Insel meiner Traeume
noch im Kampf gegen sein Verlangen nach Joanna, geriet er in einen neuen Konflikt. Offenbar war sie von ihrer Vision überzeugt. Aber sollte er ernst nehmen, was sie gesagt hatte? Konnte Royce Hawkforte am Leben sein?
»Leider hat niemand etwas von ihm gehört, Joanna. Du weißt, wie wir mit den Xenos verfahren. Hätte dein Bruder unsere Küste erreicht, wäre seine Ankunft den Behörden gemeldet worden. Zudem hätte ein englischer Lord die besondere Aufmerksamkeit der Regierung erregt. Seit er mir von seinem Wunsch erzählt hatte, Akora zu besuchen, hielten unsere Wachen nach ihm Ausschau - ohne Erfolg.«
Er sprach in sanftem Ton, und es fiel ihm unendlich schwer, ihr wehzutun. Doch es ließ sich nicht vermeiden. Selbst wenn sie tatsächlich jenes Talent besaß, und wenn er ihre Fantasiebilder für bare Münze nahm - die Chancen, dass sie Recht hatte, standen äußerst schlecht.
»Trotzdem ist er hier«, entgegnete sie unbeirrt. »Da bin ich mir ganz sicher.«
»Wir würden es wissen...«
»Nein, ihr solltet es wissen, und das ist etwas ganz anderes.« Sie runzelte die Stirn. »Warum wisst ihr es nicht?«
Nicht zum ersten Mal bewunderte er ihre Intelligenz, und allmählich wurde ihm klar, wie intensiv dieser messerscharfe Verstand ihr ganzes Wesen formte.
»Royce ist hier«, fügte sie so entschieden hinzu, als würde sie eine unumstößliche Tatsache feststellen. »Und der Vanax von Akora weiß es nicht. Also wird es ihm von irgendjemandem verheimlicht - wahrscheinlich von derselben Person, die meinen Bruder gefangen hält. Zu welchem Zweck?« Ihre Augen verengten sich. »Wer würde es wagen?«
»Wieso glaubst du... ?«
Mit einer abwehrenden Geste unterbrach sie ihn. »Dafür ist die Zeit zu knapp. Bitte, sei einfach nur ehrlich mit mir.«
Es war das Wort »bitte«, das ihn bezwang. Und die Sehnsucht in ihren Augen. Gewiss, Sehnsucht nach ihrem Bruder - und vielleicht auch nach ihm , was er inständig hoffte. So hatte sie sich in seinen Armen angefühlt - voller Verlangen. Und diese Erinnerung blieb in seinem Herzen haften. Zögernd erklärte er: »Das sind schwierige Zeiten für Akora.«
»Weil du glaubst, die Briten würden in euer Königreich eindringen?«
»Das auch...«
Er musste duschen und die Kleidung wechseln. Vor allem brauchte er Zeit, um seine Gedanken zu ordnen, zu entscheiden, wie er mit dieser Frau umgehen sollte, die ganz anders war, als er es erwartet hatte.
»Bleib hier«, befahl er. »Geh nirgendwohin, unternimm nichts. Verstanden?«
Nur ein einziges Mal nickte sie. Widerstrebend, fand er. Doch das musste genügen. Er nahm Kleidungsstücke aus einer Truhe, dann verschwand er in der Badekammer.
Sobald die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, setzte sich Joanna hastig auf die Bettkante. Sonst wäre sie zusammengebrochen. Ihre Beine glichen der Rindfleischsülze, die ihr Mrs. Mulridge bei jeder harmlosen Unpässlichkeit aufzwang. Ihren Kopf schienen die flaumigen Löwenzahn-samen zu füllen, die in der schwülen Sommerluft über die Felder von Hawkforte schwebten. Beharrlich dröhnte es in ihren Ohren - wie das Summen emsiger Bienen.
Zu allem Überfluss wirkten ihre Brüste seltsam schwer, die Knospen waren viel zu empfindsam - und diese unbestreitbare feuchte Hitze zwischen ihren Beinen...
Tief einatmen - ausatmen...
Im Nebenraum hörte sie Wasser rauschen, das über vibrierende Muskeln rann, über Alex’ wohlgeformten Körper, die glatte, bonzebraune Haut.
Tief einatmen - ausatmen...
Er hatte ihr zugehört und ihre Behauptung, sie könnte verschwundene Dinge finden, nicht - wie befürchtet - als Unsinn abgetan, sondern vorbehaltlos akzeptiert. Darüber müsste sie sich freuen. Aber dann hatte sie gespürt, das irgendetwas nicht stimmte, und da war er plötzlich unter die Dusche gegangen.
Glänzende Tropfen, die langsam an ihm hinabglitten...
Oh, um Himmels willen! Sie war kein albernes Mädchen, das wegen einer ganz natürlichen Reaktion auf einen unglaublich attraktiven Mann die Nerven verlor. Könnte sie es bloß so sehen... Vollkommen normal, nicht ungewöhnlich, kein Grund, sich einzubilden, die Erde hätte unter ihren Füßen gebebt.
Ungeduldig sprang sie auf und wanderte auf dem kühlen Fliesenboden umher. Grüne Seide umwehte ihre Beine. Durch die großen Fenster sah sie eine Szenerie, die Frieden und Wohlstand zu bekunden schien. Schiffe ankerten im Hafen oder segelten zielstrebig durch das glatte blaue Wasser des Binnenmeers. In den Straßen herrschten reges
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