Inseln im All -: Roman (German Edition)
Frachtladungen brauchen, sagte man mir.
Ich befand mich gerade in der »Morning Star« und schaute Ron Jordan zu, der eben ein prächtiges Raumschiffmodell vollendete, als plötzlich ein Anruf durch das Radio ertönte. Es war Tim Benton, der drüben auf der Station Dienst hatte. Seine Stimme klang sehr aufgeregt.
»Ron, bist du es? Ist sonst jemand drüben? Was, nur Roy? Nun, das macht nichts; hör jetzt gut zu – es ist sehr wichtig.«
»Nur los«, antwortete Ron.
Wir waren beide ziemlich überrascht, denn bis jetzt hatten wir noch nie erlebt, dass Tim seine Ruhe verloren hätte.
»Wir wollen die ›Morning Star‹ in Betrieb nehmen. Ich habe dem Kommandanten versprochen, dass sie in drei Stunden flugbereit ist.«
»Was?«, rief Ron atemlos. »Das glaube ich nicht!«
»Wir haben keine Zeit für lange Reden; ich erkläre euch die Sache später. Die anderen kommen gleich hinüber. Sie müssen Raumanzüge benutzen, weil ihr die ›Skylark‹ dort habt. Jetzt notiert euch alle Punkte, die ich euch ansage, und fangt sofort damit an, das Schaltwerk dementsprechend zu kontrollieren.«
Die nächsten zwanzig Minuten waren wir eifrig damit beschäftigt, das Schaltwerk zu überprüfen – jedenfalls alle Schaltanlagen, die überhaupt funktionierten. Wir konnten uns nicht vorstellen, was geschehen sein mochte, aber wir waren viel zu beschäftigt, um uns darüber den Kopf zu zerbrechen. Zum Glück kannte ich mich in der »Morning Star« ziemlich gründlich aus und konnte Ron bei seiner Arbeit helfen, indem ich ihm Skalenwerte zurief und Ähnliches.
Schließlich polterte es dumpf an der Luftschleuse, und drei unserer Kameraden kamen an Bord; sie schleppten Batterien und verschiedene Werkzeuge mit. Sie waren auf einem der Raketentraktoren herübergekommen, die gewöhnlich dazu verwendet werden, Raumschiffe und Material in unmittelbarer Nähe der Station zu bewegen, und sie hatten zwei große Behälter voll Treibstoff mitgebracht – genug, um die Reservetanks zu füllen. Von ihnen erfuhren wir nun, was eigentlich los war.
Es handelte sich um einen medizinischen Notfall. Ein Passagier in einem Mars-Erde-Schiff, das gerade an der Wohnstation angelegt hatte, war plötzlich gefährlich erkrankt und musste innerhalb der nächsten zehn Stunden operiert werden. Die einzige Chance, sein Leben zu retten, bestand darin, ihn schnellstens in das Weltraumhospital zu bringen, aber unglücklicherweise war gerade kein Transportschiff dafür frei. Alle Schiffe, die im Augenblick an der Inneren Station ankerten, wurden gerade überholt, und es würde mindestens einen Tag dauern, eines von ihnen flugbereit zu machen.
Tim hatte mit dem Kommandanten gesprochen und ihn dazu überredet, es mit der »Morning Star« zu versuchen. Das Schiff, so hatte er ihm erklärt, war sehr sorgfältig instand gehalten worden, und die Anforderungen bei einer Fahrt zum Raumhospital waren ja auch nicht besonders groß. Nur wenig Treibstoff würde dafür notwendig sein, und man würde nicht einmal das Haupttriebwerk einzuschalten brauchen; die Strecke konnte mit den Hilfsraketen zurückgelegt werden.
Da Kommandant Doyle keinen anderen Ausweg sah, hatte er schließlich widerstrebend zugestimmt, nachdem er allerdings ein paar Bedingungen gestellt hatte. Wir mussten zunächst die »Morning Star« mit eigener Triebkraft zur Station hinüberbringen, damit sie dort aufgetankt werden konnte – und der Kommandant würde sie auf der Reise selbst steuern.
Während der nächsten Stunde tat ich mein Bestes, mich nützlich zu machen, um als Mitglied der Besatzung akzeptiert zu werden. Meine Aufgabe war es, alle im Schiff lose herumliegenden Gegenstände festzuzurren, die sonst vielleicht herumstürzen würden, sobald der Antrieb eingeschaltet würde. »Herumstürzen« ist vielleicht ein zu starker Ausdruck dafür, da wir nicht viel Beschleunigung einschalten würden, aber alle Objekte, die lose herumschwebten, mochten Unannehmlichkeiten bereiten und konnten sogar gefährlich werden, wenn sie an eine empfindliche Stelle gerieten.
Es war ein großer Augenblick, als Norman Powell die Motoren ausprobierte. Er gab einen kurzen Feuerstoß mit sehr geringer Schubkraft, während wir die anderen Messskalen beobachteten, um die Anzeichen einer Gefahr rechtzeitig zu erkennen. Zur Sicherheit hatten wir alle Raumanzüge angelegt. Falls doch einer der Raketenmotoren explodieren sollte, würde uns das zwar hier oben in der Kontrollkabine keinen Schaden zufügen, aber es war leicht
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