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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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erst eine Methode entdecken, sie anzuzapfen.«
    Der Kommandant nickte gedankenvoll und fuhr dann fort:
    »Wie ihr euch denken könnt, waren wir nicht begierig darauf, irgendwo mitten auf der Tagseite zu landen. Nachdem wir deshalb eine fotografische Landkarte der Tagseite vollendet hatten, flogen wir also zur Nachtseite hinüber, um sie zu erforschen.
    Zu diesem Zweck mussten wir sie mit Leuchtbomben erhellen. Wir gingen so weit herunter, wie wir es wagen konnten; dann warfen wir eine Leuchtbombe nach der anderen und machten unsere Aufnahmen. Die Bomben hatten natürlich die gleiche Geschwindigkeit wie wir und folgten uns, bis sie ausgebrannt waren.
    Es war ein seltsames Erlebnis, wenn man bedenkt, dass wir jetzt ein Land in Licht tauchten, das noch nie die Sonne gesehen hatte – ein Land, das vielleicht in Jahrmillionen nur vom Licht der Sterne bestrahlt worden war. Falls es dort unten Leben gab – und das erschien uns höchst unwahrscheinlich –, so müssen diese Wesen eine ziemliche Überraschung erlebt haben. Das war jedenfalls mein erster Gedanke, als ich beobachtete, wie unsere Leuchtbomben das Land mit ihrem grellen Schein überströmten. Dann sagte ich mir jedoch, dass irgendwelche Geschöpfe der Nachtseite sicherlich vollkommen blind sein würden – wie die Fische in den Tiefen unserer Ozeane. Aber diese Überlegungen waren natürlich reine Phantasie. Nichts, aber auch gar nichts Lebendiges konnte in dieser ewigen Finsternis bei Temperaturen von fast zweihundertvierzig Grad unter Null existieren, dachten wir damals. Heute wissen wir das natürlich besser.« Er lächelte.
    »Es verging fast eine Woche, ehe wir schließlich eine Landung riskierten, und bis dahin hatten wir die Oberfläche des Planeten ziemlich genau kartografisch erfasst. Die Nachtseite und ein großer Teil des Dämmerzonengürtels waren ziemlich gebirgig, aber es gab noch genug flache Gebiete, die einigermaßen einladend für eine Landung aussahen. Schließlich entschieden wir uns für eine weite, ebene Talsenke am Rand der Tagseite.
    Der Merkur hat eine dünne Atmosphäre, aber sie ist natürlich bei weitem nicht dicht genug, dass Flügel oder Fallschirme darin wirksam werden könnten. Wir mussten also landen, indem wir unseren Flug mit Hilfe von Raketen abbremsten, so wie wir es auf dem Mond tun. Wie oft man eine solche Landung auch durchführt, es bleibt immer eine aufregende Sache – besonders auf einer neuen, unbekannten Welt, wo man nie völlig sicher sein kann, ob das, was wie Felsboden aussieht, auch wirklich festes Gestein ist.
    Nun, es war wirklich Felsgestein – nicht eine von diesen trügerischen Staubdünen, wie man sie auf dem Mond findet. Das Landegestell federte den Aufprall so gut ab, dass wir ihn in unserer Kabine kaum bemerkten. Dann schaltete sich das Triebwerk automatisch aus, und wir waren angelangt – die ersten Menschen auf dem Merkur und wahrscheinlich die ersten Lebewesen überhaupt, die jemals diesen Planeten betraten.
    Ich habe schon gesagt, dass wir am Rand der Tagseite gelandet waren. Das bedeutete, dass die Sonne als eine riesige, grell glänzende Scheibe direkt auf dem Horizont ruhte. Es war ein unheimliches Gefühl, sie dort so zu sehen, als wäre sie an dieser bestimmten Stelle unverrückbar festgemacht. Es war eine Sonne, die nie auf- und unterging, wenn sie hier auch infolge der ziemlich exzentrischen Ellipsenbahn des Merkur langsam am Horizont auf und ab schwebte. Aber sie versank nie unter den Horizont, und ich hatte immer das Gefühl, es wäre spät am Nachmittag, und die Nacht würde bald hereinbrechen. Man konnte sich schwer vorstellen, dass die Begriffe ›Tag‹ und ›Nacht‹ hier ihre Bedeutung völlig verloren hatten.
    Eine neue Welt erforschen – das hört sich ziemlich aufregend an, und das ist es wohl auch. Aber es bedeutet auch harte Arbeit, die überdies sehr gefährlich ist, besonders auf einem Planeten wie dem Merkur. Zuerst mussten wir dafür sorgen, dass sich das Schiff nicht überhitzte. Für diesen Zweck hatten wir Schutzplanen mitgebracht – ›Sonnensegel‹ nannten wir sie. Sie sahen etwas ungewöhnlich aus, aber sie erfüllten ihren Zweck vollkommen. Für uns selbst hatten wir ein paar tragbare Schutzplanen, die wie kleine Zelte aussahen; sie hatten die Aufgabe, uns gegen die Sonne zu schützen, wenn wir uns längere Zeit im Freien aufhielten. Sie bestanden aus weißem Nylongewebe und reflektierten den größten Teil der Sonnenstrahlung, aber sie ließen doch so viel davon

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