Inseln im All -: Roman (German Edition)
werden. Die Anforderungen sind sehr hoch. Nun, ich habe Sie in diesen letzten paar Wochen im Auge behalten, und ich habe gesehen, wie Sie sich angestellt haben. Wenn Sie also einmal, sobald Sie das richtige Alter erreicht haben – und das wird in zwei Jahren der Fall sein –, eine Bewerbung einreichen wollen, dann werde ich gern eine Empfehlung dazu schreiben.«
»Oh, vielen Dank, Sir!«
»Natürlich werden Sie sich dann sehr eifrig bemühen müssen. Bis jetzt haben Sie nur die interessanten und vergnüglichen Seiten unseres Lebens auf der Station kennengelernt – nicht die harte Arbeit. Und Sie haben es auch noch nicht erlebt, wie es ist, wenn ein Mann monatelang hier oben sitzen muss und darauf wartet, bis endlich sein Urlaub an der Reihe ist – und sich dabei fragt, warum er überhaupt jemals die Erde verlassen hat.«
Darauf konnte ich nichts entgegnen. Das war ein Problem, unter dem der Kommandant vermutlich schwerer litt als jeder andere in der Station.
Mit seiner linken Hand stieß er sich aus seinem Sessel empor und streckte mir seine Rechte entgegen. Während wir uns die Hände schüttelten, kam mir wieder unser erstes Zusammentreffen in den Sinn. Wie lange das jetzt schon her zu sein schien! Und plötzlich erkannte ich, dass mir – obwohl ich den Kommandanten täglich gesehen hatte – seine Beinlosigkeit gar nicht mehr zum Bewusstsein gekommen war. Er hatte sich den Verhältnissen dieser Umwelt hier so vollkommen angepasst, dass alle anderen neben ihm wie Missgeburten erschienen. Es war ein klarer Beweis dafür, was Willenskraft und Entschlossenheit erreichen können.
Als ich dann zur Luftschleuse kam, wartete noch eine Überraschung auf mich. Ich hatte mir zwar keinerlei Gedanken darüber gemacht, aber ich hatte doch irgendwie angenommen, dass mich eine der normalen Pendelraketen zur Wohnstation bringen würde. Statt dessen trieb vor der Schleuse die liebe alte »Skylark of Space«. Ich fragte mich, was wohl unsere feudalen Nachbarn in der Wohnstation denken würden, wenn dieses seltsame Vehikel vor ihrer Türschwelle aufkreuzte, und ich vermutete, dass die Lehrlinge diese Beförderungsart für mich wahrscheinlich mit Absicht gewählt hatten, um vor den Leuten etwas Eindruck zu machen.
Tim Benton und Ron Jordan bildeten die Mannschaft der »Skylark«, und sie halfen mir, mein Gepäck durch die Luftschleuse hinüberzubringen. Sie sahen zweifelnd auf die vielen Pakete, die ich mithatte, und fragten mich, ob ich denn wüsste, wie hoch die interplanetarischen Frachtraten wären. Zum Glück ist die Heimreise bei weitem am billigsten, und wenn ich später bei der Einschiffung auch ein paar unruhige Augenblicke zu überstehen hatte, so brachte ich doch alles unangefochten durch.
Die große rotierende Trommel der Wohnstation wurde langsam vor uns größer, und die wirre Ansammlung von Wohnkuppeln und Luftkorridoren, die so lange mein Heim gewesen waren, sank hinter uns zurück. Sehr vorsichtig bugsierte Tim die »Skylark« an den Achsenkopf der Wohnstation heran. Ich konnte nicht richtig sehen, was dann geschah, aber mächtig vielgliedrige Greifarme steckten sich uns entgegen und zogen uns näher, bis schließlich die Luftschleusen zusammengekoppelt waren.
»Na, dann mach's gut«, sagte Ron. »Ich schätze, wir werden dich wiedersehen.«
»Das hoffe ich«, erwiderte ich, und dabei überlegte ich, ob ich Kommandant Doyles Angebot erwähnen sollte. »Besucht mich mal, wenn ihr herunter zur Erde kommt.«
»Danke, das werden wir machen. Also – gute Reise zu dem alten Planeten hinab.«
Ich schüttelte beiden die Hand und fühlte mich dabei ziemlich unglücklich. Dann schwangen die Schleusentüren auf, und ich ging in das fliegende Hotel hinein, das so viele Tage lang ganz in der Nähe gewesen war und das ich doch nie besucht hatte.
Die Luftschleuse mündete in einen weiten kreisrunden Korridor, und dort wartete ein uniformierter Steward auf mich. Das zeigte mir gleich, wie es hier zuging. Nachdem ich so lange Zeit in allen Dingen für mich selbst hatte sorgen müssen, kam ich mir nun ziemlich komisch vor, als ich dem Mann mein Gepäck übergab.
Ich schaute mit Interesse zu, wie der Steward mein Eigentum sorgfältig an der Wand des Korridors aufstapelte; danach forderte er mich auf, mich danebenzustellen. Plötzlich spürte ich dann ein schwaches Vibrieren, und ich erinnerte mich an die Fahrt in der Zentrifuge des Raumhospitals. Hier geschah das Gleiche. Die Achse mit dem Korridor begann zu rotieren
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