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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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beiden
Männer in gemeinsamen Erinnerungen an enge und urgemütliche Kneipen, die
Brauerei Pinkus Müller, die Außengastronomie und den Pulverturm, einen Biergarten
an der Promenade, wie Christoph dem Gespräch entnahm, ohne es mangels
Ortskenntnis selbst zuordnen zu können.
    »Dicht bei wohnt einer Ihrer berühmten
Fernsehkollegen«, schloss Matthias Raub den kleinen Exkurs. »Gleich gegenüber
der Überwasserkirche ist das Antiquariat, in dem der Fernsehdetektiv Wilsberg
sein Filmdomizil hat.«
    »Vielleicht sind wir nicht so lustig wie Wilsberg«,
entgegnete Große Jäger, »dafür haben wir auch ein Mordopfer. Und Nommensen
würde auch nicht darüber lachen, wenn er es noch könnte.« Er nickte Volker
Innig zu, der mit einem Tablett zurückgekehrt war und auf jedem Platz eine
große Tasse mit Cappuccino abstellte.
    Der Immobilenmakler sah die beiden Beamten fragend an
und schwenkte eine Flasche Averna. »Mögen Sie einen Kleinen auf den Schreck?«
    Diesmal war der Oberkommissar schneller als Christoph
und sagte: »Gern.«
    Christoph wies das angebotene Glas dankend zurück.
    »Auf Thies«, sagte Volker Innig, hielt das Glas in
Höhe seines Mundes und prostete seinem Partner und Große Jäger zu.
    Matthias Raub lächelte. »Er hätte sicher mit
angestoßen, das alte Schlitzohr.«
    »Sie waren Geschäftspartner?«, begann Christoph.
    Innig zeigte mit dem Finger auf Raub, dann auf sich.
»Du? Ich?«, fragte er. Und nachdem Matthias Raub mit seinem Finger auf Innig wies,
begann dieser: »Thies Nommensen hat viel bewegt auf Föhr. Im wahrsten Sinne des
Wortes. An allen wichtigen Bauvorhaben war er maßgeblich beteiligt. Er hat viel
vorangebracht. Wie so oft wird man sein Genie erst in einiger Zeit zu würdigen
wissen.«
    »Könnte es auch kritische Stimmen geben? Nicht jeder
empfindet das Zubetonieren der Landschaft als Fortschritt«, gab Christoph zu
bedenken.
    »Schon. Die Ewiggestrigen, die sich gegen jede
Innovation stemmen, die finden Sie überall. Diese Spinner gibt es auch hier.
Unter dem Vorwand, das Althergebrachte zu bewahren, möchten sie alles so
lassen, wie es ist. Sie können sich aber nicht von der Entwicklung abkoppeln.
Wenn Sie aufmerksam die hiesige Wirtschaftspresse lesen, können Sie die
klagenden Laute aus Kiel verfolgen. Schleswig-Holstein, insbesondere die
Ostküste, hat schon viel Tourismus an die neuen Länder verloren, nach
Mecklenburg-Vorpommern. Da gilt es, verlorenes Terrain wiedergutzumachen. Die
nordfriesischen Inseln haben einen ganz besonderen Reiz. Jede hat ein anderes
Gesicht. Sylt – die mondäne. Amrum – der Geheimtipp, auch unter den Promis.
Pellworm – die ruhige und erholsame. Nordstrand«, er lachte auf, »da wird bald
Wein angebaut, und Föhr. Aus unserer Sicht ist das natürlich etwas Besonderes.
Familienferien, Erholung, aber auch Erlebnis und Spaß. Und genau in diese Lücke
ist Thies Nommensen vorgestoßen.«
    »Habe ich Sie richtig verstanden? Er hat Dinge
geplant, die nicht jedem behagten?«
    Innig lachte gekünstelt auf. »Widerstand gibt es
überall. Nehmen Sie zum Beispiel die Ökofreaks. Wenn die das Sagen hätten,
könnten Sie nirgendwo mehr bauen. Und die Verkehrsinfrastruktur würde auch zum
Erliegen kommen. Keine Straßen. Keine Flugplätze. Nichts.«
    »Können Sie uns das ein wenig näher am Beispiel Föhr
erläutern?«
    Die beiden Immobilienmakler tauschten einen raschen
Blick, bevor Innig fortfuhr.
    »Nommensen hatte große Pläne. Er wollte einen weiteren
Golfplatz bauen, nicht so elitär wie der bestehende, sondern für jedermann. Er
hatte erkannt, dass Golf auf dem Weg zum Volkssport ist. Kein vernünftiger
Mensch wird behaupten wollen, dass ein gut angelegter Golf-Course die Natur
verschandelt. Ganz im Gegenteil. Da wird die schönste Landschaft gestaltet, und
das Tollste daran ist: Es kostet die Allgemeinheit keinen Pfennig.«
    »Das klingt verlockend, aber zu einer solchen Anlage
gehören auch Wirtschaftsgebäude, Wege, Parkplätze und vieles mehr.«
    »Hmh!«
    Innig sah Matthias Raub an, der sich vorbeugte, Große
Jäger ansah und fragte: »Mögen Sie noch einen Averna?«
    Christoph merkte dem Oberkommissar an, dass er gern
genickt hätte, aber das Manöver der beiden Immobilienmakler durchschaute.
    »Ich finde Ihre Geschichte ungemein spannend, da würde
jede Unterbrechung stören«, sagte der Oberkommissar.
    »Mit welchem Pfund kann Föhr wuchern?«, übernahm
Matthias Raub die Fortsetzung der Erläuterungen. »Ein wenig Landwirtschaft,
aber

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