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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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hellgelber Chinaseide, üppig mit Spitze besetzt und aufgebauscht von einem breiten spanischen Reifrock aus Fischbein, der einer Hofdame alle Ehre gemacht hätte. Elizabeth hatte es rundweg abgelehnt, sich auch so ein Ding über die Hüften zu stülpen, sie fand, dass es eine Frau wie ein Fass aussehen ließ. Von den Schwierigkeiten beim Laufen ganz zu schweigen.
    Elizabeth kniete immer noch neben Jonathan auf dem Boden. Rasch drückte sie ihm einen Kuss auf die weichen Locken und erhob sich, um nach Deirdre zu klingeln, damit diese ihr Jonathan abnahm. Höchste Zeit, dass sie endlich aus den verschwitzen Sachen kam und sich für die Feier umzog.
    » Übrigens – die Eindhoven liegt im Hafen. Dein Kapitän ist wieder da.«
    Felicity ließ die Mantille sinken und starrte Elizabeth mit weit aufgerissenen Augen im Spiegel an.
    » Oh«, flüsterte sie schwach. » Das sagst du mir erst jetzt?« Sie rannte zur Tür. Die flachen Absätze ihrer seidenen Pantöffelchen klapperten, fast wäre sie auf den blank polierten Bohlen ausgerutscht. » Wir müssen einen Boten zu ihm aufs Schiff schicken! Ihn einladen!«
    » Er kommt doch sowieso! Bis jetzt ist er doch jedes Mal hergekommen, wenn er auf Barbados war!«, rief Elizabeth ihr nach, doch Felicity war schon auf dem Weg nach unten.
    » Kap’tän«, sagte Jonathan. » Ssiff?« Er blickte zu Elizabeth auf und schenkte ihr ein breites Grübchenlächeln. Seine Augen waren so blau wie die Karibische See.
    16
    D as Bankett ging zu Elizabeths Erleichterung schneller vorüber als erwartet.
    Die Gäste, zwei Dutzend an der Zahl, saßen bereits nach dem dritten Gang satt und rülpsend um den langen, aus spanischer Zeder gezimmerten Tisch und sprachen eher dem Alkohol als dem Essen zu. Überall lagen abgenagte Knochen und fetttriefende Servierbretter voller Speisereste. Zu trinken gab es mehr als reichlich. Sherry, Wein, Rum und Punsch flossen in Strömen. Nach dem Dessert zündeten die Männer ihre Tabakspfeifen an, worauf sich die Tischrunde bald in dichten Rauch gehüllt sah, für einen Gutteil der anwesenden Frauen ein willkommener Anlass, sich zurückzuziehen, um sich auszuruhen oder ein wenig frisch zu machen. Für die weiblichen Gäste hatte man zu diesem Zweck einen Raum im Obergeschoss des Hauses hergerichtet und eine Reihe von Dienstmädchen abgestellt, unter ihnen auch Deirdre.
    Ein schwarzes Mädchen wedelte einer plumpen, verschwitzten Matrone mit einem großen Fächer Kühlung zu. Eine andere Magd wusch einer Frau die Füße. Zwei Dienerinnen gingen herum und reichten kalte Limonade. Elizabeth ließ sich von Deirdre das Mieder lockern und verfluchte dabei stumm die Mode, die sie zu solch einengenden Scheußlichkeiten zwang. Wie viel besser hatten es doch die Männer! Unwillkürlich dachte sie an Duncan, wie er ausgesehen hatte, als sie ihn damals bei dem Cottage getroffen hatte, mit offenem Hemd und nachlässig sitzender Hose. Oh ja, dachte sie selbstironisch, vor allem mit nachlässig sitzender Hose.
    Sie wusste nicht, ob sie sich darüber ärgern oder erleichtert sein sollte, dass er an diesem Abend nicht erschienen war. Immer wieder hatte sie zur Tür hinübergesehen, in der Erwartung, er werde doch noch auftauchen. Natürlich war er eingeladen gewesen, auch wenn er im Hause Dunmore alles andere als willkommen war. Harold war zu sehr Geschäftsmann, um einen seiner wichtigsten Handelspartner zu desavouieren. Alle Pflanzer rissen sich darum, dem Kaperfahrer ihre Ernte mitzugeben, weil sie sonst kaum an die begehrten Tauschwaren oder an das Silber kamen, und für Harold Dunmore galt nichts anderes. Es hieß, bald werde sich die Handelslage noch verschärfen, denn allenthalben war die Rede von einem neuen Erlass der englischen Regierung, durch den Cromwell es den Kolonien verbieten wollte, mit den Holländern Handel zu treiben.
    » Ist es recht so?«, fragte Deirdre, nachdem sie die Schnüre an Elizabeths Kleid aufgezogen hatte.
    Elizabeth blickte auf.
    » Ja, danke. Geh nur ruhig wieder zu Jonathan, ja? Du kannst dich schlafen legen. Hier sind genug Mädchen zum Helfen.«
    Die junge Irin nickte dankbar. Ihre Erschöpfung war unverkennbar. Sie war seit dem Morgengrauen auf den Beinen. Mit schlechtem Gewissen sah Elizabeth ihr nach. Sie wusste so wenig über das Mädchen, das nie über seine Vergangenheit in Irland sprach.
    Deirdre ging immer so liebevoll mit Jonathan um, ein eigenes Kind hätte sie nicht sanfter und verständnisvoller behandeln können. Elizabeth fragte

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