Inseln im All -: Roman (German Edition)
Ewigkeit schwebte sie über einem Punkt in Uganda – dreihundert Kilometer vom Viktoriasee entfernt. Aus diesem Grunde konnte man sich auch nur schwer vorstellen, dass sich die Station überhaupt bewegte, obwohl sie doch tatsächlich mit einer Geschwindigkeit von fast zehntausend Kilometer pro Stunde durch den Raum jagte. Aber da sie für ihre Rundreise um die Erde genau vierundzwanzig Stunden brauchte, blieb sie eben immer über Uganda – ebenso wie die beiden anderen Relaisstationen scheinbar unbeweglich über den zwei entgegengesetzten Küsten des Pazifiks hingen.
Nicht nur in dieser Hinsicht unterschied sich diese Relaisstation von der Inneren Station; die ganze Atmosphäre des Lebens schien hier anders zu sein. Die Männer der Besatzung verrichteten eine Arbeit, durch die sie ständig mit allen Geschehnissen auf der Erde in Berührung blieben; manchmal wussten sie über Ereignisse dort schon Bescheid, bevor die Öffentlichkeit auf der Erde selbst davon erfuhr. Und doch befanden sie sich andererseits an der Grenze des tiefen Weltraumes; denn zwischen ihnen und der Mondbahn gab es keine Zwischenstationen mehr. Es war eine seltsame Situation, und ich wünschte mir, ich hätte länger dort bleiben können, um dieses Leben zu erforschen.
Falls sich nun keine neuen Zwischenfälle mehr ereigneten, näherte sich jetzt mein Urlaub im Weltraum seinem Ende. Ich hatte zwar inzwischen das Schiff versäumt, das mich zur Erde zurückbringen sollte, aber dadurch gewann ich nicht so viel Zeit, wie ich gehofft hatte. Wie ich erfuhr, hatte man jetzt die Absicht, mich zur Wohnstation hinüberzuschicken und mich auf das reguläre Fährschiff zu verladen; ich würde also zusammen mit Passagieren heimkehren, die vom Mars oder der Venus kamen.
Unsere Reise zur Inneren Station verlief ohne besondere Ereignisse und war ziemlich langweilig. Wir konnten auch Doyle nicht dazu überreden, noch eine Geschichte zu erzählen, ich glaube, er schämte sich vor sich selbst ein wenig, weil er auf jener anderen Fahrt so gesprächig gewesen war.
Es war wie eine Heimkehr für mich, als das vertraute Gerüst der Inneren Station in Sicht kam. Es hatte sich nicht viel dort verändert. Ein paar Schiffe waren fort, und andere hatten ihre Plätze eingenommen – das war alles. Die übrigen Lehrlinge erwarteten uns in der Luftschleuse – als eine Art offizielles Empfangskomitee. Sie begrüßten Doyle mit lauten Hochrufen. Dann mussten wir einige Hänseleien wegen unserer Abenteuer hinnehmen. Die Tatsache aber, dass die »Morning Star« immer noch draußen beim Weltraumhospital war, gab Anlass zu vielen Klagen, und die Gefährten schoben teilweise uns die Schuld daran zu, obwohl doch der Kommandant allein dafür verantwortlich war.
Meinen letzten Tag auf der Station verbrachte ich hauptsächlich damit, Autogramme und Andenken zu sammeln. Das schönste Erinnerungsstück kam mir ganz unerwartet; es war ein wunderschönes kleines Plastikmodell der Station, das mir die Kameraden schenkten. Ich war darüber so gerührt, dass ich einfach keine Worte fand, um ihnen zu danken – aber ich glaube, sie haben gemerkt, welche Freude ich darüber empfand.
Endlich war alles eingepackt, und ich konnte nur hoffen, dass mein Gepäck die vorgeschriebene Gewichtsgrenze nicht überschritt. Und schließlich hatte ich nur noch einem Mann Lebewohl zu sagen.
Kommandant Doyle saß an seinem Schreibtisch – genau wie damals bei unserem ersten Zusammentreffen. Aber er sah für mich jetzt nicht mehr so schreckenerregend aus; denn ich hatte ihn kennen und bewundern gelernt. Ich hoffte, dass ich für ihn keine allzu große Last gewesen war, und ich versuchte ihm das auch zu sagen. Der Kommandant lächelte.
»Es hätte schlimmer sein können«, sagte er. »Im Großen und Ganzen haben Sie sich recht gut gehalten – wenn Sie es auch manchmal fertiggebracht haben, an ziemlich – hm – unerwarteten Stellen aufzutauchen. Ich muss mir wirklich überlegen, ob ich nicht der World-Airways-Gesellschaft eine Rechnung über den Extratreibstoff schicken soll, den Sie auf unserer kleinen Reise verbraucht haben. Es müsste einen ganz hübschen Betrag ergeben.«
Ich hielt es für das Beste, nichts darauf zu sagen, und er fuhr auch gleich fort, nachdem er ein wenig zwischen seinen Papieren auf dem Schreibtisch herumgesucht hatte:
»Ich nehme an, es ist Ihnen bekannt, Roy, dass eine ganze Anzahl junger Männer sich um den Dienst hier auf der Station bewerben und dass nur wenige angenommen
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