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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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dem
    Alex’ Vorfahren stammten. In der Kindheit hatte er oft eine Hinterpfote der Löwin an der linken Seite gestreichelt, wenn er aus der Zitadelle gelaufen war, und eine Pfote ihrer Schwester bei seiner Rückkehr. Irgendwie betrachtete er die Klauen als Mahnmale, die ihm vor Augen führten, was er wichtig nehmen musste. Manchmal war er in die Luft gesprungen, hatte die hochgereckten Pfoten berührt. Jetzt, zum Mann gereift, musste er nur eine Hand heben, um darüber zu streichen. Ein flüchtiges Lächeln umspielte seine Lippen. Dann nahm sein Gesicht sofort wieder einen ernsten Ausdruck an.
    Hinter dem Tor lag der Hof, kurz zuvor von einem Regenguss besprüht, sodass nicht einmal an diesem warmen, schwülen Tag Staub aufstieg. Und am anderen Ende des Platzes ragte der riesige Palast auf. In Europa hatte er mehrere Schlösser besucht. Kein einziges ließ sich mit dem Königshaus der Atreiden vergleichen, das zudem viel älter war. Einige Teile hatte man vor dreitausend Jahren errichtet. Hier hatten die Herren von Akora im Lauf der Jahrhunderte ohne Unterbrechung residiert, im offensichtlichen Wahrzeichen ihrer Macht. Gewissenhaft wurde jeder Flügel instand gehalten. Dafür sorgten hingebungsvoll Priester und Priesterinnen. Alex kannte die Räume, wo seine Ahnen gestanden und durch die Fenster die zerstörte, verbrannte Landschaft betrachtet hatten, die eben erst zu neuem Leben erwacht war. Vor seinem geistigen Auge erschien das ganze Ausmaß der Verwüstung, so wie sie es damals gesehen hatten. Und er konnte auch ihre Träume nachempfinden. Eine allzu rege Fantasie brauchte man nicht, um sich eine Zukunft vorzustellen, geboren aus dem Entschluss starker, stolzer Generationen, Akoras Souveränität zu schützen.
    Diese Vision teilte er mit dem Mann, den er jetzt Wiedersehen würde.
    Zwischen hohen, kannelierten, rot bemalten Säulen beschleunigte er seine Schritte. Dienstboten öffneten die massive Doppeltür aus gehämmerter Bronze und Holz, und er betrat die erste der zahlreichen Versammlungshallen in diesem Teil des Palasts, der für die Öffentlichkeit zugänglich war. In diesem Saal stützten Säulen, mit üppigen geschnitzten Ranken geschmückt, die Decke - so hoch, dass sie den Himmel herauszufordern schien, der darauf gemalt war. Von dunklem, fast schwarzem Blau umgeben, glänzten Sterne, vertraute Konstellationen, die man in der Tagundnachtgleiche erblickte, wenn sich die Große Mutter anschickte, die Sterblichen mit der Fülle der fruchtbaren Erde zu überschütten. Wandmalereien stellten Szenen dar, die den heiligen Sinn scheinbarer alltäglicher Tätigkeiten wie des Ackerbaus betonten. In der Mitte des Raums sprudelte Wasser aus einem runden Brunnen, der von einer der zahlreichen unterirdischen Quellen gespeist wurde. Wassertropfen funkelten im Sonnenlicht, das durch die hohen Fenster hereindrang.
    Während der Prinz von Akora an den Wachposten vorbeiging, standen sie stramm. Aber er beachtete sie nicht, ebenso wenig wie die neugierigen Blicke der Höflinge, die sich stets im Zentrum der Macht tummelten. Hinter ihm wurde eifrig getuschelt. Aber er durchquerte unbeirrt die beiden nächsten Hallen, bis er endlich - relativ betrachtet -die kleinste und intimste erreichte. Trotzdem wäre sie groß genug gewesen, um die ganze Gästeschar aufzunehmen, die er im Carlton House gesehen hatte. Die Ausstattung wirkte eindeutig maskulin. Hier regierte der göttliche Stier, mit Fresken und Statuen geehrt. Sein mächtiger Kopf mit den vergoldeten Hörnern beherrschte die Wand hinter dem im Augenblick unbesetzten Thron.
    Diesen Raum durften die Höflinge nicht betreten. Auf den Zinnen vor den Fenstern patrouillierten ein paar Wachposten. Alex ging am Thron vorbei und berührte die Wand zur Linken, in der eine Tür mit einem Fresko verschmolz, aber nicht vollends verborgen wurde. Diese Tür kannte jeder Akoraner - nur wenige Auserwählte pflegten sie zu benutzen.
    Dahinter befand sich der private Zufluchtsort des Vanax, der ultimative Mittelpunkt der akoranischen Macht.
    Die Kammer war erstaunlich schlicht eingerichtet. An den weiß getünchten Wänden unterhalb der Decke zog sich eine dezente Linie aus geometrischen Ornamenten entlang. Der einfache Fliesenboden rettete die Kühle der Nacht in den Tag hinein. Vor dem Fenster nahm ein Tisch fast die ganze Wand ein. Der Mann, der dahinter saß, hob den Kopf und sah den Besucher eintreten. Um die dreißig, nur zwei Jahre älter als der Prinz, ähnelte er ihm, mit

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