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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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früher etwas von der Verantwortung
delegiert hätte, wäre das jetzt nicht notwendig. Meinen Sie, dass es Spaß
macht, sich durch diesen Mist zu wühlen?«
    »Haben Sie das mit der Witwe abgestimmt?«
    »Einer muss die Initiative ergreifen und einen klaren
Kopf bewahren. Mit Emotionen kommen Sie im Geschäftsleben nicht weiter. Und
niemand hat uns das so extensiv vorgelebt wie Thies Nommensen. Der hätte mit
Sicherheit keine Rücksicht genommen.«
    »Haben Sie schon Informationen gefunden, die darauf
schließen lassen, dass es Kontakte zu Innig & Raub gibt?«
    Bengt Frederiksen legte einen Ordner zur Seite und
nahm sich den nächsten vor. »Das habe ich Ihnen vorhin gesagt. Die Makler
vertreiben unsere Objekte.«
    »Es gibt Anzeichen dafür, dass Ihr Schwiegervater
alles an die beiden Herren verkaufen wollte.«
    Der junge Mann stoppte abrupt sein Blättern in den
Unterlagen. »Wer hat Ihnen solchen Blödsinn erzählt? Thies Nommensen hätte sein
Lebenswerk nie in andere Hände gegeben.«
    »Und wenn der böse alte Mann, wie viele ihn
beschrieben haben, nun doch noch einmal von vorn beginnen wollte?«
    Frederiksen schüttelte ungläubig den Kopf. »Hinter
vorgehaltener Hand nannte man ihn hier den Inselkönig. Welcher Monarch verlässt
sein Reich freiwillig?«
    »König Eduard VIII .
von England hat 1936 aus Liebe zu seiner späteren Frau, einer Bürgerlichen,
abgedankt. Könnte der ›Inselkönig‹ nicht ähnliche Gedanken gehegt haben?«,
fragte Christoph und spitzte die Lippen.
    »Niemals, doch nicht Thies Nomm…« Bengt Frederiksen
hielt mitten im Satz inne. »Das kann nicht wahr sein! Sie wollen doch nicht den
Hirngespinsten von Inga Matzen glauben? Die hat sich in etwas verrannt.« Er
schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Thies Nommensen hat
versucht, jeder zweiten Frau auf der Insel unter den Rock zu greifen.«
    »Und wenn er glaubte, nun die Richtige gefunden zu
haben?«
    »Nommensen?«
    »Das glaube ich auch nicht«, mischte sich Frerk
Hoogdaalen ein, der unbemerkt in den Raum zurückgekehrt und von hinten
herangetreten war. »Diese geile alte Bock. Nee! Der hatte noch einen nassen
Schwanz von der vorherigen, wenn er die nächste gevögelt hat.«
    »Hoogdaalen, du Schwein, du solltest doch längst
unterwegs sein«, schrie Thönnissen aus der anderen Ecke des Büros. »Du bist
genauso pervers wie … wie …«
    »Wie wer?«, fragte Große Jäger quer durch den Raum.
    Der Disponent winkte ab. »Lasst mich doch an Land«,
fluchte er. »Das Beste ist, man hält sich aus allem raus.«
    Hoogdaalen zeigte einen Stinkefinger, der aber
allgemein galt und nicht in Richtung der Beamten wies. Ein leiser Pfiff entwich
dabei seinen Lippen. »Hätte Nommensen das auch gemacht, ich meine, seinen öfter
mal rausgehalten, vielleicht würde er jetzt noch leben.«
    »Ich trete dir sonst wohin, wenn du nicht
augenblicklich machst, dass du rauskommst«, schrie ihn Thönnissen an.
    Hoogdaalen zwinkerte Christoph zu. »Tja, ich muss
wohl.« Er machte mit beiden Händen eine Bewegung, als würde er einen Besen
führen. »Sonst droht mich der Strand. Oder heißt das ›mir‹?« Mit diesen Worten
verschwand er wieder.
    »Ist es wahr, was Ihr Kollege gesagt hat?«, fragte
Christoph Bengt Frederiksen.
    »Geschwätz. Tatsache ist aber, dass mein
Schwiegervater es mit der ehelichen Treue nicht allzu genau genommen hat.«
    »Dann nennen Sie uns Namen.«
    »Von mir erfahren Sie nichts mehr. Ich muss mich auf
meine Arbeit konzentrieren. Der Alte hat uns nur ein großes schwarzes Loch
hinterlassen.«
    Auch ein erneuter Versuch, Bengt Frederiksen weitere
Informationen zu entlocken, scheiterte. Thönnissen hatte das Büro kurz zuvor
verlassen. Vom Flur hörte man ihn lautstark Hoogdaalen beschimpfen, dann war es
für einen Moment ruhig im Hause. Als Thönnissen in den Raum zurückkehrte,
knöpfte er sich im Gehen noch seine Hose zu.
    »Der hat eine biologische Pause gemacht. Das trifft
auch Dynamiker«, griente Große Jäger, als sie das Firmengebäude verließen, ohne
Inga Matzen noch einmal zu begegnen.
    Auf dem Weg zum Parkplatz streckte der Oberkommissar
beide Hände von sich, als würde er einen Segen erteilen. »Merkst du das auch?«,
fragte er Christoph. »Ich habe den Eindruck, der Wind hat ein wenig
nachgelassen. Dafür bläst er uns in diesem Fall umso heftiger ins Gesicht.«
    Die Feldstraße war eine ruhige Nebenstraße in einem
bevorzugten Wohngebiet der Kleinstadt. Sie begann an jenem Ende des Sandwalls,
der

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