Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Träumer

Insel der Träumer

Titel: Insel der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
sich hineingesogen. Dann aber schluckte er, sah Farina wieder an und atmete heftig.
    »Siehst du noch Wasser?« fragte Mythor.
    »Ja! Zieh mich raus!«
    »Aber du schluckst kein Wasser!«
    »Nein, ich…«
    »Was?«
    Sadagar stöhnte laut, riss den Kopf in den Nacken und verdrehte die Augen, bevor sein Körper in Mythors Armen schlaff wurde.
    *
    Die Sonne stand bereits im Westen, als die nun fünfköpfige Gruppe den Südzipfel der Insel erreichte. Oft hatten sie Suchtrupps ausweichen müssen. Die Besessenen rannten nicht mehr wie eine Herde Ochsen blindwütig durch die Gegend, sondern suchten nun gezielter. Lange mussten die Gejagten warten, bis der Weg die Klippen hinunter frei war.
    Nachdem Sadagar und Chrandor zu sich gekommen waren, hatte es noch einiger weiterer drastischer Überzeugungsversuche bedurft, bis sie endlich erkannten, was mit ihnen geschehen war. Nun gab es zwei Gehetzte mehr. Sadagar wurde nicht müde, Mythor um Vergebung zu bitten, und unter Chrandors Stulpenhandschuhen regten sich wieder seine »Hände«.
    Beide, der Steinmann und der Pirat, waren allerdings noch nicht wie die anderen imstande, die Trugbilder völlig zu durchschauen, aber sie wussten nun, dass die Welt um sie herum nicht so war, wie sie sie sahen, und dieses Wissen gab ihnen die Kraft, den Befehlen des dämonischen Kraken zu trotzen. Mythor hatte sie knapp über den Kraken aufgeklärt.
    Mythor stieg als erster die Klippen zur Höhle hinab. Er wusste nicht, in welcher Verfassung er den Magier antreffen würde, und wollte kein unnötiges Risiko eingehen.
    Doch die Höhle war leer. Die Öllampe brannte noch, und alles deutete auf einen überstürzten Aufbruch Rachamons hin. Entsetzt sah der Sohn des Kometen, dass mehrere der magischen Fetische zertreten waren. Eine furchtbare Ahnung beschlich ihn, die zur Gewissheit wurde, als Sadagar erklärte, die Macht des Kraken sei an diesem Ort ebenso stark wie draußen in den Klippen.
    »Dann gibt es nur einen Ort, wo wir ihn noch finden können, falls es nicht schon zu spät ist«, presste Mythor hervor. Fragend sah er Golad und Farina an. »Die Höhle war die längste Zeit ein sicheres Versteck. Nun bleibt uns nur noch eines.«
    »Du willst den Kraken töten?« fragte der Steinmann schnell. »Wenn du glaubst, dass wir es können, dann verlieren wir keine Zeit!«
    »Wenn überhaupt, können wir es wohl nur mit Rachamons Hilfe. Golad?«
    »Wir müssen noch einmal… dorthin.«
    Mythor wünschte, er hätte ihm und Farina dies ersparen können. Doch sie allein zurückzulassen hieß, sie den Verfolgern preiszugeben, die kaum lange auf sich warten lassen würden, obwohl Sadagar versicherte, dass sie nur bis zum Rand der Klippen gehen durften.
    Es war Farina, die für Golad sprach: »Wenn es also sein muss, werden wir gehen. Nein, Golad, sorge dich nicht um mich. Wir dürfen uns nicht mehr trennen, und…« Schluchzend warf sie sich an seine Brust. »Es muss ein Ende haben! Endlich ein Ende, oder wir sterben alle!«
    »Zur Bucht!« knurrte Mythor.
    *
    Sie hielten sich nahe am Abgrund und mussten nur zweimal einem Trupp Männer ausweichen, die sich offenbar hier postiert hatten, um auf sie zu warten. Unangefochten erreichten sie die Bucht – und sahen eine menschliche Gestalt in den wallenden, dunklen Nebeln verschwinden.
    »Rachamon!« stieß Mythor aus, legte die Hände an den Mund und schrie, dass der Magier umkehren solle. Doch die Nebel gaben ihn nicht mehr frei.
    Dafür wurden andere Schreie und Rufe hörbar, dann das Poltern von Steinen.
    »Jetzt wissen sie, wo wir sind!« sagte Golad vorwurfsvoll.
    »Egal«, versicherte Sadagar schnell. »Sie werden nicht wagen, uns dort hinunter zu folgen.«
    Und schon drängte er sich zwischen Golad und Mythor hindurch und stürmte die Felstreppen hinab. Wie schon bei anderen Gelegenheiten zuvor schien er sein »Versagen« durch übertriebenen Eifer wettmachen zu wollen. Den anderen blieb gar nichts anderes mehr übrig, als ihm zu folgen. Chrandor zeterte und jammerte.
    Sie hatten die dunklen Wolken erreicht, als über ihnen die Verfolger auftauchten. Und wahrhaftig hielten sie inne, brüllten und fluchten. Wenige Augenblicke später hagelte ein Steinregen auf die fünf herab, die Mühe hatten, auf dem glitschigen, nassen Fels Halt zu finden, und mehr als einmal auf dem Rücken landeten.
    Mythor war nicht zu halten. Er befürchtete das Schlimmste für Sadagar, der auf keinen Anruf mehr reagierte und wie Rachamon in den Nebeln verborgen blieb.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher