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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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neben sich auf die Bank. Die Wärme ihres Körpers teilte sich ihm augenblicklich mit. Ihre Hüfte lag an seiner, ihre schmale Hand verschwand fast unter seinen schwieligen Fingern. Seltsam, wie zart sie war, wenn sie so dicht bei ihm war. Das war ihm schon mehrfach aufgefallen. Dabei wirkte sie immer so groß und königlich, sobald sie ein paar Schritte entfernt war. So unnahbar und unerreichbar, durch Welten von ihm getrennt. Doch jetzt war sie bei ihm, so nah wie noch nie.
    » Es ist Zeit, dass ich dich zur Meinen mache, Lizzie.«
    » Wo? An der Wand im Stehen? Oder im Sand, wenn es dunkel ist?« Es klang höhnisch, aber er hörte den Unterton von Verzweiflung heraus.
    » Auf alle erdenkliche Arten. Aber vor allem als meine Frau.«
    Sie zog scharf die Luft ein, ihr Kopf fuhr zu ihm herum. Ihre Augen waren ungläubig aufgerissen.
    » Heirate mich, Lizzie.« Jetzt hatte er es gesagt, es gab kein Zurück mehr. Er war ein wenig bange davor gewesen, doch nun war es draußen, und er fühlte sich so erleichtert wie noch nie. Er strahlte sie an. » Werde meine Frau.«
    In ihrem Gesicht arbeitete es, Tränen schossen ihr in die Augen, ihr Mund zitterte, und gleich darauf fing sie an zu weinen.
    » Wenn es wegen Jonathan ist …«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    Er schüttelte den Kopf.
    » Ich hätte dich so oder so heute gefragt. Was glaubst du denn, warum ich gekommen bin? Und das auch noch in diesem Aufzug?« Er nahm sie sanft in die Arme. » Lizzie, ich habe dir doch gesagt, dass du zu mir gehörst. Wenn Robert nicht freundlicherweise verstorben wäre, hätte ich dich wohl entführen müssen. In jener einen Nacht am Strand … eigentlich hatte ich dort schon mit dir Pläne schmieden wollen. Aber dann warst du so wütend auf mich, dass ich es aufschieben musste. Dasselbe neulich auch wieder. Irgendwie habe ich es nie richtig hingekriegt. Dafür aber jetzt. Es ist wirklich höchste Zeit.«
    Sie ließ ihren Tränen freien Lauf, machte aber keine Anstalten, ihn zurückzustoßen, was er als ersten Erfolg wertete. Sie lag einfach nur in seinem Arm und weinte. Er hielt sie fest und drückte den Mund in ihr Haar.
    » Mein Liebes, ich will dir ja keine Vorschriften machen, aber ich glaube, dein Kummer ist ansteckend.« Behutsam schob er sie zurück, sodass sie den Kleinen sehen konnte, der mit verdächtig zitternder Unterlippe vor ihnen stand.
    » Oh je!« Sie streckte sofort die Arme nach dem Kind aus und hob es auf ihren Schoß. Verdutzt sah Duncan, dass damit alles in Ordnung gebracht zu sein schien. Der Kleine schmiegte sich zufrieden an seine Mutter, die rundlichen Ärmchen fest um ihren Hals gelegt.
    Duncan verspürte eine ungewohnte Aufwallung von Zärtlichkeit. Am liebsten hätte er beide gleichzeitig umarmt, und schließlich tat er es, was ihm einen verblüfften Seitenblick des Kindes eintrug.
    » Ja, schau nur«, sagte er lächelnd. » Das wird demnächst häufiger vorkommen.«
    Elizabeth wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab.
    » Und ich habe mich schon gefragt, zu welcher Feier du mit dieser komischen goldenen Weste gehen wolltest.«
    » Na ja, streng genommen wäre es wohl unsere Verlobung.« Er betrachtete sie aufmerksam. » Bist du einverstanden?«
    Sie seufzte.
    » Oh, Duncan, selbst, wenn ich es wäre … Glaub mir, ich habe mir so lange nichts anderes gewünscht, als dass du kommst und mich holst. Aber jetzt … Robert ist erst seit ein paar Wochen tot …«
    » Das spielt keine Rolle«, sagte er. » Vergiss die Trauerzeit. Du und der Kleine, ihr kommt mit mir, sobald ich hier meine Angelegenheiten erledigt habe.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    » Ich muss auch an Harold und Martha denken. Ihr einziger Sohn ist gestorben. Beide haben jeden Halt verloren, sie sind völlig am Boden zerstört. Dazu kam noch der Aufstand. Alle Sklaven sind fort, die Plantage ruiniert, das hat Harold furchtbar getroffen. Er und Martha werden Zeit brauchen, um sich wieder zu fangen, da kann ich ihnen nicht schon wieder einen Schicksalsschlag versetzen, indem ich mir nichts, dir nichts fortgehe. Jonathan, Felicity und ich sind jetzt ihre ganze Familie. Sie hängen so sehr an dem Kleinen, und außerdem brauchen sie mich!«
    » Du täuschst dich in deinem Schwiegervater«, sagte Duncan. » Er braucht nichts und niemanden, denn er ist kalt bis ins Herz. Solange er nur die Peitsche schwingen kann, geht es ihm bestens. Wenn ihm seine Familie wirklich wichtig ist – warum ist er dann nie hier? Und was deine Schwiegermutter

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