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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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dieser Zeit, als es noch dunkel war. Aber die Situation, die wir am Tatort vorgefunden haben, sagt uns doch etwas völlig anderes.«
    »Gar nichts passt da«, antwortete Schielin, »gar nichts.«

    Robert Funk und Jasmin Gangbacher kamen nach einiger Zeit wieder von der Insel zurück. Grohm war nicht im Hotel und dort konnte niemand sagen, wo er sich aufhielt. Sie hatten erfahren, dass er auch nicht im Hotel zu Abend essen würde.
    Es dauerte noch über zwei Stunden, bis Kimmel und Lydia von Augsburg zurückkamen. Sie hatten ein schmales blondes Bürschchen dabei, der ihnen brav nachlief und mit gesenktem Kopf ständig die Handschellen zu studieren schien. Sie entschieden, mit der Vernehmung bis zum Morgen zu warten. Sie wollten ausgeruht und frisch sein. Und auch Dohmen sollte nicht im Zustand der Erschöpfung mit ihnen reden. Immer noch hatten sie keine gesicherten Personalien von ihm, denn der Kleine war erstaunlich fest in seinem Schweigen. Jasmin Gangbacher war sicher, dass es sich um Bernd Dohmen handelte, denn sie erkannte in den feinen Gesichtszügen eindeutig die der Mutter. Er wurde versorgt und mit dem Auftrag in die Zelle gehockt, sich Gedanken zu machen. Ein überflüssiger Satz, den Lydia Naber da gesprochen hatte. Sie merkte es gleich. Der Kerl da war zu gar nichts anderem mehr fähig, als sich Gedanken zu machen.
    Spät am Abend besuchte ihn Jasmin Gangbacher in der Zelle. Robert Funk, der sie begleitete, hielt sich im Hintergrund.
    Sie stellte ihm einen Plastikbecher hin und erzählte dabei, dass sie den Garten in Ravensburg so bewundert hätte. All diese wunderbaren Rosen. Sie sagte, es müsse schön sein dort zu wohnen. Und dann die auffallend große Musiksammlung. Wie nebenbei fragte sie, ob er an deren Zusammenstellung beteiligt war. Er war ihren langsamen Bewegungen zwar gefolgt. Sein stummes Nicken jedoch wirkte abwesend. Ohne ihm den Blick zuzuwenden fragte sie, ob es nicht besser sei, wenn sie seine Eltern informieren würde. Erst als eine kleine Weile vergangen war, sah sie ihn an. Wieder nickte er.
    »Morgen früh dann«, sagte sie.

    Lydia und Schielin nahmen die Information gelassen auf. Sie tippte Berichte und das ungleichmäßige Klacken von Schielins Tastatur sagte ihr, dass er nicht gerade schnell mit dem Schreiben vorankam. Außerdem hatte er sich bisher kaum für Dohmen interessiert. »Was brütest du aus?«, fragte sie forschend.
    Schielin tippte wieder Worte und ließ sich auch nicht von ihrer Frage unterbrechen. »Mhm, im Grunde genommen weiß ich es selbst noch nicht so genau. Das mit Grohm und seinem Doktortitel lässt mir keine Ruhe.«

    Es war schon dunkel, als er die Dienststelle als Letzter verließ. Er war nicht so recht in Stimmung für Familienkonversation, und was Marja ihm aus dem Gemeindebrief vorlas, ärgerte ihn. Er nahm ein Glas Rotwein und setzte sich unter die Obstbäume. Die Sterne hingen leuchtend am Himmel und in der klaren Nachtluft waren die markanten Duftwolken, die von der Weide herkamen, angenehm zu riechen. Später sah er im Fernsehen eine Reportage über die besonderen Fähigkeiten von Hunden. Gommis Hundle fiel ihm ein. Na ja.

Kanuclub
    Auch in dieser Nacht waren keine Wolken aufgezogen. Die Wärme fühlte sich von Tag zu Tag trockener an und bald würde die Natur Regen benötigen. Schielin hatte Lydia davon verständigt, dass er ein wenig später kommen wollte. Dohmen musste sowieso noch erkennungsdienstlich behandelt werden – Fingerabdrücke, Speichelprobe, messen, beschreiben. Das dauerte seine Zeit.
    Bevor Schielin sich aufs Rad setzte, war er zur Weide gegangen, um nach dem Rechten zu sehen. Ronsard hatte sein bockiges und beleidigtes Verhalten aufgegeben und sich dazu entschieden, die Weidegäste zu ignorieren. Noch als Schielin ein Stück entfernt war, hatte er seinen Stammplatz unter dem Birnbaum verlassen und war mit staksigen Schritten an den Zaun gekommen. Schielin rieb ihm den festen Nasenrücken und sein Esel genoss es. Es war an der Zeit, wieder mal auf eine längere Tour zu gehen.
    Schielin rollte hinunter in die Reutiner Straße. Der Dienststellenbetrieb hatte bereits Fahrt aufgenommen. Am Gang begegnete ihm Dohmen in Begleitung von Wenzel und Lydia, die mit den Formalitäten fertig waren. Ein paar Stunden Schlaf, selbst wenn sie unruhig gewesen waren, hatten aus dem nervösen Kerl von gestern wieder einen halbwegs vernünftigen Menschen gemacht. Kimmel war nicht in seinem Büro, wie Schielins kurzer Kontrollblick erbrachte, und auf

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