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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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Barbados nicht gänzlich aus dem Weg gehen, vor allem nicht dann, wenn man – wie die Dunmores und die Noringhams – gemeinsame Interessen hat. Wir kaufen bei denselben Händlern, gehen in dieselbe Kirche. Man trifft einander bei denselben Festen, hat gemeinsame Freunde. Robert und ich sind vom selben Lehrer unterrichtet worden und haben beim selben Waffenmeister Fechten und Schießen gelernt. Alle kennen einander recht gut, denn die Insel ist nicht besonders groß.«
    » Hat Robert niemals mit Euch über den möglichen Grund dieser Feindschaft gesprochen?«
    » Feindschaft ist ein hartes Wort, so weit würde ich nicht gehen. Die Noringhams haben überhaupt nichts gegen die Dunmores.« Außer, dass Harold ein menschenverachtender, despotischer Autokrat ist, fügte er in Gedanken hinzu, und Robert ein Hurenbock und Schürzenjäger. Laut fuhr er fort: » Es ist eher eine … kühle Distanz.« Bei dieser recht behutsamen Umschreibung ließ er es bewenden. Elizabeth würde bald genug selbst herausfinden, was es über die Dunmores zu wissen gab. Einen der unangenehmen Aspekte hatte sie mittlerweile kennengelernt, und weitere würden ihr nicht lange verborgen bleiben.
    » Robert hat einfach die Tradition seines Vaters fortgesetzt – er mag mich nicht und macht daraus kein Geheimnis. Um ehrlich zu sein: Ich habe meinerseits auch nicht gerade seine Freundschaft gesucht. Dennoch seid Ihr herzlich nach Summer Hill eingeladen, wann immer Euch der Sinn nach einem Besuch steht. Anne wäre entzückt über weibliche Gesellschaft. Für sie ist es oft ein wenig einsam da droben in den Hügeln. Sie würde sich bestimmt über eine Freundin freuen.«
    » Ich besuche Eure Schwester ganz sicher«, sagte sie, und William schien es, als meine sie es völlig ernst, ganz gleichgültig, was ihr Schwiegervater und ihr Gatte davon halten mochten. » Wenn Robert nicht mitkommen mag, kann mich meine Cousine Felicity begleiten.«
    » Sie ist uns ebenso willkommen wie Ihr.«
    Der Gegenstand ihrer Unterhaltung stand backbords unter dem Sonnensegel, das über einem Teil des Achterdecks verspannt war. Felicitys dunkle Locken waren vom Wind zerzaust, das hübsche runde Gesicht rosig von der Seeluft. Eine der Französinnen war bei ihr. Die zwei parlierten angeregt in deren Muttersprache. Zwischendurch brach Felicity in Kichern aus und blickte sich dann verstohlen um. Anscheinend hatte die junge Französin ein pikantes Geheimnis ausgeplaudert.
    Harold Dunmore kam den Niedergang hoch. Ein gewittriger Ausdruck zeigte sich in seiner Miene, als er die beiden jungen Frauen zusammenstehen sah. William wusste, dass es um Dunmores Laune erst recht geschehen sein würde, wenn er gewahrte, in welcher Gesellschaft sich seine Schwiegertochter aufhielt.
    Er hätte rasch das Feld räumen können, doch für ihn war es nicht akzeptabel, eine Dame einfach stehen zu lassen. Folglich blieb er, wo er war.
    Harold hielt direkt auf sie zu und ging dabei an Felicity und der Französin vorbei, ohne weiter auf die beiden zu achten.
    » Es scheint dir wieder besser zu gehen«, sagte er in freundlichem Ton zu Elizabeth. Zugleich bedachte er William mit einem Seitenblick, der diesen frösteln ließ. Eine innere Finsternis veränderte das Gesicht des Älteren und schien sich hinter der Fassade der bemühten Jovialität wie ein fremdes Wesen zu bewegen.
    » Der Kapitän hat auf meine Bitte hin dem Koch befehlen lassen, zum Dinner frische Hühnersuppe zu servieren.«
    » Danke sehr«, sagte Elizabeth überrumpelt.
    » Wie ich sehe, hat Lord Noringham es übernommen, dir ein wenig Gesellschaft zu leisten.«
    » Ja, das war sehr freundlich von ihm. Er hat Felicity und mich eingeladen, seine Schwester Anne zu besuchen.«
    » Wie überaus zuvorkommend. Es wird sich finden, ob du davon Gebrauch machen möchtest.«
    » Das werde ich ganz sicher. Ich hörte, das gesellschaftliche Leben auf Barbados sei für junge Frauen ein wenig … eingeschränkt.«
    Darauf blieb Harold Dunmore die Antwort schuldig, doch seine Wut war fast mit Händen zu greifen. Sein Blick irrte hinüber zu Felicity und der Französin. Abermals flackerte Ärger in seinen Augen auf, es schien ihn zu drängen, ein Donnerwetter loszulassen und irgendjemanden – wen auch immer – zu maßregeln. Seine Hände öffneten und schlossen sich, als kostete es ihn alle Überwindung, sich zurückzuhalten. Abrupt wandte er sich schließlich ab.
    » Wir sehen uns zum Dinner«, sagte er knapp über die Schulter, bevor er den

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