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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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gehörte ihm, und er verwaltete die vierzehn Grundstücke seiner Familie, doch seine eigentliche Aufgabe sei es, sagte er, über jeden auf der Insel und alles, was hier passierte, Bescheid zu wissen. In der Nachsaison reiste er. Wie die Walfänger des 19. Jahrhunderts hatte Dan die Welt gesehen. Er war mit dem Motorrad durch China gefahren, mit dem Rucksack durch Indien gezogen, dort an Malaria erkrankt und mit Hilfe psychedelischer Drogen am Strand von Goa genesen und zusammen mit seiner Frau und seinen drei Söhnen nach Machu Picchu hinaufgewandert.
    Connie strahlte, und ihr Strahlen wirkte echt und nicht affektiert oder bloß höflich. Dan war charmant und ein Gentleman. Als Meredith versuchte, ihm einen Zwanzig-Dollar-Schein für die Getränke zuzustecken, sagte er: »Nein, heute Abend geht alles auf meine Rechnung.« Meredith verspürte eine Erleichterung, die sie noch vor einem Jahr absurd gefunden hätte: Sie musste sich ums Bezahlen keine Sorgen machen.
    Sie verließen das Galley und kehrten für eine weitere Runde Drinks im Federal 21 ein. Sogar Meredith, die so gut wie gar nichts über Nantucket wusste, hatte vom Federal 21 gehört – was bedeutete, dass sie auf der Hut sein musste. Sie würde jemanden sehen, den sie kannte – aber, so beruhigte sie sich, keiner würde sie erkennen. Die Perücke, die neue Brille. Dan war instruiert worden, sie als Meredith Martin vorzustellen.
    Dan kante jeden in der Bar des Federal 21, einschließlich der zwei Barkeeper. Er bestellte wieder Champagner. Der Raum war dunkel und elegant, die Kundschaft attraktiv und gesellig. Doch gerade an vornehmen Orten wie diesem war der Name Delinn in aller Munde. Dies waren die Menschen, die Geld verloren hatten oder Leute mit hohen Verlusten kannten. Wir ändern unseren Nachnamen, hatte Carver gesagt. Das solltest du auch tun.
    Meredith fragte sich, ob ihre Söhne diesen Plan verwirklicht hatten. Konnte Leo das überhaupt, solange er noch unter Verdacht stand? Sie hatte Angst, dass sie ihr entgleiten würden, wenn sie ihren Namen tatsächlich änderten, und wie sollte sie die beiden dann je wiederfinden?
    Sie musste sich zusammenreißen, zurück in die Gegenwart, durfte nicht grübeln! Die Leute neben ihr sprachen über Pferde. Dan und Connie sprachen übers Segeln.
    »Mein Mann hat gesegelt«, sagte Connie. »Und mein Bruder Toby ist Segler.«
    Toby, dachte Meredith. Gott, sie erinnerte sich an die Zeit, in der ihr Toby gefährlich erschienen war.
    Sie entschuldigte sich und machte sich auf den Weg zur Toilette, obwohl dies bedeutete, dass sie an den Gästen vorbeigehen musste, die schon an den Tischen saßen und sie womöglich erkannten. Verstohlen spähte sie in Gesichter: Sie kannte keines. Argwöhnisch beäugte sie die Tür zur Damentoilette. Es konnte sein, dass sich jenseits davon Amy Rivers befand.
    Ob sie diese spezielle Angst wohl je überwinden würde?
    Der Waschraum war leer. Meredith pinkelte dankbar, wusch sich die Hände, rückte ihre Perücke zurecht und musterte sich kurz in dem Ganzfigurspiegel. Irgendwo in dieser Verkleidung steckte ein Mädchen, das einen fehlerlosen anderthalbfachen Rückwärtssalto zustande gebracht hatte, eine Frau, die alle Romane von Jane Austen kannte bis auf einen, eine Tochter und Ehefrau und Mutter, die immer aus Liebe heraus gehandelt hatte. Sie war ein guter Mensch, wenn auch niemand sie je wieder so sehen würde.
    Verdammter Freddy Delinn, dachte sie (eintausendfünf). Und dann nahm sie es zurück, denn so war sie nun einmal.
    Das Company of the Cauldron war, wie Connie angekündigt hatte, das romantischste Restaurant auf der Welt. Der Raum war klein, bezaubernd, gemütlich, nur von Kerzen erleuchtet und dekoriert mit getrockneten Blumen, Kupfergeschirr, antiken Farmgeräten und Küchenutensilien. Eine Harfenspielerin rundete das Bild ab, und die Musik weckte in Meredith den Wunsch, es möge, auch wenn sich alles als falsch erweisen sollte, was man ihr je über den Himmel erzählt hatte, dort wenigstens jemand Harfe spielen. Dan kannte die Besitzer des Restaurants, und so bekamen sie den Tisch in der Fensternische, von der aus sie einen Blick auf die kopfsteingepflasterte Straße hatten. Connie und Meredith saßen nebenenander, beide Dan gegenüber. Vor ihnen lag ein Laib Bauernbrot, und daneben stand ein Schälchen mit weißem Bohnendip, der nach Knoblauch duftete. Dan bestellte eine Flasche Wein, und als der Kellner ging, griff er über den Tisch hinweg nach Connies Hand. Connie und

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