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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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Dan hielten Händchen, dies war ihr Date, das sie, Meredith, störte, und dennoch hätte sie nirgendwo anders sein wollen.
    Als das Essen kam, wurde das Gespräch ernster. Dan erzählte von seiner Frau Nicole und ihrem zehn Jahre währenden Kampf gegen Brustkrebs. Sie entdeckte den Knoten, als sie vierzig und ihr jüngstes Kind vier war, stand eine Chemo durch, danach eine beidseitige Brustamputation und dann fünf Jahre Behandlung mit Tamoxifen. Nicole traf jede mögliche Vorsichtsmaßnahme einschließlich einer, wie Dan sie nannte, »grausigen makrobiotischen Diät«, und als sie gerade annahmen, der Krebs sei besiegt – Nicole war in Topform und machte regelmäßig lange Wanderungen – , wurde festgestellt, dass er in die Leber gestreut hatte. Zwei Monate später war sie tot.
    »Das tut mir so leid«, sagte Connie. Ihre Augen waren feucht von Tränen.
    »Und die Kinder?«, fragte Meredith.
    »Für die Jungs war es zermürbend«, sagte Dan. »Besonders für meinen Ältesten. Er ließ all seine Pläne fürs College sausen, klaute meinen alten Pick-up und setzte sich nach Kalifornien ab. Ich höre sehr selten von ihm.«
    Dann sind wir ja schon zu dritt, dachte Meredith.
    Connie holte tief Luft. »Mein Mann ist an Prostatakrebs gestorben, der ins Gehirn gestreut hatte. Aber ich kann nicht darüber sprechen. Ich versuche einfach, jeden Tag zu überleben.«
    Dan hob sein Weinglas. »Aufs Überleben.«
    Amen, dachte Meredith.
    Und die drei stießen an.
    Der Abend hätte mit den winzigen verführerischen Pralinen enden können, die zusammen mit der Rechnung kamen, doch Dan Flynn gehörte zu den Menschen, die nie genug hatten. (Freddy war immer um zehn Uhr im Bett gewesen, lieber noch um halb zehn. Der Stress!, pflegte er zu sagen, wenn Meredith ihn bat, länger aufzubleiben. Das verstehst du einfach nicht! ) Dan führte Connie und Meredith ein Stück die Straße entlang ins Club Car. Dort wurde für die Damen wieder Champagner bestellt, und Dan trank ein Glas Portwein. Meredith zögerte und überflog den alten Pullman-Waggon zunächst nach Leuten, die sie kannte. (Dan hatte Meredith unterwegs erklärt, dieser Waggon sei früher Teil des Zuges gewesen, der von Nantucket nach Sconset fuhr.) Meredith zog es an das hintere Ende, wo ein Mann Klavier spielte und sich Menschen um ihn sammelten und »Sweet Caroline« und »Obladi Oblada« sangen. Irgendwann sah sie, wie Dan das Gesicht an Connies Nacken schmiegte. Dies war der romantische Abschluss ihres Abends; bestimmt wollten sie Meredith bald loswerden. Der Pianist ging zu »I Guess That’s Why They Call it the Blues« über, und Meredith schmetterte mit und dachte an Schwester Delphine an der Merion Mercy, die Merediths Stimme vier Jahre lang mit Chorliedern trainiert hatte. Und jetzt war sie hier, ziemlich betrunken, und sang Schnulzen.
    Der Klavierspieler wandte sich Meredith zu. »Sie haben eine großartige Stimme. Wie heißen Sie?«
    Sie musste sich einen Namen ausdenken und berührte ihr Haar. »Mary Anne«, sagte sie.
    »Okay, Mary Anne, suchen Sie den nächsten Song aus.«
    Sie wählte »I Will Survive« von Gloria Gaynor, denn »survive«, überleben, war so eine Art Motto des Abends geworden. Ein Motto für den Sommer.

Connie
    Am Montagmorgen wachte Connie auf und wusste nicht, wo sie war.
    Dann lachte sie beklommen.
    Sie war in ihrem Bett.
    Sie lag in ihrem eigenen Bett zwischen gestärkten weißen Laken, den Kopf in einer Wolke von einem Kissen. Licht fiel durch die Fenster. Der Ozean schien so nahe, dass es sich anfühlte, als schwappten die Wellen ans Fußende des Bettes.
    Ihr Kopf war schwer, pochte aber nicht. Sie bemerkte Wasser in der Glaskaraffe auf ihrem Nachttisch, mit einer dünnen Zitronenscheibe darin, genau so, wie sie es gernhatte. Sie erinnerte sich nicht, es selbst dorthingestellt zu haben, und warf einen vorsichtigen Blick über ihre Schulter, um sich zu vergewissern, dass die andere Hälfte des Bettes leer war.
    Okay.
    Ihr Wecker zeigte halb sechs an. Gott liebte Nantucket, den Fernen Osten der Vereinigten Staaten. Der Morgen kam früh. Connie legte sich ein zweites Kissen über den Kopf und schloss die Augen.
    Als sie um zehn vor acht erneut aufwachte, dachte sie: Mein Gott, ich bin in meinem Schlafzimmer! Ich bin in meinem Bett!
    Sie hatte es geschafft. Sie hatte den Dämon bezwungen und in ihrem Bett geschlafen. Doch an Stelle dieses Stolzes trat rasch ein schlechtes Gewissen. Sie hatte in ihrem Bett geschlafen, obwohl es eine Art Tribut

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