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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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Meine Alte wäre beim letzten Mal auch um ein Haar verblutet.«
    » Hm«, meinte Francis nachdenklich. » Ich hab mal gehört, wenn man jemandem ein Kissen aufs Gesicht drückt, sieht es hinterher so aus, als wär der Betreffende von selber abgekratzt.«
    Thomas lachte spöttisch.
    » Hast du vielleicht ein Kissen?«
    » Nein, nicht hier. Aber in meinem Bett. Soll ich es holen?«
    » Ein Stück Stoff tut es auch. Mitten aufs Gesicht, und es ist ganz schnell vorbei. Zieh mal die Weste aus.«
    » Das ist gutes Tuch«, protestierte Francis. » Ich will nicht, dass es dreckig wird!«
    » Willst du, dass sie sich über uns beschwert, oder willst du, dass sie für alle Zeiten den Mund hält?«
    » Du hast gesagt, ihr würde sowieso keiner glauben.«
    » Das war, bevor sie angefangen hat, wie abgestochen zu bluten, Mann!«
    Francis zögerte noch, aber schließlich meinte er widerstrebend: » Na gut. Aber du musst es machen.«
    » Dann musst du sie festhalten.«
    Celia hörte das Rascheln von Stoff. Sie setzte sich auf und schrie. Sofort waren die Männer bei ihr. Francis drückte sie rücklings auf die Pritsche nieder, kniete sich auf ihre Beine und drückte ihr die Arme nach unten. Thomas presste ihr mit Gewalt die zusammengerollte Weste aufs Gesicht. Der kratzige Stoff stank betäubend nach Schweiß. Schon nach wenigen Augenblicken merkte sie, dass sie die Besinnung verlor. Thomas hatte recht. Es würde schnell vorbei sein.
    40
    A kin hatte bis zum Einbruch der Dämmerung gewartet. Die Trommeln hatten ihm signalisiert, welchen Weg er nehmen konnte, ohne entdeckt zu werden. Sie hatten ihn gewarnt, wo er sich in Acht nehmen musste, und sie hatten ihm beschrieben, wo sich Hunde und bewaffnete Männer aufhielten. Er hatte sich allein aufgemacht, denn einer konnte sich besser verstecken und zog weniger Aufmerksamkeit auf sich. Zwei der anderen hielten sich bereits in der Stadt auf, Ian und Dapo. Sie waren vorausgegangen und würden später zu ihm stoßen.
    In der Nähe der Plantagen sah Akin sich besonders vor. Dort bewegte er sich wie ein müder Sklave, gebeugt und schlurfend, was ihn auch in kürzerer Entfernung noch völlig unauffällig aussehen ließ. Sobald er im Wald war, fiel er in Laufschritt. Er rannte schnell und leichtfüßig, ohne innezuhalten. Als er sich Bridgetown näherte, wurde er wieder vorsichtig, blieb in den tiefen Schatten, vergewisserte sich bei jedem Schritt, dass er sich sofort hinter Bäumen und Gesträuch verbergen konnte, falls jemand auftauchte. Er trug ein dunkelgraues, knielanges Hemd und Breeches von derselben Farbe, die seine Gestalt mit der einbrechenden Dunkelheit verschmelzen ließen. In seinem Leibgurt steckten zwei Macheten und zwei Pistolen, von dem weit fallenden Hemd verborgen. Er huschte von dem Fuhrwerk, hinter dem er zuletzt Deckung gesucht hatte, hinüber zur Rückwand des Gefängnisses. Es lag eine Viertelmeile landeinwärts von den übrigen Gebäuden der Garnison entfernt, ein schäbiger, niedriger Ziegelbau ohne Fenster. Der Ire Ian hatte die Umgebung tagsüber genau erkundet. Angetan mit einem großen Strohhut und einem Sack Bohnen auf dem Rücken hatte er beobachtet, wann der Wachwechsel bei der Garnison stattfand, wie viele Männer dort nachts Dienst taten, wann sie ihre Patrouillengänge antraten und wie sie bewaffnet waren, und vor allem, wer für die Gefängniswache eingeteilt war.
    Akin wusste, dass die Wachmänner soffen, würfelten und rauchten und auch sonst bei der Bewachung der Insassen wenig Aufmerksamkeit an den Tag legten, vor allem bei Nacht. Das mochte daran liegen, dass außer der Mulattin derzeit niemand einsaß. Vor drei Tagen hatte noch ein halbes Dutzend Matrosen nach einer wüsten Prügelei die Zellen bevölkert, aber sie waren mittlerweile entlassen worden. Ein Halsabschneider war vor zwei Tagen eingesperrt worden, doch er hatte sich in seiner Zelle aufgehängt. Den zwei Taschendieben, die wochenlang hinter Gittern gesessen hatten, war am Vortag auf wundersame Weise die Flucht gelungen. Ebenso einer Straßendirne, die einen Freier bestohlen hatte und zwei Tage lang mit Celia die Zelle geteilt hatte. Der Ire hatte herausgefunden, dass die Wächter bestechlich waren.
    Akin war davon überzeugt, dass auch Lord Noringham versucht hatte, Celia freizukaufen. Doch in ihrem Fall wagten die Wächter nicht, sie laufen zu lassen, auch nicht für noch so viel Geld. Sie war eine Sklavin und hatte einen weißen Mann umgebracht, den Sohn eines der mächtigsten Herren auf

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