Sie auf dem Spiel, nicht wahr?«
    Â»Mein Weg, Gutes zu tun, ist gefährlich nah an Kerker, Tod und Verderben. Liebe

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