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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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beauftragt, aber ich dachte, er wäre schon längst fertig.«
    Der Kommandant überlegte einen Augenblick; dann sagte er zu mir:
    »Nun, wir haben jetzt keine Zeit, uns weiter damit zu befassen. Sie sind nun einmal hier, und damit müssen wir uns abfinden.«
    Das war bestimmt nicht sehr schmeichelhaft, aber es hätte viel schlimmer kommen können. Und allein der Ausdruck auf Normans Gesicht war die ganze Sache wert.
    Der Rest der Mannschaft der »Morning Star« bestand aus Tim Benton, der mit einem wissenden Lächeln in seinen Mundwinkeln zu mir herübersah, und Ron Jordan, der meinem Blick sorgfältig auswich. Wir hatten zwei Passagiere. Der Kranke war auf einer Bahre angeschnallt, die an einer Wand festgemacht war. Offenbar hatte man ihm ein Betäubungsmittel eingegeben; denn er blieb während der ganzen Fahrt bewusstlos. Bei ihm war ein junger Arzt, der eigentlich nichts anderes tat, als immer wieder besorgt auf seine Uhr zu schauen und seinem Patienten von Zeit zu Zeit eine Spritze zu geben. Ich glaube nicht, dass er während des ganzen Fluges mehr als ein Dutzend Worte sagte.
    Tim erzählte mir später, dass der Kranke an einer sehr gefährlichen, glücklicherweise aber sehr seltenen Art von Magenkrankheit litt, die durch die Einwirkung starker Schwerkraft oder Beschleunigung hervorgerufen wurde. Er konnte wirklich von Glück sagen, dass er es noch bis zur Raumstation geschafft hatte; denn wenn die Krisis bereits auf der zwei Monate dauernden Reise vom Mars her eingetreten wäre, dann hätte man ihn mit den beschränkten ärztlichen Mitteln eines Raumschiffes bestimmt nicht retten können.
    Während die »Morning Star« in einer langen Kurve aufwärtsschwebte, auf der sie nach dreieinhalb Stunden das Raumhospital erreichen würde, gab es für uns nichts weiter zu tun. Langsam blieb die Erde immer weiter hinter uns zurück. Wir waren ihr bereits nicht mehr so nahe, dass sie den halben Himmel auszufüllen schien. Schon konnten wir wesentlich mehr von ihrer Oberfläche sehen, als von der Inneren Station aus sichtbar gewesen war. Im Norden glitt das Mittelmeer in unser Blickfeld, dann tauchten Japan und Neuseeland fast gleichzeitig über den entgegengesetzten Horizonten auf.
    Und immer noch fiel die Erde hinter uns zurück. Jetzt war sie schließlich eine richtige Kugel – klein genug für das Auge, um sie mit einem Blick ganz zu erfassen. Ich konnte nun die südliche Halbkugel so weit überblicken, dass die große antarktische Eiskappe gerade sichtbar war – ein leuchtend weißer Saum jenseits der Südspitze von Patagonien.
    Wir befanden uns schließlich vierundzwanzigtausend Kilometer über der Erde und schwebten in die Umlaufbahn des Weltraumhospitals ein. In wenigen Sekunden würden wir die Raketen wieder einschalten müssen, um unser Flugtempo der Geschwindigkeit der Station anzugleichen. Dieses Mal würde es für mich allerdings angenehmer sein, denn der Kontrollraum war schalldicht.
    Wieder kehrte das Gefühl der Schwere zurück, als die Raketen aufbrüllten. Zuerst kam ein etwas längerer Feuerstoß; dann folgte eine Serie von kurzen Korrekturen. Als das Manöver vorüber war, schnallte sich Kommandant Doyle von seinem Pilotensitz los und schwamm zur Fensterluke hinüber. Seine Instrumente zeigten ihm zwar den Standort des Schiffes viel genauer an, als es seine Augen jemals tun könnten, aber er wollte anscheinend auf die Genugtuung nicht verzichten, sich von dem Erfolg seiner Kursberechnung durch direkte Beobachtung zu überzeugen. Auch ich begab mich zu einer Ausguckluke, um hinauszuschauen.
    Dort draußen vor uns im Raum schwebte ein Gebilde, das wie eine riesige, der Sonne zugewandte Kristallblume aussah. Zuerst fand ich keine Maßstäbe, um die wahre Größe dieses Bauwerks abzuschätzen oder zu ermessen, wie weit es von uns entfernt war. Dann aber sah ich hinter den durchsichtigen Wänden winzige Gestalten und im Sonnenlicht glänzende Maschinen und Apparate. Die Station hatte offenbar mindestens einen Durchmesser von hundertfünfzig Metern, und dieses ganze Material vierundzwanzigtausend Kilometer hoch von der Erde heraufzuschaffen, musste ungeheure Kosten verursacht haben. Dann entsann ich mich jedoch, dass wohl sehr wenig davon tatsächlich von der Erde selbst stammte. Wie die anderen Stationen war auch das Raumhospital fast ausschließlich aus Bauteilen konstruiert worden, die man auf dem Mond hergestellt hatte.
    Während wir langsam näher trieben, sah ich, wie sich Leute auf den Aussichtsdecks

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