Insel meiner Traeume
den Pavillon und diese verdammte Stadt auseinander nehmen, bis ganz Brighton nurmehr aus Schutt und Staub bestehen würde.
Oder zumindest fühlte sich Alexandros, der Prinz von Akora, dazu getrieben. Hingegen gelang es dem Marquess of Boswick, wenigstens den Schein seiner Selbstbeherrschung zu wahren.
»Wir werden sie finden«, versicherte der Prinzregent.
Obwohl er stundenlang dem Alkohol zugesprochen hatte, bevor Joanna vermisst worden war, wirkte er bemerkenswert kühl und gefasst. Seit Jahren bestrebt, irgendein Kommando zu übernehmen, schien er sich jetzt in seinem Element zu befinden. So verwunderlich das auch anmutete, es erfüllte Alex mit zaghafter Hoffnung.
»Zweitausend Mann aus unseren Regimentern fahnden nach ihr«, fuhr der Prinzregent fort. »Innerhalb von zwanzig Meilen, in sämtlichen Richtungen, wird die Gegend systematisch abgesucht, und die Leute erstatten mir alle dreißig Minuten Bericht. Natürlich ist der Nebel ein Problem. Aber landeinwärts verdünnt er sich, und die Soldaten kommen gut damit zurecht. Wenn irgendjemand Lady Joanna gesehen hat oder wenn sich verdächtige Spuren zeigen, werden wir sofort informiert.«
»Selbstverständlich weiß ich Ihre Bemühungen zu schätzen, Majestät...«
»Danken Sie mir nicht, Darcourt, das ist wirklich überflüssig. Selbst wenn Sie mir - ebenso wie Lady Joanna und Lord Royce - nicht so nahe stünden, würde ich niemals die Dreistigkeit eines Schurken dulden, der es wagt, einen Gast aus meinem Haus zu entführen. Glauben Sie mir, diese Beleidigung werde ich streng bestrafen.«
»Darauf freue ich mich«, murmelte Alex. Doch er fand es wesentlich wichtiger, Joanna in seine Arme zurückzuholen, wohin sie gehörte. In der Zwischenzeit war die Ungewissheit kaum zu ertragen. Es quälte ihn, untätig zu warten.
Zunächst hatte er einen der Trupps begleitet, die Brighton und die Umgebung durchforsteten, und war dann wieder in den Pavillon geeilt, in der Hoffnung auf Neuigkeiten. Weil er noch immer nichts über Joannas Verbleib erfuhr, starrte er unschlüssig vor sich hin. Joannas Bruder beteiligte sich an der Suche, und Alex vertraute ihm. Natürlich würde Royce sein Bestes tun.
Aber wenn sich Joanna gar nicht in der Nähe befand? Wenn der oder die Verbrecher sie weit weg gebracht hatten?
Wie wäre das möglich, überlegte Alex. Von Brighton führten gute Straßen landeinwärts und die Küste entlang -doch darauf würde eine Kutsche nicht allzu schnell vorankommen. Kurz nach Joannas Verschwinden waren überall Kontrollpunkte errichtet worden. Also müsste es äußerst schwierig sein, sie aus dem betreffenden Gebiet zu entfernen. Wer immer sie entführt hatte, versteckte sie vielleicht in einem der vielen Farmhäuser oder Cottages. Und wenn man die letzten Schuppen und Schafställe durchsuchte, dürfte es nurmehr eine Frage der Zeit sein, bis man sie finden würde.
Es sei denn, sie war auf einem anderen Weg verschleppt worden.
Brighton lag am Meer.
Wenige Minuten nach dem Alarm waren Wachposten zu den Kais geschickt worden und hatten gemeldet, kein Schiff sei ausgelaufen. Zudem würde es kaum jemand wagen, durch den berüchtigten Brighton-Nebel zu segeln, der sich letzte Nacht wieder einmal wie eine dichte weiße Wolke über dem Hafen herabgesenkt hatte. Deshalb war es vernünftig erschienen, die Suche auf das Land zu beschränken. Aber jetzt, nach stundenlangen vergeblichen Bemühungen, betrachtete Alex das Problem aus einem neuen Blickwinkel. Am Morgen hing der Nebel immer noch über dem Kanal. Ein Schiff könnte sich nahe der Küste - selbst für das wachsamste Auge unsichtbar - in den dichten Schwaden verbergen und den Anker lichten, sobald das Wetter aufklarte.
Von den Akoranern, die ihn überfallen hatten, fehlte immer noch jede Spur. Vielleicht, weil sie auf dem Meer blieben, nicht an Bord eines akoranischen Schiffs, das zu viel Aufmerksamkeit erregt hätte... Nein - eher auf einem der zahlreichen verschiedenen Schiffe, die ständig vor Brighton kreuzten. Saß Joanna in irgendeinem Laderaum gefangen? Eine andere Möglichkeit fiel ihm nicht ein. Und er musste endlich irgendetwas unternehmen.
Vom Nebel behindert, der um alle Ecken zu kriechen schien, eilte er zum Old Steine hinab, wo die Fischerboote lagen, darunter ein schnittiges kleines Skiff, dessen Besitzer am Kai stand und missgelaunt den grauen Schleier über dem Meer betrachtete.
»Fahren Sie heute nicht hinaus?«, fragte Alex, obwohl die Antwort offensichtlich war.
Der junge
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