Inseln im Wind
Schuldknechte unter George Penns Befehl und ging anschließend zum Versammlungshaus, wo sich ein Großteil der Pflanzer bereits eingefunden hatte. Es sollte eine Kommission von Unterhändlern gebildet werden, die der Flottenkommandantur die Forderungen des Inselrats überbringen sollte. William, der ganz selbstverständlich angenommen hatte, einer dieser Emissäre zu sein, sah sich unversehens mit der ablehnenden Haltung der übrigen Ratsmitglieder konfrontiert, als er die einzelnen Punkte der von ihm ausgearbeiteten Vorschläge in einem Vortrag zusammenfasste. Für manche davon wurde er regelrecht verhöhnt, vor allem für seine Gedanken zur Regelung des Sklavenhandels. Winston schüttelte mit milder Nachsicht den Kopf.
» Sir, ich fürchte, mit diesem Gepäck werden wir Euch nicht auf die Reise schicken. Die Verfassung, die Ihr da ersonnen habt, ist ja gut und schön. Aber die Sache mit den Beschränkungen des Sklavenhandels vergessen wir lieber ganz schnell. Wir werden uns doch nicht selbst das Wasser abgraben!«
Von allen Seiten wurde Winston lautstark beigepflichtet. Einige der Royalisten favorisierten sogar vollmundig die Option, am besten sofort alle Küstengeschütze abzufeuern, sobald die englischen Schiffe in Reichweite kämen. Vielleicht würden die Feiglinge gleich abdrehen und verschwinden, dann käme man möglicherweise ganz ohne Kommissionen und Parlamentäre aus. Und schon war die Auseinandersetzung in vollem Gange. Schließlich hieb der Gouverneur mit der Faust auf den Tisch und brüllte, dass gefälligst alle den Mund halten sollten, er allein werde als Oberbefehlshaber dieser Insel die Verhandlungen führen, gemeinsam mit seinem Adjutanten und mit Master Haynes, der als erfahrener Kapitän und weltläufiger Gentleman sicher sofort eine vernünftige Gesprächsbasis mit dem Flottenkommandanten herstellen werde. Doch den solcherart Hochgeschätzten hatte an diesem Morgen noch niemand gesehen. Eilends wurde ein Boot zur Elise hinübergeschickt, und tatsächlich stellte sich heraus, dass der Kapitän in aller Seelenruhe auf seinem Schiff die kommenden Ereignisse abgewartet hatte, möglicherweise sogar schlafend. Immerhin bequemte er sich dann doch an Land und traf eine Stunde nach Beginn der Besprechung im Versammlungshaus ein, just zu der Zeit, als die englische Flotte ihre endgültige Position vor der Carlisle Bay einnahm und die Bucht damit abriegelte. Keines der Schiffe, die noch im Hafen lagen, konnte nun auslaufen, ohne in die Reichweite der mächtigen Kanonen zu gelangen. Welche immerhin bisher nicht landwärts zielten – keines der Schiffe befand sich in Breitseitenstellung.
» Was sollen wir jetzt tun?«, wollte der Gouverneur von Duncan Haynes wissen.
Der Kapitän gähnte herzhaft hinter vorgehaltener Hand.
» Das einzig Naheliegende. Warten.«
Vom Ergebnis dieser Sitzung zutiefst enttäuscht, verließ William Noringham das Versammlungshaus, denn er verspürte wenig Lust, gemeinsam mit den anderen darauf zu warten, wie sich die Lage entwickelte. Die Zeit, bis sich etwas tat, wollte er besser nutzen. Er rechnete sich gute Chancen aus, ungestört mit Elizabeth sprechen zu können, denn Harold Dunmore hielt sich seit Wochen fast nur noch auf Rainbow Falls auf, zudem hatte er fast seine gesamte Dienerschaft dorthin mitgenommen. Noch günstiger wurde die Gelegenheit dadurch, dass sich die ganze Insel wegen der englischen Kriegsflotte in Aufregung befand.
Vor der Außenmauer von Dunmore Hall saß William ab und klopfte eine halbe Ewigkeit an das Tor, bis ihm endlich aufgetan wurde. Ein betagter Knecht musterte ihn fragend, und als William ihn höflich bat, bei Lady Elizabeth vorsprechen zu dürfen, hob der Alte nur ergeben die Schultern, als wundere ihn dieses Ansinnen kein bisschen.
» Soll ich Euch in den Patio führen?«, fragte er.
» Vielleicht solltest du zuerst Mylady Elizabeth fragen, ob ihr ein Gast willkommen ist. Mein Name ist William Noringham. Lord William Noringham.«
» Äh … ja, das mach ich wohl besser.«
William wartete vor dem weit offenen Tor, während der Diener im Haus verschwand und nach einer Weile zurückkehrte.
» Ihr könnt reinkommen.« Er führte William in die kühle Halle, wo Elizabeth ihn erwartete. Besorgt blickte sie ihm entgegen. » Bringt Ihr schlecht Nachrichten, William?«
» Nein, es gibt nichts Neues. Die Flotte liegt vor der Bucht, und jetzt heißt es abwarten.« Linkisch trat er näher und nahm ihre beiden Hände. » Elizabeth, ich weiß,
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