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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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hinzu, »ob es Pferde oder Maulesel waren – vor der Detonation müssen die Tiere weggeführt worden sein. Wahrscheinlich wollten der oder die Täter verhindern, dass der Wagen entfernt wurde, weil er den Besuchern der Spiele im Weg stand. Eine alte Frau, die in der Straße bei der Arena wohnt, konnte die Spiele nicht besuchen, weil ihre Schwiegertochter in den Wehen lag. Kurz vor der Explosion stand sie am Fenster und beobachtete einen Mann, der sich neben dem Wagen bückte und vermutlich die Zündschnur in Brand steckte. Da er ihr den Rücken kehrte, weiß sie nicht, wie er aussah. In diesem Moment rief die Schwiegertochter nach ihr. Als sie sich umdrehte und antwortete, wurde sie von der Erschütterung quer durchs Zimmer geschleudert. Seltsamerweise erlitt sie keine Verletzungen.«
    »Geht es ihrer Schwiegertochter gut?«, erkundigte sich Kassandra.
    »Ja, wenige Minuten nach der Explosion gebar sie einen gesunden Jungen.«
    Tod und neues Leben, dachte sie und lächelte müde. »Wenigstens eine gute Neuigkeit … Wurden noch andere Verdächtige in der Nähe des Wagens gesehen?«
    »Alle möglichen Leute«, erwiderte Marcellus. »Entweder drei oder vier Männer. Junge oder alte. Nur schwarzhaarige – oder auch nicht. Sie schrien Parolen, oder sie schwiegen, schwenkten gelbe Banner oder taten nichts dergleichen … Und ein Zeuge glaubt, er hätte einen der Rebellen erkannt, der neulich das Wort ›Helios‹ an eine Mauer schrieb. Aber er ist sich nicht sicher.«
    »Wie auch immer, eins steht fest«, warf Royce ein. »Auf dem Wagen lagen die Banner aus dem gleichen Stoff wie die Spruchbänder, die wir gestern Morgen im Palasthof vorfanden. Zu unseren Beweisstücken zählen mehrere gelbe Fetzen, teilweise mit Buchstaben bemalt, die zum Wort ›Helios‹ gehören.«
    »Gewiss, die Verfechter von ›Helios‹ neigen zum Vandalismus in gemäßigter Form«, sagte Kassandra, »doch sie waren noch nie gewalttätig. Deshalb kann ich mir kaum vorstellen, dass sie von ihren an die Wand geschmierten Parolen dazu übergegangen sind, unschuldige Menschen zu ermorden.«
    Royce wechselte einen kurzen Blick mit dem Friedensrichter. »Da gibt es noch einen älteren Zeugen, der jemanden rittlings auf der Stadionmauer sitzen sah. Dieser Mann konnte die Wettkämpfe verfolgen und gleichzeitig irgendwelchen Leuten auf der Straße ein Zeichen geben. Als Atreus die Führung im Wagenrennen übernahm und sich der Kurve näherte, winkte der Mann auf der Mauer irgend-wem zu.«
    »Offenbar glaubst du, das wäre ein Signal gewesen«, seufzte Kassandra bedrückt.
    Royce nickte. »Allem Anschein nach haben die Verbrecher eine kurze Zündschnur benutzt. Trotzdem hatten sie genug Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen. In der Nähe der Arena führt eine schmale Gasse zwischen hohen Gebäuden hindurch, die einen ausreichenden Schutz vor der Explosion boten.«
    »Und von dort sind sie unbemerkt geflohen«, erklärte Marcellus.
    »Wie sah der Mann auf der Mauer aus?«, fragte Kassandra.
    »Dunkelhaarig, kräftig gebaut, ein typischer Akoraner – mit einem gelben Banner um den Hals. Darauf hat der Zeuge hingewiesen.«
    Kassandra stand auf, ging zu einem Fenster und starrte hinaus. Wie eigenartig sie sich in Atreus Arbeitszimmer fühlte, wenn er nicht hier war …
    Diesen Raum hatte sie ausgesucht, um ihre Besprechungen ungestört abzuhalten und den Eindruck einer gewissen Normalität zu erwecken. Auf dem Fliesenboden stand ein großer Tisch. Bronze- und zwei große Marmorstatuen reihten sich an den Wänden aneinander, alle von Atreus geschaffen. In seiner Jugend hatte er verheißungsvolle künstlerische Talente entwickelt. Wäre er nicht zum Vanax erwählt worden, könnte er jetzt das erfüllte Leben eines Bildhauers führen.
    Wehmütig strich sie über den Bronzekopf eines Pferdes, das sich anmutig aufbäumte, und dachte an ihren Bruder. Nicht weit entfernt lag er in seinem Bett. Immer noch bewusstlos, rang er mit dem Tod. Ihre Eltern saßen bei ihm, Phaedra und Andrew, der den vaterlosen Jungen einst in sein Herz geschlossen und wie einen eigenen Sohn großgezogen hatte. In der ganzen Stadt und auch außerhalb füllten sich die Tempel mit betenden Leuten. Die Märkte waren menschenleer, die Läden geschlossen. Im Hafen regte sich nichts. Auf Akora hielt alles Leben inne – während das Leben des Vanax an einem seidenen Faden hing.
    Zu Royce gewandt, fragte sie: »Glaubst du, die Explosion war ein Attentat auf Atreus?«
    »Zumindest erweckt das

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