Inselkönig
würde ich
es nicht formulieren, aber Thies Nommensen war durchsetzungsstärker.«
Einen Augenblick herrschte Stille im Raum.
»Es gibt noch einen Widerspruch«, sagte Christoph
schließlich und ließ seine Worte eine Weile wirken. »Sie haben eingangs
erklärt, dass Golf ein Volkssport ist und Nommensen eine zweite Anlage auf Föhr
errichten möchte, die nicht elitär ist. Andererseits, so habe ich es
verstanden, sollte die neue Anlage im gehobenen Standard angesiedelt sein und
zahlungskräftige Gäste herlocken.«
Die beiden Immobilienmakler schienen sprachlos, bis
sich Matthias Raub fasste. »Das sieht nur auf dem ersten Blick so aus.«
»Dann erklären Sie es mir bitte. Ich verstehe das
nicht.«
»Das kann man nicht in zwei Sätzen darlegen.«
»Ach, wir haben Zeit.« Große Jäger grinste die beiden
an, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Die Materie ist zu kompliziert. Ich möchte mich
deshalb nicht äußern, weil bei oberflächlicher Betrachtung vielleicht ein
falscher Eindruck entstehen könnte.«
»Trauen Sie uns kein Urteilsvermögen zu?«, schob Große
Jäger hinterher.
»Doch«, versicherte Raub rasch.
»Wollte Nommensen beides? Den Ausbau des Flughafens,
den Linienverkehr mit seinen Maschinen? Und nebenbei auch noch – durch die
Hintertür – Massentourismus?«
Christoph erhielt keine Antwort.
»Außerdem haben wir erfahren, dass Thies Nommensen
sich zurückziehen und seine ganzen Unternehmungen in andere Hände legen
wollte.«
Den beiden Immobilienmaklern war die Überraschung
deutlich anzumerken.
»Auf solche Gerüchte sollte man nichts geben«, sagte
Matthias Raub schließlich. Überzeugend klang das nicht.
»Haben Sie mit Nommensen über eine Nachfolge
verhandelt? Waren Sie daran interessiert, seine Geschäfte zu übernehmen?«
Volker Innig wollte zu einer Erklärung ansetzen, aber
Matthias Raub gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen. »Wir können stolz
darauf sein, uns erfolgreich in diesem schwierigen Markt etabliert zu haben.
Ohne unseren Einsatz wären Nommensens Objekte nicht so gut verkauft worden.«
»Das waren aber keine Einheimischen, die Sie als
Käufer akquiriert haben?«
Ȇberwiegend handelt es sich um gut betuchte Leute,
die den hohen Nutzwert Föhrs erkannt haben und zu schätzen wissen.«
»Und davon haben Sie auch profitiert?«
Raub lächelte Christoph amüsiert an. »Für tüchtige
Leute bleibt auch eine angemessene Rendite übrig.«
»Die Sie nutzen werden, um Nommensen insgesamt zu
übernehmen?«
Raubs Augen blitzten auf. Um seinen Mund zeigte sich
ein spöttisches Lächeln, das auf Christoph arrogant wirkte. »Es gibt viele
Investitionsmöglichkeiten. Aber das zu diskutieren – dafür ist dies hier nicht
das richtige Forum.« Er sah Innig an. »Meinst du auch, Volker, dass wir den
beiden Herren alles gesagt haben, was wir wissen?«
Innig nickte zustimmend.
»Falls Sie noch Fragen haben … Wir helfen Ihnen gern
weiter. Nur an Spekulationen … Daran möchten wir nicht teilhaben.«
Immerhin verabschiedeten sich die beiden
Immobilienmakler höflich und mit einem Händedruck.
In der Zwischenzeit hatte der Schneefall ganz
aufgehört. Ein schwacher Wind wirbelte vereinzelt Flocken umher, die sich noch
nicht fest auf dem gefallenen Niederschlag abgesetzt hatten. Das fahle Licht
der wenigen Straßenlaternen reflektierte in den Schneekristallen und trug zu
einer einzigartigen Stimmung bei, die auch durch die fast gespensterhafte Ruhe
unterstrichen wurde. Auf dem kurzen Weg zum Auto knirschte nicht einmal der
jungfräuliche Schnee unter ihren Füßen.
Große Jäger hatte, nachdem sie im Fahrzeug Platz
genommen hatten, Christoph fragend angesehen, kommentarlos mit beiden Händen
seinen Schmerbauch gestreichelt und damit andeuten wollen, dass er die Zeit für
eine Essenspause für gekommen hielt, aber Christoph wollte zuvor noch einmal
die Witwe aufsuchen.
Telse Nommensen öffnete ihnen selbst die Tür. Sie sah
die beiden Polizisten erstaunt an, fragte aber weder nach dem Grund des
erneuten Besuchs, noch machte sie eine Unmutsäußerung. Sie bat die Beamten ins
Wohnzimmer.
Christoph bedauerte, sie noch einmal stören zu müssen.
Er war überrascht, dass die Frau nicht nach dem Fortgang der Ermittlungen
fragte. Es war eine sonst typische Reaktion, dass die Angehörigen des Opfers
begierig waren zu erfahren, ob sich konkrete Verdachtsmomente abzeichnen
würden.
»Wir haben eine Reihe von Hinweisen, die wir
verfolgen«,
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