Insel meiner Traeume
zogen die Gewitterwolken den Kanal hinab -vielleicht um vor den Ostküsten Frankreichs und der Niederlande zu verpuffen.
Alex blickte empor. Zwischen den Schleierwolken sah er einen strahlend blauen Himmel.
So schnell wie der Sturm losgebrochen war, hatte er ein Ende gefunden.
»Joanna...«
Kraftlos hob sie den Kopf und schaute in seine Augen.
Leben. Sie lebten.
Halb benommen, ermattet, im Meer verirrt - aber sie lebten. Da lachte sie. Das Gelächter füllte ihren ganzen Körper. Sie lachte den Himmel und die Welt an, lachte überglücklich und triumphierend - und weil ihr keine bessere Methode einfiel, um sich zu bedanken. Schließlich rief sie: »Wir sind am Leben!«
Alex räusperte sich. »Verdammt will ich sein, wenn wir’s nicht sind.«
Eine kleine Weile später, sicher in Alex’ Armen, wandte sie sich zur Küste und sah, was ihr wie eine Vision aus Träumen erschien. Über saftig grünen Feldern und Meeresklippen ragten die stolzen Türme von Hawkforte empor, in hellem Sonnenschein.
»Ertrunkene Ratten«, seufzte Mrs. Mulridge. »So sehen Sie beide aus, Mylord und Mylady.« Verwirrt stand Joanna auf dem Kopfsteinpflaster des Burghofs, inmitten hoher, von Rosen überwucherter Mauern, und starrte ihre alte Freundin an. »Warum sind Sie nicht in Brighton?«
Die Haushälterin zuckte die Achseln. »Weil es an der Zeit war, wieder hierher zu fahren. Folgen Sie mir! Und passen Sie auf, wohin Sie treten, sonst müssen wir tagelang hinter Ihnen aufwischen.«
Und dann wurden sie mit heißen Bädern, gewärmten
Handtüchern und trockenen Kleidern verwöhnt, mit Tee und Buttergebäck vor dem Kaminfeuer in der Bibliothek, ein paar Stunden Schlaf. Nach dem Erwachen tranken sie rubinroten Wein und aßen eine saftige Rinderlende mit frischem Gemüse aus dem Küchengarten. Mit den extravaganten Tafelfreuden des Prinzregenten ließ sich dieses einfache Dinner nicht vergleichen. Doch es schmeckte umso köstlicher, wenn man einander mit den Fingern fütterte.
Inzwischen war ein Bote westwärts geritten, nach Brighton. Als der Abend dämmerte, kehrte er zurück und meldete, der Lord of Hawkforte sei hocherfreut über die Rettung seiner Schwester und des Marquess of Boswick. Am nächsten Morgen würde er nach Hawkforte kommen, ein liebevoller Bruder und guter Freund.
Das Dunkel der Nacht hüllte die stolzen Türme ein, und Joanna entzündete zwei Kerzen am Kaminfeuer. Eine davon reichte sie Alex. Wortlos folgte er ihr eine Wendeltreppe hinauf, die so alt war, dass die steinernen Stufen in der Mitte eingesunken waren, im Lauf der Jahrhunderte von zahllosen Füßen belastet. Am Treppenabsatz angekommen, öffnete Joanna die eisenbeschlagene Tür des Raums, der fast das ganze oberste Stockwerk eines Turms einnahm. »Das ist der älteste Teil von Hawkforte. Einer Legende zufolge bewohnten der erste Lord und seine Lady dieses Gemach. Seither wurde es immer nur vom jeweiligen Titelträger nach seiner Hochzeit benutzt. Komm, treten wir ein.«
»Gibt es irgendwelche Geister, die unsere Anwesenheit stören würden?«, fragte Alex lächelnd.
»Oh, sie würden uns herzlich begrüßen.« Joanna wanderte im Zimmer umher und entzündete die Kerzen in den Wandleuchtern, die sanftes Licht verbreiteten.
In der Mitte stand ein breites Bett mit reich bestickten Vorhängen und Pelzdecken. Joanna ging darauf zu und wandte sich zu Alex. »Ich liebe dich. Das muss ich dir endlich sagen, und zwar hier, an diesem Ort.«
»Ich liebe dich auch«, erwiderte er fast beiläufig, denn mittlerweile war das eine schlichte Tatsache seines Lebens. Als er zu ihr eilte, bat sie mit einem bezaubernden Lächeln: »Warte!«
Wie lange er das ertragen würde, wusste er nicht. Joannas Lächeln vertiefte sich. Langsam löste sie das Band, das den Ausschnitt ihres einfachen Kleids zusammenhielt. Ohne Alex aus den Augen zu lassen, entblößte sie erst einen schlanken Arm, dann den anderen. Sekundenlang hielt sie das Kleid fest, bevor es hinabglitt, die Brüste und die schmale Taille enthüllte, über die schön geschwungenen Hüften etwas langsamer hinabrutschte und zu ihren Füßen eine seidene Wolke bildete.
Anmutig stieg sie heraus und schlenderte zu Alex. Er schluckte mühsam. Plötzlich war sein Mund staubtrocken geworden. Die Hände geballt, bekämpfte er den Impuls, Joanna zu berühren. Wenn er auch nur mit einer Fingerspitze ihre seidige Haut streicheln würde, wäre er verloren.
»Jetzt bist du an der Reihe«, entschied sie und zerrte das
Weitere Kostenlose Bücher