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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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betrieb auch keiner ein Fünfzig-Milliarden-Schneeballsystem. Sie musste sich wohl darüber freuen, dass das, was hier passierte, wie in der Highschool war.
    »In Ordnung«, sagte Meredith, »ich komme mit.« Sie wollte wirklich nicht allein in Connies Haus bleiben; sie würde sich zu Tode ängstigen. »Klang er verärgert darüber, dass du mich mitschleppen willst?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Connie.
    Genau: Männer taten alles für Connie, gingen ihr zuliebe sogar mit der Ehefrau des größten Raubritters der Geschichte essen.
    »Und was für Pläne haben wir heute Abend?«, fragte Meredith.
    »Pläne?«
    »Du hast Dan erzählt, du hättest Pläne für heute Abend.«
    »Natürlich«, sagte Connie und stand auf, um den Tisch abzuräumen. »Er sollte doch nicht denken, dass wir zu Hause rumsitzen. Hast du denn gar keine Ahnung?«
    Zu ihren »Plänen« für den Samstagabend gehörte es, dass sie ein Ziegenkäsesoufflé mit Cäsarsalat aßen – etwas, das Meredith früher vielleicht bei Pastis bestellt hätte; Connie hingegen zauberte es selbst. Danach forderte sie ihre Freundin auf, mit in Wolfs Arbeitszimmer zu kommen und sich durch sein Teleskop die Sterne anzuschauen.
    »Wolf kannte alle Sternbilder«, sagte sie und richtete das Fernrohr auf den Himmel. »Ich kenne nur Orion, den Großen Wagen und Kassiopeia.«
    »Ich finde vielleicht noch den Kleinen Wagen«, meinte Meredith. »Und die Plejaden. Und ich kann das Kreuz des Südens erkennen.« Das Kreuz des Südens hatte Meredith auf einer Reise gesehen, die sie und Freddy nach Australien unternommen hatten. Sie waren in Broome an der Nordwestküste gewesen, dem entlegensten Ort, den Meredith je besucht hatte. Ein ehemaliger Kommilitone von Freddy, Michael Arrow, besaß dort eine riesige Perlenfarm. Auch Michael war Investor gewesen; er hatte die Farm verloren, die seit 1890 seiner Familie gehört hatte. Michael war ein anständiger Kerl gewesen, offen und liebenswert, ein Freund. Was Freddy wohl bei dem Gedanken empfand, Michael Arrow betrogen zu haben? Verdammter Freddy!, dachte Meredith (eintausendvier).
    Von Broome war ihr auch das Freiluftkino im Gedächtnis geblieben, in das Michael sie mitgenommen hatte. Sie hatten auf Schaukeln gesessen und sich unter den Sternen einen Film angeschaut, an den Meredith sich nicht mehr erinnerte, aber sie entsann sich, wie Michael gesagt hatte: »Und diese Schönheit da? Das ist unser Kreuz des Südens.«
    Meredith fragte sich, ob sie das Kreuz des Südens wohl je wiedersehen würde. Freddy ganz sicher nicht.
    Durch das Teleskop wirkten die Sterne näher, obwohl sie immer noch nur Lichtpunkte waren, Millionen Kilometer entfernt.
    »Freddy hat dir doch einen Stern gekauft, oder?«, erkundigte sich Connie.
    Meredith nickte, sagte aber nichts. Freddy hatte ihr einen Stern gekauft und Silver Girl genannt, nach dem Text eines Songs, den ihr Vater ihr gern vorgesungen hatte. Sail on silver girl, sail on by, your time has come to shine, all your dreams are on their way, see how they shine. Der Song hieß »Bridge Over Troubled Water«. Jedes Mal, wenn er im Radio gespielt wurde, griff Chick Martin nach Merediths Hand. Oh, if you need a friend, I’m sailing right behind. Chick hatte ihr das Album zum Geburtstag geschenkt und ihr den Song vor jedem ihrer Wassersprungwettkämpfe vorgespielt und in der Stunde vor Merediths Schulabschlussfeier mit ihr im Wohnzimmer dazu getanzt. Nachdem Toby mit ihr Schluss gemacht und die Stadt verlassen hatte, ließ er den Song bei jeder Fahrstunde, die er ihr gab, auf dem Kassettenrecorder im Auto laufen. An den kalten, einsamen Tagen nach Chick Martins Tod durch ein Hirnaneurisma hatte Meredith den Song wieder und wieder gespielt. Jetzt war das Album, seit jeher ihr wertvollster Besitz, oben in dem einzigen Pappkarton, den sie mitgebracht hatte. Obwohl die Entwicklung der Technik es unnütz gemacht hatte, würde sie sich nie davon trennen.
    Meredith hatte Freddy erklärt, was der Song für sie bedeutete, und Jahre später, als die NASA es Privatpersonen ermöglichte, Sterne zu erwerben und zu benennen, hatte Freddy Meredith einen Stern gekauft und ihn Silver Girl genannt.
    Wow . Daran zu denken, war schwer, aus vielen Gründen.
    Meredith verkündete Connie, sie gehe jetzt zu Bett.
    Connie freute sich so sehr auf ihr Date mit Dan Flynn, dass sie Meredith damit ansteckte. Sie verbrachte den ganzen Tag auf der Terrasse in der Sonne, sorgfältig eingecremt und mit Gurkenscheiben auf den Augen wie ein

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