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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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ich einen Menschen, gefährde ich damit einen anderen …«
    Â»Wissen Sie wirklich, wem Sie dienen, Elisa?«
    Als die Iwa die Steilfelsen hinter sich ließ, standen Elisa und Kelii vorne am Bug. Er hatte seine Arme schützend um sie gelegt, wie er es jetzt seit ein paar Wochen tat. Sie hatten keine Angst mehr vor der Ansteckung, aber an den Körperkontakt mussten sie sich erst langsam wieder gewöhnen. Als sie so dicht beieinanderstanden, ihr Rücken an seiner Brust, spürte sie kein Begehren in seinen Lenden. Es machte ihr nichts aus. Sie hatte beschlossen, mit Kelii alt zu werden. Sie war bei ihrer Rückkehr aus der Verbannung zweiundvierzig Jahre alt und so glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben. In seinen Armen zu liegen, die salzige Luft mit ihm einzuatmen und das Klopfen seines Herzen an ihrem Rücken zu spüren war genug für ihr restliches Leben. Mit ihm blickte sie auf das offene Meer. Es roch nach Freiheit.

20. Kapitel
Sonnenwende, 2011
    Schon beim Aufwachen fühlte Maja, wie sich ihr Sohn auf andere Weise bemerkbar machte als in den letzten Tagen. Er wollte jetzt selber ins Licht der Sonne blicken und hatte sich diesen Tag für seinen ersten eigenen Atemzug ausgesucht.
    Sonnenwende, der einundzwanzigste Juni. Er war ein guter Geburtstag, fand Maja, und dann überlegte sie sich, ob sie Keanu wecken sollte. Er war spät ins Bett gekommen, denn nach ihrem Zubettgehen hatten die drei Männer unten noch länger geredet, ferngesehen und Bier getrunken. So genau wusste Maja es nicht. Sie hatte vor allem ihre Freude daran, wie gut sich ihr Vater und Stefan inzwischen mit Keanu verstanden. Obwohl das viele Englischreden Stefan anfangs zu anstrengend war, unterhielten sie sich jetzt oft viele Stunden über die Probleme Hawaiis, aber auch über Motorräder und andere Männervorlieben. Trotzdem blieb immer noch ein Restzweifel, denn Keanus Leben war völlig anders als das von Stefan. Es beinhaltete mehr Idealismus, politischen Kampfgeist, zudem Gefahr. Stefan hingegen war durch seine verantwortungsvolle Aufgabe als Kardiologe täglich mit dem Kampf um Leben und Tod konfrontiert, daher hielt er sich privat aus vielen Dingen heraus und war weder politisch interessiert noch engagiert. Majas Vater blieb das stets ein Rätsel. Max war als Anwalt ständig im Kampf für das Recht, er hatte also mit Keanu Gemeinsamkeiten, die sich mit Stefan nicht ergaben. Stefan war der Mutter-Wunsch-Schwiegersohn gewesen.
    Bei dem Gedanken an ihre Mutter wurde Maja traurig, denn sie dachte an ihr gestriges Gespräch über Skype mit ihr. Es folgte auf ein Gespräch zwischen Max und ihr, das lang und wohl auch ein wenig schwierig war. Maja hörte ihre Eltern mehrmals laut werden. Ihre Mutter hatte ihr sofort gesagt, was sie beunruhigte.
    Â»Es ist dein Herz, Maja. Es macht mir im Moment mehr als alles andere Sorgen. Wie du weißt, konnten wir nie die Genese der Herzerkrankung deiner leiblichen Mutter bekommen, obwohl ich Max ausdrücklich darum gebeten habe. Er sollte alles, aber auch alles dafür tun, diese Frau wiederzufinden … Aus medizinischer Sicht weiß ich nicht, warum dein Herz sich so seltsam verhält, aber die Werte werden stetig schlechter. Die Kurve geht nach unten …«
    In dem folgenden Moment des Schweigens hörte Maja ein lästiges Echo vieler Jahre. Seit ihrer Kindheit hatte sie immer wieder Probleme mit ihrem Herzen gehabt, in ihrer Pubertät war es am schlimmsten, denn ihre Mutter hatte ihr allerlei Regeln auferlegt, die mit Wechselduschen am Morgen begannen, um ihren Kreislauf zu stärken, und mit autogenem Training am Abend endeten, um die Entspannung zu fördern. Sie hatten sich oft gestritten. Mein Herz gehört mir wurde zu Majas pubertärem Schlachtruf.
    Im Nachhinein konnte sie darüber lächeln. Wie recht sie hatte mit ihren Wunsch nach Abgrenzung.
    Â»Warum habt ihr es mir eigentlich nicht früher gesagt, du und Papa … Und warum habt ihr meinen Namen geändert?«
    Â»Ach, Maja …« Ihre Mutter sagte nur diese beiden Worte, denn sie beinhalteten alles, was zwischen ihnen gründlich schiefgelaufen war in all den Jahren.
    Wieder kam eine Kontraktion, Maja krümmte sich vor der Bildschirmkamera zusammen, und ihre Mutter merkte es sofort.
    Â»Das sind doch Wehen … Du musst in die Klinik, Kind!«
    Â»Ich denke, ich werde mein Baby hier bekommen. Stefan ist ohnehin noch hier …

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