Inseln im All -: Roman (German Edition)
kuppelförmig gestaltet. Eine breite Glasplatte zog sich ringsherum an der Wand entlang. Außer dem Offizier vom Dienst und seinem Stellvertreter waren mehrere Funker da, die vor ihren Apparaten saßen; andere Männer arbeiteten an Geräten, die mir völlig unbekannt waren. Überall sah man Skalen und Fernsehschirme, und kleine Lampen flammten auf und erloschen – aber in dem ganzen Raum war es völlig still. Die Männer, die an ihren kleinen Arbeitspulten saßen, trugen alle Kopfhörer und Kehlkopfmikrofone, so dass sich zwei Leute auf ihrer Welle unterhalten konnten, ohne die Übrigen zu stören. Es war faszinierend, diesen Männern bei ihrer Arbeit zuzusehen – wie sie Raumschiffe lenkten, die Tausende von Kilometern weit entfernt waren, mit den anderen Raumstationen sprachen oder sogar mit dem Mond – und die vielen Instrumente überwachten, von denen unser aller Leben abhing.
Der Offizier vom Dienst saß vor einem riesigen, mit einer Glasplatte bedeckten Tisch, auf der ein kompliziertes Muster von farbigen Lichtern glühte. Es zeigte die Erde, die Kreisbahnen der einzelnen Stationen und die Kurse aller Schiffe in unserem Raumsektor. Von Zeit zu Zeit sagte er etwas in sein Mikrofon, wobei sich seine Lippen kaum bewegten, und ich wusste, dass jetzt irgendeine Anweisung zu einem sich nähernden Raumschiff hinausging.
Ich wagte es nicht, noch länger zu verweilen, nachdem ich meine »Milchflaschen« eingesammelt hatte – aber am nächsten Tag erhielt ich eine zweite Chance. Da im Moment gerade nicht viel zu tun war, war einer der Assistenten so freundlich, mir alles zu zeigen. Er ließ mich bei einigen Radiogesprächen zuhören und erklärte mir, wie die große Schautafel funktionierte. Was mich aber am meisten beeindruckte, war der glänzende Metallzylinder in der Mitte des Raumes, der über und über mit Schaltern und blinkenden Lämpchen bedeckt war.
»Das«, sagte mein Führer stolz, »ist ABRAKUM.«
»Was?«, fragte ich.
»Das ist eine Abkürzung für Automatischer Berechner für Raumschiffkurse und Umlaufbahnen.« Er wandte sich an den Operateur:
»Worauf ist er im Moment eingestellt?«
Der Mann gab eine Antwort, die hauptsächlich aus mathematischen Formeln bestand, aber ich schnappte dabei auch das Wort »Venus« auf.
»Gut. Nehmen wir einmal an, wir möchten in vier Stunden zur Venus starten.« Seine Finger glitten über eine Tastatur wie bei einer riesigen Schreibmaschine.
Ich erwartete, dass ABRAKUM jetzt klicken und surren würde, aber nichts dergleichen geschah; nur ein paar der Glühlampen wechselten ihre Farbe. Dann hörte man – nach ungefähr zehn Sekunden einen doppelten Summton, und ein Band glitt aus einem schmalen Schlitz heraus. Es war dicht mit Zahlen und Zeichen bedeckt.
»So – das ist alles, was man wissen muss: Richtung, Bahnelement, Flugzeit und der Zeitpunkt für den Beginn der Bremsmanöver. Was man jetzt noch braucht, ist nur ein Raumschiff.«
Ich machte mir Gedanken darüber, wie viele Hunderte oder Tausende von Berechnungen das Elektronengehirn wohl in diesen paar Sekunden durchgeführt haben mochte. Die Weltraumfahrt war wirklich eine komplizierte Angelegenheit – so kompliziert, dass ich manchmal allen Mut verlor. Aber dann sagte ich mir, dass diese Männer hier auch nicht gescheiter als ich zu sein schienen. Sie waren hochspezialisierte und gründlich ausgebildete Fachleute – das war alles. Wenn man nur hart genug arbeitete, konnte man alles meistern.
Meine Zeit auf der Inneren Station näherte sich allmählich ihrem Ende. Ich war jetzt in die wenig aufregende Routine des alltäglichen Lebens hineingeglitten; man hatte mir auch klargemacht, dass hier oben eigentlich nie etwas Aufregendes passierte und dass ich lieber auf der Erde hätte bleiben sollen, wenn ich nach Sensationen dürstete. Das war ein wenig enttäuschend für mich; denn insgeheim hatte ich doch gehofft, dass während meines Aufenthaltes auf der Station etwas Außergewöhnliches vorfallen würde, wenn ich mir auch nicht vorstellen konnte, was das sein mochte. Wie sich allerdings dann herausstellte, sollte mein Wunsch doch noch erfüllt werden – und zwar bald.
Bevor ich allerdings darauf zu sprechen komme, muss ich noch etwas über die anderen Raumstationen erzählen.
Unsere Station – nur achthundert Kilometer hoch – war der Erde am nächsten, aber es gab noch andere mit ebenso wichtigen Aufgaben, die in viel größerer Entfernung kreisten. Je weiter draußen im Raum sie ihre Bahn zogen,
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