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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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aus, nirgendwo trat eine Frau aus dem Schatten, um sich zu verkaufen, kein einziger halb verhungerter, bis zum Skelett abgemagerter Hund schlich mit eingezogenem Schwanz umher. In Ilius gab es keinen Schmutz, keinen Abfall auf den Straßen, keine halb verfallenen Häuser, die sich aneinander lehnten und das Sonnenlicht genauso wirkungsvoll fern hielten, wie sie alle Hoffnung zerstörten. Nur leuchtend weiße Mauern und der fast Schwindel erregende Duft einer segensreichen Natur...
    Als die Nestor nahe genug an den Hafen heransegelte, sodass Joanna den hellgrünen Wellenschaum an den steinernen Piers sah, kehrte Darcourt in die Kajüte zurück. Seine Miene, am Vormittag noch überraschend freundlich, war einem kühlen, arroganten, sogar strengen Ausdruck gewichen. Erschrocken starrte sie ihn an, von dem wehmütigen Gefühl erfasst, sie hätte einen Verlust erlitten.
    Er schüttelte ein ordentlich gefaltetes Bündel aus, das unter seinem Arm gesteckt hatte, und überreichte ihr eine lange, aus feiner weißer Wolle gewobene Robe mit einer Kapuze. »Das wirst du tragen, wenn du von Bord gehst. Auf unserem Pier wartet eine geschlossene Sänfte. Man wird dich in meine Suite im Palast bringen, während ich mit dem Vanax rede. Wahrscheinlich werde ich erst sehr spät zu dir kommen. Die Dienstboten werden für deinen Komfort sorgen.«
    Schweigend hörte sie zu und sagte sich, er sei es gewohnt, Befehle zu erteilen. Sie stand außerdem in seiner Schuld. Und für sie zählte ohnehin nur eins - sie musste ihren Bruder finden.
    Die Robe in den Händen, musterte sie Alex’ Gesicht, das nichts von seinen Gedanken verriet. Dass ihre eigene Miene ebenso kontrolliert war, bezweifelte sie.
    »Wirst du mit dem Vanax über meinen Bruder sprechen?«
    Nun zeigte sich in seinen kristallklaren Augen leichte Verblüffung. »Wir werden erörtern, was wir für wichtig halten«, erwiderte er und wandte sich zur Tür.
    Offenbar wollte er gehen, einfach so. Als würden ihre Angst und Sorge nichts bedeuten. Hatte er nicht angekündigt, er würde ihr helfen, Royce zu finden?
    »Warte!«, rief sie. »Das muss ich wissen. Was wirst du tun, um Royce aufzuspüren? Was werden wir unternehmen?«
    Einen harten Zug um die Lippen, drehte er sich um. »Wir? Du wirst tun, was nötig ist, um die Schwierigkeiten zu verhindern, die deine Anwesenheit verursachen könnte. Ansonsten musst du dich um nichts kümmern.«
    »Glaubst du allen Ernstes, ich werde müßig herumsitzen? Zu lange habe ich mich in Geduld geübt, zu viel riskiert, um das zu ertragen.«
    Sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, erkannte sie ihren Fehler.
    Mit drei langen Schritten durchquerte er den Raum und packte ihren unverletzten Arm. Inzwischen war die Wunde am linken Oberarm fast verheilt. Ein paar Mal hatte er danach gesehen, wenn er mit dem Frühstück in die Kabine gekommen war. Sie hatte stets tief und fest geschlafen, sich unter seiner Berührung bewegt, irgendetwas Unverständliches im Schlaf geflüstert und den Kopf zu ihm gewandt. Daran wollte er jetzt nicht denken. Ob er ihr zürnte oder nicht - und soeben hatte sie ihn in helle Wut gebracht -, er würde ihr niemals wehtun.
    »Hast du denn gar nichts über Akora gelernt?«, herrschte er sie an. »Hast du noch immer nichts verstanden?«
    »Einiges hast du mir erzählt...«
    »Mehr, als du wissen dürftest...«
    Abrupt verstummte er, von verwirrenden Gedanken bedrängt. Die Barrieren waren hoch, die Denkweisen, ein Leben lang eingeimpft, so tief verwurzelt, dass er sie nicht infrage stellte. Was seine Einstellung zu den Xenos und den Frauen und allem anderen betraf, folgte er ehernen Gesetzen. Und doch - wurde er nicht gezwungen, die Hürden zu überwinden, die Regeln zu missachten?
    Was sollte er Joanna erklären? Dass sie, sobald sie die Nestor verließen, in eine gefährliche, durch ihre Gegenwart noch verschärfte Situation geraten würde? Dass ihn schon jetzt wachsende Zweifel an seiner Fähigkeit plagten, ihre Sicherheit zu gewährleisten? Dass er seit jenem Kuss seine ganze formidable Selbstdisziplin aufbieten musste, um weitere Zärtlichkeiten zu vermeiden?
    Sie würden ein Bett teilen, was er ihr wohlweislich verschwieg. Das würde sie noch früh genug herausfinden. Wenn sie in getrennten Räumen schliefen, würde das Personal den Verdacht schöpfen, da wäre irgendetwas nicht in Ordnung. Die meisten Dienstboten waren loyal, vielleicht sogar alle. Aber in diesen unsicheren Zeiten mochte es nur einer gewissen

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