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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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noch in ihrem Mund, die wilde Sehnsucht...
    Lieber Gott, daran will ich mich nicht erinnern.
    Donnernde Hufschläge wirbelten Staubwolken im Palasthof auf. Beflissen rannte ein Junge herbei, fing die Zügel auf, die Alex ihm zuwarf, und führte Pferde und Wagen davon.
    Sobald Joanna hinabgestiegen war, spürte sie wieder neugierige Blicke. Die Leute, die hier ein und aus gingen, waren nicht so diskret wie die Krieger. Ehe der Prinz ihren Arm ergreifen konnte, eilte sie zur Eingangstreppe des Privatflügels, und er blieb ihr auf den Fersen.
    Vor der Tür drehte sie sich um. So gebieterisch sah er aus, so imposant. Mit schmalen Augen erwiderte er ihren Blick.
    »Wir müssen miteinander reden.« Wie aus weiter Ferne drang die eigene Stimme in ihre Ohren.
    Wortlos nickte er, und sie stiegen die Stufen zu seiner Privatsuite hinauf. Niemand ließ sich im langen Korridor blicken.
    Hier oben war es kühler. Die Brise, die durch große, in dicke Mauern eingelassene Fenster ins Schlafzimmer wehte, erfrischte die Luft. In der Stille hörte Joanna das leise Tropfen einer Wasseruhr.
    Oh Gott, die Zeit lief ihr davon.
    »Royce ist am Leben.«
    Langsam wandte sich Alex zu ihr. Eine gewellte ebenholzschwarze Haarsträhne fiel ihm in die Stirn. Nun wirkte seine Miene etwas sanfter. »Das wünschst du dir.«
    »Nein, hör mir zu...« Sie biss auf ihre Lippen. Wie sollte sie sich ausdrücken, um ihn zu überzeugen. »Kassandra ist mit einer Begabung gesegnet - oder verflucht. Gab es in eurer Familie noch andere Frauen mit besonderen Fähigkeiten?«
    »Ein paar«, erwiderte er verwundert.
    »Auch in meiner Familie. Nicht nur ein paar, sogar sehr viele im Lauf der Jahrhunderte. Daran haben wir uns gewöhnt.« Sie lächelte schwach. »So wie man dergleichen wohl oder übel akzeptieren muss.« Nach einem tiefen Atemzug wuchs ihr Selbstvertrauen. Was sie sich vorgenommen hatte, würde - musste ihr gelingen. »Wenn du die Geschichte deiner Dynastie zurückverfolgst, würdest du vor etwa siebenhundert Jahren eine Ahnfrau finden, die solche Kräfte besaß.«
    Eine Zeit lang schwieg er, völlig unbewegt. »Warum gerade dann?«
    Er widersprach ihr nicht. Also traf ihre Vermutung zu. Erleichtert antwortete sie: »Weil damals mehrere meiner
    Vorfahren nach Akora kamen. Und einige blieben hier. Seit ich Kassandra kenne, frage ich mich, was jene Hawkfortes mitgebracht haben.«
    »Meinst du - das eigenartige Talent?«
    »In jeder Generation taucht es nicht auf, aber häufig genug und immer nur bei Frauen, nie bei Männern. Anscheinend zeigt es sich, wenn es gebraucht wird. Auf welche Weise das geschieht, weiß wohl niemand... Jedenfalls gehöre ich zu den begabten Frauen, wenn auch in geringerem Maß als deine Schwester.«
    Die Schultern gestrafft, bat sie den Allmächtigen: Lass ihn glauben, was ich sage, lass ihn alles verstehen und zur Tat schreiten.
    »Ich kann dies oder jenes finden. Schon in meiner Kindheit fing es an. Verlorene Spielsachen, ein Hündchen, das in einem Schrank schlief, eine Haube, die jemand verlegt hatte
    - nichts Spektakuläres. Und dann - ich hatte gerade meinen sechsten Geburtstag gefeiert - verschwand der kleine Sohn unseres Müllers. Seine Angehörigen und Freunde waren völlig verzweifelt. Zwei Tage und Nächte suchten sie ihn. Ich mochte den Jungen, denn ich hatte oft mit ihm gespielt. Inbrünstig wünschte ich mir, er möge aufgespürt werden. Da - wanderte irgendetwas aus meinem Innern nach draußen. Keine Ahnung, wie ich’s sonst erklären soll... Ich fühlte seine Angst - und wie erbärmlich er fror, unter der Erde gefangen. Plötzlich erkannte ich, wo! In einem feuchten Erdloch, etwa eine halbe Meile von unserem Dorf entfernt. Während eines Streifzugs war er hineingefallen. Zum Glück hielt mich niemand für eine Hexe. Die Bewohner von Hawkforte wissen Bescheid über solche Dinge. Erfreut hießen sie mein Talent willkommen. Und meine Eltern...« Sie unterbrach sich. Nach all den Jahren litt sie immer noch unter dem schweren Verlust. »Meine Eltern sind wunder-voll gewesen. Als sich mein Vater an die Geschichten erinnerte, die er über meine Urgroßmutter gehört hatte, half er mir, das alles zu verstehen, damit zurechtzukommen.«
    Nach einer kurzen Pause hob sie die Hände und schaute Alex flehend an
    »Bitte, glaub mir, Royce lebt. Vor meinem geistigen Auge sah ich ihn... Er ist gefangen - und seine Kräfte schwinden. Er muss schnell gefunden werden.«
    Es dauerte sehr lange, bis er sein Schweigen brach. Immer

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