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Insel der Träumer

Insel der Träumer

Titel: Insel der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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dichtes Gebüsch. Die Ranken peitschten nach ihm, und blutige Striemen erschienen diesmal auf seiner Haut.
    Hier hatte er einen Bach gefunden, dessen Wasser ihm in der Mitte bis zu den Hüften reichte, gespeist von einer weiter südlich liegenden Quelle. Aber warum hörte er kein Rauschen?
    Golad brach hinter ihm durch das Gebüsch, als Mythor die Bodenrinne vor sich sah. Es war ein tief klaffender Riss im Fels, breit genug, um ihn, Golad und Farina aufzunehmen, und ein Dutzend Mannslängen lang.
    Die Verfolger waren jetzt ganz nahe, schon bei den drei Bäumen. Mythor winkte heftig und deutete auf den Spalt. Golad setzte Farina ab. Mythor kletterte bis auf den Grund des Risses und streckte dem Mädchen die Hände entgegen. Sanft fing er sie auf und legte sie hin. Golad landete mit einem Sprung neben ihm.
    »Flach hinlegen!« flüsterte Mythor.
    »Ebenso gut können wir ihnen entgegenlaufen«, erwiderte der Hüne heftig. »Sie sehen uns doch!«
    »Nicht, wenn ihnen ein anderes Bild vorgegaukelt wird«, hoffte Mythor. Doch schon beschlichen ihn wieder Zweifel. Das Wasser des »Baches« war klar gewesen, als er an seinem Ufer gesessen hatte. Er konnte bis auf den Grund schauen.
    Die Verfolger schienen zum Stehen gekommen zu sein. Mythor hörte ihre Stimmen, wie sie sich heftig unterhielten. Er hielt den Atem an und hoffte inbrünstig, dass sie dabei ihre Spuren zertrampeln würden.
    Doch jetzt näherten sich Stimmen aus der anderen Richtung!
    »Lass uns kämpfen, Mythor!« flüsterte Golad bebend.
    Da gewahrten sie eine Bewegung am Rand der Spalte. Golad wollte aufspringen, doch schnell drückte Mythor ihn wieder zu Boden.
    »Das sind… Chrandors Tiere!« stieß er ungläubig hervor. »Aß und Baß, seine Hände!«
    »Dann haben sie uns gefunden! Wir…«
    »Nein! Sieh doch, was sie tun!«
    Und die Augen des Hünen weiteten sich in maßlosem Erstaunen. So schnell, dass die Gehetzten Mühe hatten, ihre Bewegungen zu verfolgen, sprangen die beiden Weichtiere über den Spalt, von einer Seite auf die andere und wieder zurück, immer und immer wieder. Und dabei zogen sie dicke, klebrige Fäden hinter sich her, gerade so, wie Spinnen es taten, doch ungleich schneller.
    »Sie helfen uns!« flüsterte Mythor fassungslos.
    »Ja«, knurrte Golad. »Oder sie spinnen uns ein, dass wir hier lebend verfaulen.«
    *
    Sadagar war ratlos. Wieder fühlte er die Leere in sich, als raube ihm etwas alle Kraft aus dem Körper. Den anderen erging es ähnlich. Die Männer kamen aus allen Richtungen herbeigelaufen und machten ihrer Hilflosigkeit durch Flüche und Beschimpfungen Luft.
    »Wir müssen weiter nach Süden!« brüllte Yellen, der Weißhaarige.
    »Nein!« rief ein anderer. »Sie sind hier, ganz in der Nähe! Ich hörte einen von ihnen etwas rufen!«
    »Sadagar!«
    Der Steinmann fuhr herum und blickte Yellen in die Augen. Inzwischen hatten die Männer ihn stillschweigend als ihren Anführer anerkannt. Sie verlangten eine Entscheidung von ihm, und die Zeit drängte.
    »Was fragt ihr mich, wenn ihr ihre Spuren zertrampelt habt?« fuhr er den Weißhaarigen an.
    Warum wusste er plötzlich nicht mehr, wohin er sich wenden sollte?
    »Schwärmt wieder aus!« brüllte er.
    »Sucht überall! Wir teilen uns! Yellen, du nimmst die Hälfte der Männer und gehst mit ihnen nach Süden!«
    Für einen Augenblick war ihm, als habe er jeglichen Richtungssinn verloren, als treibe er in einem endlosen Ozean, ohne Land zu sehen. Dann kehrten seine Kräfte zurück. Sein Geist blieb verwirrt, doch der unbändige Wille, Mythor und die beiden anderen Besessenen zu finden, trieb ihn vorwärts, ließ ihn nicht ruhen.
    »Los!« brüllte er. »Lauft! Wir suchen sie hier!«
    Yellen fluchte und winkte Männer zu sich. Sie verschwanden hinter den Bäumen. Sadagar achtete nicht mehr auf sie. Plötzlich sah er etwas, das ihm und allen anderen bisher entgangen war.
    An einem Busch gleich neben den drei Bäumen, die ein Dreieck bildeten, waren Zweige abgeknickt worden, und Blüten lagen zertreten am Boden. Der Steinmann rief die ausgeschwärmten Männer zurück, bückte sich und hielt Ausschau nach Spuren. Nur hier und da bedeckte Moos den Boden, ansonsten war er ungewöhnlich karg. Doch bald hatte Sadagar gefunden, wonach er suchte.
    »Sie sind hier entlanggelaufen, durch die Büsche!«
    Er rannte los, gefolgt von einer alles niederwalzenden Meute. Chrandor blieb dicht bei ihm und erging sich in Selbstmitleid.
    Dann standen sie vor dem Bach. Das friedlich dahin

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