Inselsommer
der Kinder- und Jugendbuchautorin Swaantje Zillert, die gerade aus ihrem neuen Buch
Der lange Schlaf
vorlas, das selbst mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte.
»Ja, das ist total klasse«, flüsterte ich zurück und beschloss, Paula den Jugendroman zu schenken, damit sie ihn sich nach der Lesung signieren lassen konnte.
Die Veranstaltung bildete den Auftakt zum zweiwöchigen
Lesefest im Büchernest.
Heute Abend folgte die Lesung von Corinna Hartmann. Larissa, Bea, Rieke, Olli und ich hatten die ganze Woche das kleine Festival vorbereitet, das von Jahr zu Jahr immer mehr Zuschauer anlockte und von der Presse hochgelobt wurde.
Das war genau die Art von Ablenkung, die ich so bitter nötig hatte, um nicht bei dem bloßen Gedanken an Patrick und seinen Sohn verrückt zu werden. Ein Hauch von Normalität inmitten dieses emotionalen Irrsinns, in dem ich steckte.
Vero hatte uns mit dem Catering unter die Arme gegriffen, und selbst Leon war extra am Vorabend für einige Tage von Mallorca gekommen, um zu helfen. Im Moment ging es in erster Linie darum, die Kids bei Laune zu halten und darauf aufzupassen, dass die Kleineren nicht quengelig wurden. Und danach musste die Signierstunde im Anschluss so koordiniert werden, dass kein Chaos ausbrach.
Nachdem die Autorin den letzten Satz – ein echter Cliffhanger – gelesen und das Buch zugeklappt hatte, klatschten die Zuschauer wie verrückt, einige trampelten sogar vor Begeisterung.
Ich führte Swaantje, die mir zuvor das Du angeboten hatte, zu ihrem Tisch mit den Autogrammkarten und den vielen bunten Glitzerstiften. Paula war eine der Ersten und schob ihr mit hochrotem Kopf das Buch über den Tisch, das ich ihr gerade als Geschenk überreicht hatte.
»Verrätst du mir deinen Namen?«, bat Swaantje, und ich musste schmunzeln, weil Paula stumm wie ein Fisch vor ihr stand.
Auch Larissa schaute fragend zu uns herüber. Kurzerhand stellte sie sich neben die Signierschlange und ließ jedes Kind seinen Namen auf ein gelbes Post-it schreiben, das sie auf das jeweilige Buch klebte.
»Dann kennt Swaantje gleich den Namen und weiß, wie er geschrieben wird. Außerdem hilft es den Kindern, die so aufgeregt sind, dass sie sogar ihren eigenen Namen vergessen …«, flüsterte sie mir zu.
Kluge Larissa!
Eine Stunde später war der Trubel vorbei.
Zurück blieben eine überglückliche Autorin, die vor lauter Eifer hochrote Wangen hatte, und das zufriedene Team des Büchernests, zu dem ich mich mittlerweile auch zählte.
»Das lief ja super!«, freute Larissa sich und klopfte Rieke anerkennend auf die Schulter. »Deine Idee mit den Buttons war ein Knaller.«
Rieke fühlte sich sichtlich geschmeichelt, weil sie vorgeschlagen hatte, Buttons mit dem Slogan
Bitte nicht wecken, ich träume gerade von Der lange Schlaf
produzieren zu lassen. Zum Glück war alles pünktlich fertig geworden. Und die Kinder, die kein Buch hatten, hatten eine schöne Erinnerung an die Lesung.
Nachdem wir die wenigen übrig gebliebenen Bücher verräumt hatten, mussten wir uns schon um die Vorbereitungen für den Abend kümmern.
»Corinna hat übrigens gestern noch mal angerufen, um sich zu vergewissern, dass du auch wieder dabei bist«, sagte Larissa und öffnete mehrere Kartons mit der
Trauminsel.
»Wenn sie könnte, würde sie dich bestimmt als persönliche PR -Frau engagieren.«
»Ja, genau das fehlte noch«, gab ich grinsend zurück. »Ich stelle mir gerade vor, wie ich in Zukunft auf die Frage: ›Und was machen Sie beruflich?‹ antworte: Galeristin-Köchin und PR -Betreuerin in Teilzeit. Mal hier, mal da ein bisschen …«
»Ach was, so was nennt man flexibel«, konterte Larissa. »Flexibilität ist eine Eigenschaft, die heutzutage sehr gefragt ist und die man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Außerdem kannst du ja sagen, ich bin Allrounderin!«
»Komm her, du Allrounderin«, witzelte Olli und nahm mich in den Arm. »Lass dich drücken.«
»Wieso das denn?«, fragte ich verwirrt, genoss aber die spontane Umarmung.
»Weil du so ein tolles Händchen für Paula hast. Ich glaube, die Kleine ist ganz vernarrt in dich. Hast du gesehen, wie sie dich angehimmelt hat?«
»Du verwechselst mich gerade mit einer Autorin namens Swaantje Zillert, mein Lieber.
Die
hat sie angeschmachtet und nicht mich. Wieso sollte sie auch?«
»Weil du sie ernst nimmst und ihr kluge Fragen stellst. Ist dir noch gar nicht aufgefallen, dass Paula viel häufiger im Büchernest ist, seitdem du hier
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