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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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Haushalt durchfüttern musste – das Fernrohr reichen und suchte den Horizont ab, bis er die Kriegsflotte vor der Linse hatte. Er zählte die Schiffe und kam bei zwei Dutzend aus dem Takt. Es mussten an die dreißig sein, die meisten davon große Fregatten mit doppelreihigen Stückpforten und schwerer Bewaffnung.
    Seine in Aufruhr befindlichen Eingeweide teilten ihm mit, was von diesem Anblick zu halten war. Hoheitsvoll klemmte er sich das Fernrohr unter den Arm und nickte Eugene zu.
    » Wenn uns wirklich noch so lange Zeit bleibt, sollten wir uns für eine halbe Stunde zur Beratung zurückziehen.«
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    W illiam Noringham hatte lange vor dem ersten Signal Vorkehrungen für seinen Aufbruch getroffen. Seine für die Verhandlungen vorbereiteten Dokumente – eine ausgearbeitete Verfassung und verschiedene Vorschläge für eine gesetzliche Regelung des Sklavenhandels – hatte er bereits säuberlich in einer Ledermappe verstaut. Schon vor Sonnenaufgang hatte er die Pferde satteln und die verfügbaren Waffen einpacken lassen. Er hatte entschieden, mit allen Kräften dem Freiheitskampf zur Verfügung zu stehen. Sein zukünftiger Schwager George Penn mochte verschiedentlich belächelt werden, doch der Mann hatte Mumm. Er hatte nicht gezögert zu handeln, und auch William war entschlossen, seinen Teil beizutragen. Keiner sollte ihm nachsagen, nur das große Wort schwingen, aber im Ernstfall nicht mitkämpfen zu wollen. Er nahm alle zwölf Schuldknechte mit. Im Umgang mit Waffen waren sie unerfahren, aber um die Infanterie zu verstärken, etwa als Meldegänger oder Geschützhelfer, taugten sie auf jeden Fall. Sollte es – was zu hoffen war – nicht zu Truppenlandungen kommen, durften sie sich einfach über einige freie Tage freuen, an denen es nichts weiter zu tun gab, als an ein paar Übungen teilzunehmen. Die Arbeit auf den Feldern und in der Siederei würde eben in der Zeit, bis sich alles geklärt hatte, etwas langsamer weitergehen. Der Aufseher hatte alles recht gut im Griff. Seine gutmütige Art ließ zwar gelegentlich einen gewissen Schlendrian bei den Schwarzen einreißen, aber im Großen und Ganzen wurden die Arbeiten in der vorgesehenen Zeit erledigt.
    William hatte sich an diesem Morgen sorgfältig angekleidet, mit einem frischen, weißen Hemd, einer tadellos sitzenden Seidenweste in schlichtem Braun und neuen Breeches, die er sich von Mary, Annes Schneiderin, hatte nähen lassen. Seine Rasur und die übrige Morgenpflege waren besonders gründlich ausgefallen, er hatte sogar ein Bad genommen, denn er wollte die Nase des Flottenkommandanten nicht mit abstoßendem Körpergeruch beleidigen. William ging zuversichtlich davon aus, dass noch an diesem Tag erste Verhandlungen aufgenommen würden. Außerdem plante er einen Besuch in Bridgetown, und auch zu diesem Anlass wollte er einen guten Eindruck machen. Er verabschiedete sich vor seinem Aufbruch von Lady Harriet und seiner Schwester. Beide waren aufs Äußerste besorgt. Anne beschwor ihn, nicht nach Bridgetown zu reiten.
    » Sollen sie doch ihren Krieg alleine führen!«, sagte sie. » Es ist schlimm genug, dass George die ganze Zeit nur auf dem Exerzierplatz ist und von nichts anderem redet als vom Schießen!«
    » Es ist unser aller Krieg«, sagte William ernst. » Wenn wir unsere Freiheit anders nicht gewinnen können, müssen wir kämpfen.«
    Anne schüttelte mit Tränen in den Augen den Kopf.
    » Es ist ein Fehler!«, begehrte sie auf, doch Lady Harriet trat zu ihm und nahm ihn in den Arm.
    » Folge deinem Herzen und deinem Gewissen, mein Junge. Sei aufrecht und stark! Dein Vater wäre stolz auf dich!«
    Sie standen auf der Veranda und blickten ihm nach, als er an der Spitze seines kleinen Trosses davonritt.
    Als William in Bridgetown ankam, wurde er von einem der Garnisonsoffiziere mit der Mitteilung empfangen, dass die Mulattin aus dem Gefängnis befreit worden sei, zweifellos von entflohenen Sklaven, die sich nachts in die Stadt geschlichen hatten. Zwei der Wachleute seien auf barbarische Weise abgeschlachtet worden. Der Tonfall des Offiziers drückte einen gewissen Vorwurf aus, als sei es allein Williams Schuld, dass die Männer ihr Leben gelassen hatten und eine Mörderin sich auf freiem Fuß befand. William bemühte sich redlich, seine Erleichterung über Celias Flucht zu verbergen. Der Tod der Männer mochte bedauerlich sein, aber schlimmer wäre es gewesen, Celia für eine Tat hängen zu sehen, die sie nicht begangen hatte.
    Er stellte seine

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