Inselsommer
was darum gegeben, zu wissen, was sie dachte. Adalberts mutiger Vorschlag imponierte mir, er nahm die Dinge in die Hand. Außerdem war das vermutlich eine kluge Lösung, falls Larissa ihren Plan wahr machte und nach Mallorca zog.
»Oh, bitte entschuldige, ich war gerade etwas unkonzentriert. Vermieten oder verkaufen? Hm, keine Ahnung. Momentan wissen wir ja noch nicht einmal, ob wir unsere Idee überhaupt realisieren. Das will doch alles gut überlegt sein, nicht wahr?«
Ich musste lachen, weil Beas Gesicht plötzlich einen leicht verzweifelten Ausdruck angenommen hatte.
»Das stimmt. Darüber würde ich auch mehr als eine Nacht schlafen.«
Bea grinste.
»Na, dann sind wir uns ja mal wieder einig.«
Als ich eine Stunde später mit dem Zeichenunterricht für Paula und ihre Freundinnen Maren und Lale begann, träumte ich mich in das Haus von Adalbert. Doch die drei Teenies holten mich schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Die rothaarige Lale mit den abstehenden Zöpfen erinnerte mich an Pippi Langstrumpf und war mindestens genauso lebhaft.
Maren war eindeutig der
Kopf
des Trios und hatte die größte Klappe. Doch so unterschiedlich die Mädchen auch waren, sie hörten mir wissbegierig zu, als ich ihnen erklärte, wie man perspektivisch zeichnete. Sie malten ihr Zuhause, und ich war erstaunt, wie das Ergebnis ausfiel. Maren konzentrierte sich auf das Wesentliche, Lale war das totale Gegenteil: Ihr konnte nichts bunt genug sein, wohingegen sich Paula eher in beinahe romantischen Details und zarten Farben verlor.
»Das war wirklich cool!«, sagte Maren zum Schluss, als ich die drei an der Tür des Pavillons verabschiedete und ihnen die Skizzenblöcke mitgab.
»Kann’s kaum erwarten, das fertige Bild zu sehen, wenn es trocken ist«, sagte Lale und grinste breit. Paula ging auf die Zehenspitzen und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
Als ich wieder allein war und versonnen die Bilder betrachtete, die ich zum Trocknen aufgestellt hatte, durchströmte mich ein warmes, tiefes Gefühl der Zufriedenheit.
53 . Kapitel
M ontagmorgen stand ich in der Küche des Büchernests und malte mir aus, wie es wohl wäre, in Adalberts Haus zu leben. Die Möglichkeit schien auf einmal zum Greifen nahe.
»Alles klar bei dir?«, unterbrach Olli meine Tagträume und stemmte die Hände in die Hüften. Ich nickte grinsend und hätte ihm am liebsten alles erzählt. Doch ich wollte meine Ideen für mich behalten, bis ich mit Adalbert gesprochen hatte.
»Super, denn ich habe einen Anschlag auf dich vor: Heute Abend
musst
du mich endlich mal besuchen und zusammen mit mir und den Jungs am Strand feiern. Diesmal akzeptiere ich keine Ausrede!«
Ich tat, als würde ich salutieren.
»Alles klar, ich komme. Und bringe Larissa mit, wenn sie heute nichts anderes vorhat.«
»Always look at the bright side of life«,
sang Olli aus vollem Hals und spielte dazu Gitarre, als Larissa und ich gegen halb neun am Hörnumer Strand in der Nähe des Leuchtturms eintrafen. Wir setzten uns auf eine mitgebrachte Wolldecke und streckten unsere nackten Füße genüsslich in den warmen Sommersand.
»Gut, dass du mich überredet hast«, seufzte Larissa. »Wir Insulaner gehen nämlich viel zu selten ans Meer und vergessen deshalb oft, wie schön es hier ist.«
Ich drückte stumm ihre Hand und ließ mich ebenfalls von der Magie der Abendstimmung gefangen nehmen.
Am Horizont zogen vereinzelte Möwen ihre Kreise, während die Sonne langsam unterging. Ich bestaunte die farbenprächtigen Rot- und Orangetöne, die sich mit dem tiefen Blau des Himmels mischten. Nicht lange und es würde stockdunkel am Strand sein, bis auf die Fackeln, die Olli und seine Freunde Fabian, Tim und Gero in den Sand gesteckt hatten. Die Würstchen auf dem Grill verbreiteten einen appetitlichen Duft, und ich genoss den gegrillten Maiskolben, auf den ich Butter und eine Prise Salz getan hatte. Bier- und Saftkisten hatte Olli zum Kühlen ins Wasser gestellt. Ich trank einen herrlich spritzigen Rosé, für mich der Inbegriff eines unbeschwerten Sommers.
»Das hätten wir wirklich schon viel früher machen sollen«, sagte Larissa, legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schaute in den Himmel, der schon bald von Millionen funkelnden Sternen bedeckt sein würde.
»Du meinst, wie gut, dass wir wenigstens einen Punkt von unserer
Liste
abhaken«, antwortete ich lächelnd.
»Wer sagt denn, dass wir jetzt schon die Flinte ins Korn werfen?«,
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