Insel meiner Traeume
Probleme - und etwas anderes, hitzig und drängend, das er viel zu lange unterdrückt hatte. Beinahe schrie er sie an. »Glaubst du etwa, du wärst der einzige Mensch mit Pflichten und verantwortungsvollen Aufgaben? Ich gehöre nicht zu deinen fettleibigen, verhätschelten britischen königlichen Hoheiten - ich diene Akora! Und ich habe geschworen, dieses Land zu schützen. Das halte ich für ein Privileg. Wenn es sein muss, gebe ich mein Leben für diese Inseln.« Im Kampf um seine Selbstbeherrschung griff er wieder nach dem Kelch.
Wider Willen fasziniert, beobachtete Joanna, wie seine Finger den Stiel aus Metall umklammerten, wie sie ihn langsam und unerbittlich verbogen und das Wasser zu Boden rann.
»Dein Bruder ist Brite«, fuhr er fort. »Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was das für mich bedeutet?«
Inzwischen wusste sie es. Auf ihrem Herzen lag eine bleischwere Last. »Kassandra glaubt, die Briten werden Akora überfallen.«
»Das hat dir meine Schwester ebenfalls erzählt?« Achtlos warf er den ruinierten Kelch beiseite. »Dann musst du sie tief beeindruckt haben. Doch das spielt keine Rolle. Ja, dank ihres zweiten Gesichts hat sie die britische Invasion gesehen - und die Eroberung Akoras. Nachdem ich das erfahren hatte, durfte ich deinen Bruder selbstverständlich nicht ermutigen, hierher zu segeln, und der Vanax hätte es wohl kaum erlaubt.«
»Royce würde sich niemals an irgendwelchen Aktivitäten beteiligen, die Akora schaden könnten. Seit seiner Kindheit zieht ihn dieses Königreich in einen magischen Bann.«
»Und was uns Menschen entzückt, wollen wir besitzen. Dazu werden wir getrieben. Es liegt in unserer Natur.«
In seiner Natur. Unter der hart erworbenen Disziplin, der formidablen Selbstbeherrschung und seinem Pflichtgefühl war er im Grunde nur ein Mann wie jeder andere. Viel zu lange hatte er sich gegen diese Erkenntnis gesträubt.
Zehn Tage auf dem Meer... Die Begegnung mit einer Frau, die gesellschaftliche Konventionen und die Regeln der Schicklichkeit missachtete, mit gekreuzten Beinen auf dem Bett saß und Homer las - die sich weit aus dem Bullauge neigte, um eine verbotene Welt zu erspähen - die ihn mutwillig herausforderte und seine Verteidigungsbastionen allmählich unterminierte... Was er bis jetzt nicht einmal bemerkt hatte.
Zehn verdammte, endlose Tage.
Und Nächte.
Er versuchte, dagegen anzukämpfen. Bei allen Göttern, er tat sein Bestes. Aber seine Hände lagen auf ihren Schultern, und er zog sie an seine nackte Brust, während der verantwortungsbewusste, disziplinierte Teil seines Wesens in verständnisloser Überraschung zusah.
So samtig und süß war ihr Mund. Der Geschmack ihrer Lippen und ihr Duft berauschten ihn. Gar nicht genug konnte er bekommen von alldem, was ihn an ihr faszinierte
- ihrem Mut, ihrer Schönheit, ihrer Intelligenz, ihrem kratzbürstigen Trotz, der sich so reizvoll in pure Leidenschaft verwandeln konnte.
Zunächst versteifte sie sich, als wollte sie ihn wegstoßen. Sein Atem stockte, sein Gewissen meldete sich. Aber beim nächsten Herzschlag seufzte sie leise, ein betörender, typisch weiblicher Laut, und sie entspannte sich. Erleichtert stöhnte er und küsste sie mit wachsender Erregung. Das erste Mal, an Bord des Schiffs, war Joannas Reaktion unschuldig und zögerlich gewesen. Jetzt nicht.
Mit einer Leidenschaft, die seine eigene steigerte, erwiderte sie den Kuss. Voll und weich schmiegte sich ihr Busen an ihn. Alex umfasste eine ihrer Brüste. Durch den dünnen Stoff des grünen Kleides umkreiste sein Daumen die erhärtete Knospe. Joanna erschauderte wohlig und klammerte sich an seine breiten Schultern. Dann glitten ihre Hände hinab, um die starken Muskeln seines Rückens zu erforschen. Ihr Kopf sank in den Nacken, während sein Mund ihren Hals liebkoste und seine Zähne die zarte Haut berührten. Einen stählernen Arm um ihre Hüften geschlungen, drückte er sie noch fester an sich.
Sie roch nach Honig und Eukalyptus, nach der salzigen Brise des Meeres und einer verführerischen Frau. Wie Seide fiel ihr langes Haar über seine Hände. Als sie seinen Oberkörper umfing, spürte er ihre Kraft. Keine schmachtende Konkubine, keine Frau, die gelernt hatte, die Raffinessen der Liebeskunst anzuwenden. In ihrem ehrlichen Herzen verbarg sie keine Gefühle. Er richtete sich ein wenig auf, sah die Lust, die ihre Augen verschleierte, und presste seinen Mund wieder auf ihren.
Begann sich die Welt zu drehen? Zitternd lag Joanna in Alex’
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