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Insel der Träumer

Insel der Träumer

Titel: Insel der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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gefeit, Aß und Baß?« sagte er lächelnd. »Wahrscheinlich weiß euer feiner Herr gar nicht, was er an euch hat.«
    Ein Fuß setzte sich hart auf seine Hand. Farina schrie auf. Mythors Kopf ruckte in die Höhe.
    »Er weiß es!« sagte Steinmann Sadagar. Das Messer blinkte in seiner Hand. »Glaubt mir, er weiß es!«
    Aber die Männer waren doch vorbeigezogen!
    Mythor starrte entsetzt in die Augen des Steinmanns, und als er Chrandor neben diesem auftauchen sah, erfasste er die Situation blitzschnell. Nur diese beiden waren umgekehrt. Chrandor hatte seine »Hände« vermisst und beim Anblick des Netzes die richtigen Schlüsse gezogen. So nur konnte es sein! Und noch schienen beide ihren Fang zu sehr zu genießen, um nach den anderen zu rufen.
    Mythor handelte instinktiv. Er wusste um die Schnelligkeit des Steinmanns mit seinen Messern und dass er nur eine Chance hatte, wenn der erste Hieb saß.
    »Den anderen, Golad!« rief er und hatte schon die Hand losgerissen und sie um Sadagars Fußgelenk gelegt. Der Steinmann schrie auf, holte mit dem Messer Schwung und verlor das Gleichgewicht. Mythor zog ihn mit einem Ruck in den Spalt, holte mit der Faust aus, um den Freund zu betäuben, doch…
    Sadagar war wie von Sinnen. Er ließ das Messer fallen und bewegte sich wie ein Ertrinkender. Sein Mund war geschlossen. Keinen Laut von sich gebend, ruderte er wild mit den Armen, und Mythor begriff, dass der Spalt für ihn mit Wasser gefüllt war. Die Täuschung war so perfekt, dass der Steinmann in Todesangst gegen die Luft ruderte!
    Chrandor erging es nicht anders. Golad drückte ihn mit beiden Fäusten auf den Boden der Rinne, wo er sich wand und die Augen so aufriss, dass sie ihm aus den Höhlen zu quellen drohten. Seltsamerweise machten Aß und Baß keinen Versuch, ihrem Herrn und Meister zu helfen.
    Mythor packte den Steinmann und presste ihm eine Hand vor den Mund, bevor er mit ihm aus dem Spalt kletterte. Wenn es überhaupt eine Möglichkeit gab, ihn und Chrandor aus dem Bann des Kraken zu befreien, ohne Rachamons Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen, so bot sie sich jetzt.
    Sadagar sog gierig die Luft ein. Mythor wartete, bis er völlig mit Strampeln aufgehört hatte. Dann sagte er, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass tatsächlich niemand außer den beiden mehr in der Nähe war: »Du selbst bist besessen, Sadagar! Ich habe das Ungeheuer gesehen, das euch seinen Willen aufzwingt! Weißt du es jetzt?«
    Der Steinmann wollte Mythors Hand von seinem Mund reißen und schüttelte heftig den Kopf.
    »Also schön. Du siehst das Wasser?« Golad hatte inzwischen auch Chrandor aus dem Spalt gebracht und tat mit ihm das gleiche wie Mythor mit dem Weggefährten.
    Abwehrend streckte Sadagar die Hände von sich.
    »Du siehst es also noch? Tut mir leid, alter Freund, aber ich kann dir diese Lektion nicht ersparen.«
    Und schon setzte er sich ans »Ufer«, ließ die Beine baumeln und stieß Sadagars Kopf in den Spalt. Wieder begann der Steinmann zu toben, und Chrandor stand ihm nicht nach.
    »Er wird die Luft anhalten und ersticken«, warnte Golad, während Farina dem Treiben der beiden Männer entsetzt zusah.
    »Ganz bestimmt nicht!« Mythor nahm die Hand von Sadagars Mund und drehte ihm die wild schlagenden Arme auf den Rücken. »Du hörst mich, alter Freund. Und wenn du mich hören kannst, kannst du auch atmen! Tu es!«
    Der Steinmann gab eine Reihe von Entsetzenslauten von sich und rollte mit den Augen. Seine Lippen waren ganz fest aufeinander gepresst. Sein Körper bäumte sich auf, und Schweiß drang ihm aus allen Poren. Mythor musste sich dazu zwingen, das grausame Spiel bis zum Ende zu treiben.
    »Atme! Es gibt kein Wasser!«
    Sadagar schüttelte sich. Sein Mund blieb verschlossen. Auch Mythor schwitzte. Sadagar würde wahrhaftig so lange die Luft anhalten, bis er erstickte!
    Plötzlich sprang Farina in den Spalt, öffnete den Mund weit und brachte ihn direkt vor die Augen des Strampelnden. »Sieh her!« rief sie. »Ich ertrinke nicht!«
    Doch sie erreichte nur das Gegenteil von dem, was sie wollte. Jetzt musste der Steinmann auch noch glauben, einen Geist vor sich zu haben.
    »Bei Quyl!« rief Mythor verzweifelt. »Chrandor hat schon recht, dass du ein sturer Bock bist! Jetzt hilft nur noch das!«
    Schnell ließ Mythor einen Arm des Freundes los und gab ihm einen kräftigen Klaps auf die Sitzfläche.
    Sadagar riss den Mund auf, stieß ein markerschütterndes »Au!« aus und schloss die Lippen wieder, als habe er Gift in

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