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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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nicht der Erde zugewandt waren, sondern nach zwei verschiedenen Richtungen im Winkel von sechzig Grad zur Horizontalen von der Erde fort wiesen. Diese Systeme sammelten die Sendungen der beiden anderen Relaisstationen, so dass alle drei zusammen ein riesiges Dreieck bildeten, das sich langsam mit der Erdrotation mitdrehte.
    Wir verbrachten nur zwölf Stunden auf der Relaisstation, während unser Schiff überholt und seine Vorräte ergänzt wurden. Den Piloten sah ich niemals wieder, aber ich hörte später, dass sein Irrtum teilweise entschuldigt worden war. Als wir dann unsere unterbrochene Reise fortsetzten, war ein neuer Pilot an Bord, der nicht gewillt war, mit uns über das Geschick seines unglücklichen Kollegen zu reden. Alle Raumpiloten bilden zusammen einen sehr exklusiven Lebenskreis; sie lassen einander nie im Stich und sprechen auch nie mit Außenstehenden über die Fehler, die einer von ihnen einmal begangen haben könnte. Man darf ihnen deswegen wohl kaum einen Vorwurf machen; denn ihr Beruf ist einer der verantwortungsvollsten, die es überhaupt gibt.
    Die Wohnverhältnisse an Bord der Relaisstationen waren so ziemlich die gleichen wie auf der Inneren Station. Wir waren im Übrigen nicht lange genug dort, um uns näher umschauen zu können, und jedermann von der Besatzung hatte auch zu viel zu tun, als dass er Zeit gefunden hätte, uns herumzuführen. Die Fernsehleute jedoch baten uns um ein Interview über unsere Abenteuer seit dem Abflug vom Weltraumhospital. Unser Auftritt spielte sich in einem notdürftig hergerichteten Studio ab; es war so klein, dass wir nicht einmal alle auf einmal hineingehen konnten. Wir mussten also einer nach dem anderen leise auf ein bestimmtes Signal hin hineinschlüpfen. Ich fand es wirklich seltsam, dass es hier im Herzen des Fernsehnetzes der Welt keine besseren Möglichkeiten für eine Sendung gab. Immerhin war es verständlich, weil eine direkte Sendung von der Station aus tatsächlich ein sehr seltenes Ereignis war.
    Wir hatten auch Gelegenheit, einen Blick in die Hauptschaltzentrale zu werfen; freilich verstand keiner von uns viel von der Arbeit dort. Wir sahen riesige Wandflächen mit unzähligen Skalen und farbigen Lichtern; vor vielen Bildschirmen saßen Techniker und drehten an Schaltknöpfen herum. Leise Stimmen in allen erdenklichen Sprachen drangen aus den Lautsprechern. Während wir von einem Techniker zum anderen gingen, sahen wir auf den Schirmen Fußballspiele, Streichquartette, Luftrennen, Eishockeyspiele, Kunstausstellungen, Marionettentheater, Opernaufführungen – eben einen Querschnitt durch die Unterhaltungsprogramme der ganzen Welt; und das Funktionieren aller Darbietungen hing von diesen drei kleinen Metallgerüsten ab, die fünfunddreißigtausendzweihundert Kilometer hoch am Himmel schwebten. Bei einigen der Programme fragte ich mich allerdings, ob sie wirklich wert waren, so weltweit gesendet zu werden.
    Die Relaisstationen befassten sich jedoch keineswegs nur mit den Bedürfnissen der Erde; auch die interplanetarischen Radioverbindungen wurden über sie geleitet. Wenn jemand auf dem Mars ein Gespräch mit einem Partner auf der Venus führen wollte, war es oft ratsam, die Verbindung über die Erdvermittlung laufen zu lassen. Wir hörten uns ein paar dieser Sendungen an. Sie wurden jedoch fast alle in hochtransformierten Wellenfrequenzen gesendet und waren deshalb völlig unverständlich. Da selbst die Radiowellen mehrere Minuten brauchen, um die Entfernungen zwischen den benachbarten Planeten zu überbrücken, kann man normale Gespräche gar nicht führen. Nur zwischen Erde und Mond ist das möglich, aber auch dabei muss man sich mit einer lästigen Verzögerung von fast drei Sekunden abfinden, ehe man eine Antwort hört. Die einzige Sprechsendung, die vom Mars kam, war der Bericht eines Rundfunkkommentators über Lokalpolitik und den Stand der Ernte, der zur Erde weitergestrahlt wurde; er kam mir ziemlich langweilig vor.
    Aber ein Erlebnis in der Relaisstation hinterließ einen tiefen Eindruck in mir. Von allen anderen Stationen konnte man auf die Erde hinabschauen und beobachten, wie sie sich um ihre Achse drehte und wie immer wieder andere Kontinente im Blickfeld auftauchten. Hier jedoch gab es keinen solchen Wechsel. Die Erde wandte der Station immer dieselbe Landschaft zu. Zwar zogen Tag und Nacht über den Planeten hin, aber bei jedem Sonnenaufgang und -untergang befand sich die Station immer noch über der gleichen Stelle. Für alle

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