Inseln im All -: Roman (German Edition)
Wärme.
Wir konnten unser Schiff nicht aus den Augen verlieren; denn erstens war es das am höchsten aufragende Objekt im Umkreis von mehreren Kilometern, und außerdem hatten wir oben an seiner Spitze einen grell strahlenden Scheinwerfer angebracht. Mit einiger Mühe brachen wir ein paar kleine Gesteinsproben los, die wir dann bei der Rückkehr zum Schiff mitnahmen. Sobald wir sie in die Luftschleuse hineinbrachten, geschah etwas ganz Außergewöhnliches. Sie bedeckten sich sofort mit Reif, und einige Tropfen Flüssigkeit bildeten sich darauf, die auf den Boden fielen und wieder verdunsteten. Es war die Luft im Schiff, die sich auf den ungeheuer kalten Gesteinsbrocken niederschlug. Wir mussten eine halbe Stunde warten, bis die Steine warm genug geworden waren, dass man sie mit bloßen Händen anfassen konnte.
Sobald wir überzeugt waren, dass unsere Schutzanzüge der extremen Kälte der Nachtseite standhielten, machten wir längere Ausflüge, wenn wir uns auch nie weiter als zwei Stunden Weges vom Schiff entfernten. Bis zu den Bergen waren wir bis jetzt noch nicht gelangt; sie lagen gerade außerhalb unserer Reichweite. Ich verbrachte eine ganze Menge Zeit damit, sie durch unser Elektronenteleskop im Schiff genau zu durchforschen; die Beleuchtung war hell genug, um das zu ermöglichen.
Und eines Tages sah ich, wie sich dort drüben etwas bewegte. Ich war so erstaunt, dass ich einen Moment lang wie gelähmt vor dem Teleskop saß und durch das Okular starrte. Dann war ich immerhin so geistesgegenwärtig, die Filmkamera einzuschalten.
Ihr habt diesen Film sicher schon irgendwann einmal gesehen. Er ist natürlich nicht besonders gut, weil das Licht so schwach war. Aber man erkennt darauf den Gebirgswall mit einer Art Geröllhalde im Vordergrund – und etwas Großes, Weißes, das sich zwischen den Felsblöcken bewegt. Als ich dieses Wesen zum ersten Mal erblickte, sah es aus wie ein Gespenst, und ich will offen gestehen, dass es mir einen Schrecken einjagte. Dann aber verdrängte das erregende Gefühl der Entdeckung jede andere Gefühlsregung, und ich konzentrierte mich ganz auf die Beobachtung.
Es gab nicht viel zu sehen, aber ich erhielt doch den allgemeinen Eindruck eines ungefähr kugelförmigen Körpers mit mindestens vier Beinen. Dann verschwand das Geschöpf und tauchte nicht wieder auf.
Natürlich ließen wir jetzt alle andere Arbeit liegen und hielten einen Kriegsrat ab. Es war ein Glück für mich, dass ich den Film aufgenommen hatte; denn sonst würde jedermann behauptet haben, ich hätte nur geträumt. Wir waren uns alle einig, dass wir unbedingt versuchen mussten, näher an das Geschöpf heranzukommen; dabei erhob sich natürlich die Frage, ob es vielleicht gefährlich wäre.
Wir hatten keinerlei Waffen mit, nur eine Leuchtpistole, die für Signalzwecke gedacht war. Wenn sie auch sonst nicht viel nützen könnte, so würde sie doch sicherlich jedem Tier, das uns angriff, einen Schrecken einjagen. Als wir dann zu dritt das Schiff verließen, hatte ich die Pistole, und meine beiden Gefährten – Borell, der Navigator, und Glynne, der Radioingenieur – führten jeder eine kurze Eisenstange mit. Wir nahmen auch Kameras und Blitzlichtlampen mit – in der Hoffnung, ein paar wirklich gute Bilder aufnehmen zu können. Wir waren der Meinung, dass es für diese Expedition gerade richtig wäre, zu dritt loszugehen. Weniger mitzunehmen wäre allzu leichtsinnig gewesen, und mehr – nun, wenn das Geschöpf wirklich gefährlich wäre, dann würde es die Sache nur verschlimmern, wenn die ganze Mannschaft auszöge.
Es waren achtzehn Kilometer bis zu den Bergen, und wir brauchten ungefähr zweieinhalb Stunden, um sie zu erreichen. Vom Schiff aus verfolgte und korrigierte man unseren Marsch durch Radio; außerdem saß ein Beobachter am Teleskop, der unsere nähere Umgebung absuchte, um uns warnen zu können, falls das Wesen überraschend auftauchen sollte. Ich glaube nicht, dass wir das Gefühl einer Gefahr hatten; dafür waren wir alle viel zu aufgeregt. Und wir konnten uns auch nicht vorstellen, was für einen Schaden irgendein Tier uns im Panzer unserer Schutzanzüge zufügen könnte, solange unsere Helme nicht beschädigt wurden. Die schwache Schwere, durch die unsere Körperkraft vervielfältigt erschien, erhöhte noch unser Selbstvertrauen.
Schließlich erreichten wir die Geröllhalde, und dort machten wir eine seltsame Entdeckung. Irgendein Wesen hatte hier große Steine aufgesammelt und sie zerschmettert;
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